Der letzte Single fangt den Mann
Sprich weiter.«
» Ich… vermisse ihn einfach, ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll. Dieses Gefühl kenne ich gar nicht. Ich… habe Heimweh nach ihm.«
» Heimweh?«
» Ich habe einen Kloß im Hals. Genau wie damals in der Schule. Ich kenne dieses Gefühl nicht. Ich vermisse ihn.«
» Du vermisst ihn…«, sagt Sophie langsam. » Vielleicht solltest du ihm das sagen?«
» Das kann ich nicht«, entgegne ich entgeistert. » Das wäre total daneben. Ich muss es einfach akzeptieren und weitermachen.« Schweigen. » Ich hatte irgendwie gehofft, du siehst das genauso. Und gibst mir vielleicht sogar ein paar Tipps, wie ich damit umgehen soll.«
Sophie holt tief Luft. » Findest du es nicht auch seltsam, dass dich die Sache mit Robert mehr mitnimmt als das mit Dave?«
» Nein. Außerdem hat das mit Dave mich mehr mitgenommen, als wir noch zusammen waren… Ich habe eine neue Theorie, wonach ich im Vorfeld schon so viel Angst hatte, dass er sich trennt, dass es, als es dann passierte, fast nicht mehr wehtat.«
» Huh«, sagt Sophie. Wir haben uns recht viel über Dave unterhalten nach meiner Rückkehr aus Hongkong, klar, aber sie glaubt mir immer noch nicht, wenn ich sage, dass es mir gut geht. » Das erklärt, warum du so neben dir gestanden hast an Weihnachten.«
» Was?«
» Du warst ein wenig… äh… angespannt… Mum und Dad haben mich ständig gelöchert, um zu erfahren, was mit dir los ist.«
» Ich war vorübergehend nicht bei Verstand, mehr nicht. Dave war wie eine Droge.«
» Er ist eine Scheißdroge«, sagt Sophie und fügt loyal hinzu: » Und wenn er wüsste, was für ein außergewöhnlich toller Mensch du bist, dann hätte er nie…«
» Ehrlich, Soph, du musst das nicht sagen«, unterbreche ich sie. Seltsam, der bloße Gedanke an Dave kommt mir wie Zeitverschwendung vor. » Egal. Vielleicht gehören Bella und er zusammen.«
Ich habe Sophie natürlich immer noch nichts von der Sache zwischen Daves Vater und Lukes Mutter erzählt. Es würde sie nur in eine blöde Situation bringen, wenn sie etwas über ihre zukünftige Schwiegermutter weiß, was nicht einmal ihr Verlobter weiß. Und außerdem ist es ein Geheimnis, das man nicht weitererzählt.
» Ich werde mich zusammenreißen an der Hochzeit. Leider kann man nicht so eine hinterhältige Schlampe von einer Schwägerin entbrautjungfern, ohne einen riesigen Familienkrach auszulösen. Aber gleich nach der Hochzeit werde ich sie mir gründlich vornehmen.«
Das ist so ein untypischer Satz für Sophie, dass ich fast lachen möchte, aber der Kloß in meinem Hals hindert mich daran.
» Huh«, sage diesmal ich.
Wenn ich anfange zu lachen, muss ich gleichzeitig weinen, glaube ich.
» Und nun… was hast du vor? Wegen Robert?«
» Hm«, sage ich, während ich versuche, die Tränen zurückzuhalten. » Tja… Was meinst du, was soll ich tun?«, frage ich schließlich.
Sophie lässt sich mit der Antwort viel Zeit. » Süße, wenn du nicht erkennst, wie es wirklich um deine Gefühle für Robert bestellt ist, dann… dann weiß ich nicht, was ich dir sagen soll.«
» Was meinst du mit › wie es wirklich um meine Gefühle für Robert bestellt ist ‹ ?«
Wieder entsteht eine Pause.
» Luke und ich… äh… wir hatten gedacht, dass ihr zwei, keine Ahnung…«
» Was?«
» Zusammenkommt.«
» Nein!«
» Aber ihr versteht euch so gut, und da war diese sexuelle Anspannung…«
» Was? Das ist nicht wahr! Wann soll das gewesen sein mit der sexuellen Anspannung?« Schweigen. Verdammter Mist, warum ist Sophie so gut darin, die Klappe zu halten? » Wir verstehen – falsch, wir verstanden uns so gut, Vergangenheitsform, gerade weil der Sex außen vor blieb. Robert ist ein Playboy, schon vergessen? Das war eine rein platonische Freundschaft. Ich habe seine Gesellschaft genossen …«
Ich unterbreche mich und überlege.
» Kannst du aufrichtig behaupten, dass du ihn nicht attraktiv findest? Nicht einmal ein winziges bisschen?«
Ich gebe keine Antwort. Ich starre auf das Foto von uns in dem Reisetagebuch. Er sieht unverschämt gut aus.
» Das spielt keine Rolle. Robert hat kein Interesse an mir. Er findet mich nicht attraktiv.«
» Das weißt du nicht. Vielleicht hat er vorher nichts unternommen, weil du seine Mitbewohnerin bist oder weil du meine Schwester bist. Wie sagt man noch? Man soll nicht vor seine eigene Tür scheißen oder so. Und dann bist du ja mit Dave zusammengekommen.«
» Hm«, sage ich.
Ich überlege. Robert hat mir
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