Der letzte Single fangt den Mann
Hand. Er ist eindeutig derjenige, der für den momentanen Zustand meiner Schwester verantwortlich ist.
» Ist dir keine Halterung für die Zitronenscheiben eingefallen?«, sage ich.
Reiß dich zusammen, Abigail. Unsere Blicke kreuzen sich wieder, und mein Gesicht kribbelt schmerzhaft. Ich werde rot.
» Eigentlich wollte ich den Teller einem Zwerg auf den Kopf binden«, erwidert er. » Aber leider hat mein Zwerg für knifflige Situationen gerade Urlaub.«
» Blöd«, sage ich und schaue ihm ganz kurz in die Augen, bevor ich sofort wieder wegsehe.
Er ist auch noch witzig. So ein Ärger. Komm schon, Abigail. Reiß dich zusammen.
Aber er ist so schön. Kurze dunkelblonde Haare und auffallend blaue Augen, in die ich nicht länger als eine halbe Sekunde blicken kann. Gesunde Bräune, als wäre er vor kurzem Skifahren oder segeln gewesen. Ein Lächeln, das beinahe das ganze Gesicht einnimmt. Er ist recht groß und fit, vielleicht ein wenig zu dünn, aber solange er keine kleinere Jeansgröße trägt als ich, ist mir das egal. Kurzum, echt zum Anbeißen. Und wahrscheinlich nicht meine Liga.
» Auf die Plätze!«, ruft Dave.
Sophie und Luke unterbrechen ihren Kuss, während Dave die Schnapsgläser verteilt und mit Tequila füllt.
» Ich bin mir nicht sicher, ob ich Tequila mag«, sage ich, während ich an den Abend mit Röhrenjeans denke. Brrr. Schnell verdrängen.
» Niemand mag Tequila, Abigail, Darling«, sagt Dave und sieht mich an. » Wie könnte man auch.«
Hand anlecken. Salz darauf streuen. Glas kippen. Zitronenscheibe aussaugen. Als ich mich kurz wegen des ekelhaften Geschmacks schüttle, hebe ich den Kopf und fange wieder Daves Blick auf. Gott. Das ist wie ein Schlag in den Magen vorVerlangen. Ich habe so etwas noch nie in meinem Leben gespürt. Ich wette, der Funke würde sofort überspringen, wenn wir uns küssten…
Im Moment habe ich gar nichts Cooles oder Distanziertes an mir. Vielmehr bin ich mir ziemlich sicher, dass Dave meine Gedanken lesen kann: ICH MÖCHTE GERNE NACKT MIR DIR IM BETT LIEGEN .
Ich drehe mich zu Sophie.
» Melde dich doch noch mal bei Jon!«, kräht sie. » Wie ich gehört habe, findet er dich sehr sympathisch. Hat er mal was von sich hören lassen?«
» Äh… ja«, sage ich zerstreut. » Aber ich bin nicht interessiert.«
» Kannst du nicht eine Ausrede erfinden, statt ihn zu ignorieren? Zum Beispiel, dass du dich mit deinem Ex wieder versöhnt hast? Dann muss er sich wenigstens keinen Kopf machen…«
» Nö«, sage ich. » Keine Lust. Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Beziehung suche.«
» Du bist gemein. Jon soll nämlich echt nett sein… Oh! Ich bin heute übrigens einen Marathon gelaufen!«, sagt sie stolz.
» Ich dachte, es war ein Wohltätigkeitslauf über fünf Kilometer durch den Hyde Park in der Mittagspause?«, erwidere ich.
Gott segne das Erinnerungsvermögen von Betrunkenen.
» Was auch immer. Jedenfalls bin ich sehr lange gelaufen«, sagt sie. » Danach bin ich nach Hause, um mich auszuruhen, dann habe ich mich mit Luke zum Abendessen getroffen, und dann kam Dave dazu als der Captain of Fun«, sagt sie und hickst laut. » Seitdem geht es hier ein bisschen drunter und drüber.«
» Nein, nein«, widerspricht Dave. Er hat eine sehr selbstsichere Art zu reden. » Captain Fun, nicht der Captain of Fun. Das ist ein rechtmäßiger Name. Abigail, du verstehst den Unterschied, nicht?«
» Absolut«, sage ich und nicke wieder dämlich.
Ich frage mich, ob er das mit Jon mitbekommen hat. Wenigstens weiß er dann, dass ich Single bin, richtig? (Klingt das verzweifelt? O Gott.)
Ich stürze auf Robert zu, der gerade mit zwei Bier und ohne Olivia aus der Küche kommt und mir » Komm mit!« zuzischt, als ich ihn erreiche. Kaum sind wir im Flur, lasse ich mich theatralisch gegen die Wand sinken.
» Dieser Dave. Ihr seid doch so was wie beste Kumpel, richtig? Wie kommt es dann, dass ich ihn nie kennengelernt habe? Ist er Single?«
» Ja, warum?«, sagt Robert. Dann macht es klick. » Dave? Im Ernst?«
» Ja. Das ist der erste Mann seit meiner Trennung von Peter, den ich einfach… göttlich finde«, brabble ich. » Erzähl mir von ihm. Hat er irgendwelche schlimmen Macken? Ist er nett zu Kellnerinnen? Glaubst du, er mag mich? Glaubst du, er würde mich zu einem Date einladen? Ich glaube, ich könnte ihn mir als meinen Liebhaber vorstellen.«
» Als deinen Liebhaber? Okay, Abby, bleib locker«, sagt Robert. » Dave ist einer meiner ältesten Freunde. Ich kann
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