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Der letzte Single fangt den Mann

Der letzte Single fangt den Mann

Titel: Der letzte Single fangt den Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burgess Gemma
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der letzten zehn Jahre interessant aufzubereiten und gut verdaulich zu präsentieren, und ich habe dazu jede Menge Ideen. Zuerst halte ich mich noch ein wenig zurück, aber während der Projektbesprechung habe ich wortreich und lebhaft mit Katherine und Jeremy, dem Rechercheassistenten und Toastbutterer, diskutiert. Wir haben grob festgelegt, wie wir bei der Recherche vorgehen, und die Produktionsassistenten haben eine lange Aufgabenliste bekommen.
    » Übrigens«, sagt Jeremy zu Katherine, als wir den Raum verlassen. » Ronan hat vorhin angerufen. Er hat gefragt, ob ich die Recherche für das Frankreich-Projekt beschleunigen kann. Ist das okay?«
    » Ja, wir hatten eine Anfrage von HBO «, antwortet Katherine. » Wir müssen alles für das Meeting in LA nächsten Monat sammeln.«
    » Was ist das Frankreich-Projekt?«, frage ich.
    » Das ist unser erster nichtdokumentarischer Film… ein tolles Drehbuch. Es handelt sich um ein vierteiliges Historiendrama über Blanka von Kastilien. Sie war die Frau von…«
    » König Ludwig dem Achten«, sage ich. » Ich habe meine Diplomarbeit über Blanka geschrieben. Ich habe Altfranzösisch und Spanisch studiert.«
    Katherine starrt mich einen Moment an und beginnt dann, hysterisch zu lachen.
    » Unglaublich! Wahnsinn! Ich bin so froh, dass wir dich kennengelernt haben.«
    Jeremy grinst. » Ich auch. Ich wäre sonst völlig hilflos.«
    Ich lächle glücklich. Ich glaube nicht, dass ich jemals einen besseren Arbeitstag in meinem Leben hatte.
    Die nächsten Tage verfliegen im Nu, ein verschwommenes Durcheinander aus Meetings und Recherchen und Ideen, die mich alle in dem Gefühl bestärken, dass ich meine wahre Berufung gefunden habe. Ich bleibe meistens länger im Büro als die anderen. Ich kann nicht anders– ich schätze mich überaus glücklich, dass ich diese Chance bekomme. Ich möchte niemanden enttäuschen.
    Abends treffe ich mich mit den Mädels zum Quatschen und verabrede mich sogar mit ein paar Leuten aus der alten Uniclique. Alles, nur nicht zu Hause herumsitzen.
    Anscheinend ist Peter mit der Frau, mit der er herumgereist ist, zusammengezogen– genau, die, mit der er eine Affäre hatte. Die Neuigkeit lässt mich kalt. Es ist, als würde ich den neuesten Klatsch über jemanden, den ich nicht einmal kenne, hören. Ist das nicht schräg?
    Am Donnerstag gehe ich nach Feierabend mit meinen neuen Kollegen einen trinken, aber ich klinke mich aus, als die Runde beschließt, danach essen zu gehen, und gehe nach Hause. Ich glaube, die Jungs sind heute Abend aus, dann habe ich das Haus für mich allein.
    JimmyJames’ Anwesenheit macht es einfacher, das Niemandsland meiner Freundschaft mit Robert zu ertragen, denke ich, als ich das Trümmergrundstück, was einmal unser Wohnzimmer war, betrete. Andererseits auch nicht. Ich frage mich, ob Robert und ich uns inzwischen unterhalten hätten, wenn wir die Möglichkeit gehabt hätten, unter vier Augen zu sprechen.
    Andererseits gibt es nicht wirklich etwas zu besprechen, oder? Nein.
    Ich glaube, ich muss mir eine andere Bleibe suchen. Ich meine, ich weiß, dass ich ausziehen werde. Ich habe es hinausgeschoben, mir darüber Gedanken zu machen (wie untypisch für mich). Aber diese eisige Atmosphäre kann ich nicht ewig ertragen. Also bleibt mir nur der Rückzug, richtig?
    Ich stelle die Waschmaschine an und gehe nach oben, wo ich ein ausgiebiges heißes Bad genieße. Ich versuche, die Elle zu lesen, aber ich kann mich nicht konzentrieren. Also lehne ich mich einfach in der Wanne zurück und beobachte den Dampf, der vom Wasser aufsteigt. Gleich darauf kommt mir die Idee, dass ich nebenher genauso gut meine Beine rasieren kann und ein Gesichtspeeling machen. Nach ungefähr einer halben Stunde wird das Wasser allmählich kalt, und aus dem Hahn kommt auch kein heißes Wasser mehr. Ich trockne mich ab, schlüpfe in meinen wärmsten Pyjama und mache etwas, auf das ich mich schon die ganze Zeit gefreut habe.
    Ich werfe meine alten Arbeitsklamotten raus.
    All die scheußlichen rosafarbenen Oberteile, die ich für den Notfall aufbewahrt habe, nichts Sauberes zum Anziehen zu haben. Die schwarze Hose, die ich hasse wie die Pest, die ich aber nicht wegwarf, weil ich keine Lust hatte, eine neue zu kaufen, die ich genauso schrecklich finden würde. Die braune Hose, die gut war für Tage, an denen ich mich aufgebläht fühlte. Die Strickweste, die ich im Sommer wegen der schrecklichen Klimaanlage tragen musste. Das schwarze Oberteil, das ich noch nie

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