Der letzte Single fangt den Mann
Anschlag. Die Hälfte der Gäste trägt Perücken und Sonnenbrillen aus keinem ersichtlichen Grund.
Es ist nicht eine dieser Partys, auf denen man von allen gemustert und anschließend ignoriert wird. Vielmehr ist es eine dieser Partys, auf denen man beim Hereinkommen direkt von der albernen Stimmung angesteckt wird. Außerdem entdecke ich sofort fünf Frauen in Outfits, die ich kopieren möchte.
» Ich wollte dir eigentlich alle Leute vorstellen«, sagt Robert. » Aber ich schätze, dafür kommst du einen Drink zu spät.«
Wir lächeln uns kurz an, aber ich werde von einem Kerl abgelenkt, der auf die Wand neben mir zustürmt und versucht, daran hochzulaufen, wie Donald O’Connor in seiner Tanzeinlage in Singing in the rain. Er scheitert allerdings kläglich und kracht auf den Boden.
» Alles okay?«, frage ich und beuge mich vorsichtig über ihn.
» Hat jemand zugesehen?«, fragt er gedämpft durch seine Armbeuge, die auf seinem Gesicht liegt.
» Äh…« Ich bin mir nicht sicher, was ich sagen soll.
» Das ist JimmyJames«, erklärt Robert. » Er tut alles, um Aufmerksamkeit zu bekommen…«
» Ich tue nicht alles, um Aufmerksamkeit zu bekommen«, widerspricht JimmyJames vom Boden aus. » Ich ziehe eine Grenze bei Nonnen und Hunden.«
Er greift nach Roberts ausgestreckter Hand und zieht sich mit einem Hüpfer hoch. Jimmy, wie ich jetzt sehen kann, ist gebaut für Kraft, nicht für Geschwindigkeit. Geschweige denn dafür, an Wänden hochzuklettern. Er ist ungefähr so groß wie ich und hat die Figur einer Tonne.
Bevor ich antworten kann oder ihn fragen, warum er JimmyJames heißt, werde ich von einem Schrei hinter mir abgelenkt.
» Schwestaaah!« Ich drehe mich um. Es ist Sophie, die, ganz untypisch, auf einem Couchtisch zu Bust a move von Young MC tanzt. Sie kreischt begeistert meinen Namen und streckt die Arme zu mir aus, wobei sie prompt vom Tisch fällt. Für den Bruchteil einer Sekunde befürchte ich, dass sie mit dem Gesicht voran auf den Boden knallt und sich die Nase bricht, weil sie zu betrunken ist, um sich mit den Händen abzufangen, aber im letzten Moment fängt Robert sie auf und stellt sie sicher auf ihre Füße. Sie scheint ihn nicht einmal zu bemerken und fällt mir fröhlich um den Hals. » Ich hab dich so sehr vermisst!«
» O mein Gott, das war knapp«, sage ich zu Robert. Er lächelt und wendet sich wieder JimmyJames zu.
» Erzähl mir alles von deinem Speed Dating!«, sagt Sophie.
Normalerweise trinkt sie nicht so viel. Jemand muss ihr Schnaps gegeben haben.
» Morgen«, sage ich und schüttle den Kopf.
Sophie schnappt sich meine Hand und zwingt mich zu der Breakdance-Figur mit (ziemlich erbärmlichen) Wellenbewegungen durch die Arme, die wir als Kinder perfekt draufhatten. Lachend drehe ich mich zu Robert um, aber der starrt eine sehr hübsche Frau an, die große, schräge Augen hat– wie eine Siamkatze.
» Robbie, kann ich mal kurz mit dir reden?«, sagt sie leise mit rauchiger Stimme.
Gott, ich wünschte, meine Stimme wäre tiefer. Ich schwöre, auf meiner Mailbox klinge ich wie sieben.
» Olivia! Aber sicher. Gerne«, sagt Robert. » Lass uns in die Küche gehen. Abby, möchtest du was zu trinken haben?«
» Lukey steht dort drüben, komm und sag Hallo«, plappert Sophie dazwischen und greift nach meiner Hand.
» Ja, bring mir irgendwas mit«, rufe ich über meine Schulter hinweg, während Sophie mich wegzieht. » Ich bin eindeutig zu nüchtern für diese Party.«
» Nüchtern ist tödlich«, sagt der Mann, der jetzt vor mir steht.
Unsere Blicke treffen sich. Heilige Sinnesüberreizung vor Schönheit. Ich drehe mich wieder zu Sophie, um den Augenkontakt mit ihm zu unterbrechen.
» Abigail, das ist Dave«, sagt Sophie.
» Hallo«, sage ich und– unhöflich vor lauter Benommenheit– drehe mich rasch zu Luke, bevor Dave etwas erwidern kann. » Hi, Luke.«
» Hallo, Fast-Schwägerin«, entgegnet Luke und gibt mir ein Küsschen auf die Wange, bevor er Sophie in einen innigen filmreifen Kuss taucht.
Ich habe keine andere Wahl, als mich wieder zu Dave zu drehen. O Gott. Was für ein schöner Mann.
» Kann ich dich für einen Kurzen begeistern?«, fragt Dave.
Er trägt eine Flasche Tequila vor dem Bauch in einem Trinkwassergürtel, wie ihn normalerweise Läufer benutzen, mit sechs Schnapsgläsern an jeder Seite wie Patronen. In einem iPod-Holster über seiner linken Schulter steckt ein kleiner Salzstreuer, und er hält einen Teller mit Zitronenscheiben in der rechten
Weitere Kostenlose Bücher