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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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seinem Hinterfenster halten. Aber zuerst prüfte er die Papiere, die ich mitgebracht hatte. Er sagte, drei seien wesentlich, und die müsse er behalten. ›Ich kann sie Ihnen nicht überlassen‹, sagte ich. ›Es wird einen fürchterli chen Aufruhr in Woolwich geben, wenn ich sie nicht wieder an ihren Platz lege.‹ – ›Ich brauche sie‹, sagte er, ›sie sind technisch so kompliziert, daß man unmöglich schnell Kopien abnehmen kann.‹ – ›Dann muß ich sie eben alle heute abend noch zurückbringen‹, sagte ich. Er dachte ein Weilchen nach, und dann rief er, er habe die Lösung. ›Die drei bleiben bei mir‹, sagte er, ›die anderen stopfen wir dem jungen Mann in die Tasche. Wenn sie ihn finden, wird das ganze Geschäft bestimmt seinem Konto zugeschrieben werden.‹ Ich sah keinen anderen Ausweg; also handelten wir, wie er es vorgeschlagen hatte. Wir warteten eine halbe Stunde an dem Fenster, bis ein Zug stoppte. Es war so neblig, daß kein Mensch etwas bemerkte, und es war nicht schwierig, Wests Leichnam auf das, Wagendach hinunterzulassen. Das war das Ende der Sache, soweit ich mit ihr zu tun habe.«
      »Und Ihr Bruder?«
      »Er sagte nichts, obwohl er mich einmal mit seinen Schlüsseln erwischt hatte, aber ich glaube, er verdächtigte mich. Ich las es in seinen Augen, daß er mich verdächtigte. Wie Sie wissen, hat er sich nicht mehr von dem Schlag erholt.«
      Im Zimmer war es still geworden. Da meldete sich Mycroft Holmes.
      »Können Sie nicht etwas wiedergutmachen? Es würde Ihr Gewissen erleichtern und möglicherweise die Strafe verringern.«
      »Was könnte ich wiedergutmachen?«
      »Wo ist Oberstein mit den Papieren?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hat er Ihnen keine Adresse angegeben?«.
      »Er sagte, daß ihn eventuell Briefe an das Hôtel du Louvre in Paris erreichen würden.«
      »Dann läge Wiedergutmachung noch in Ihrer Macht«, sagte Holmes.
      »Ich will alles mir Mögliche versuchen. Ich schulde dem Burschen keine besondere Rücksicht. Er ist mein Ruin und mein Untergang.«
      »Hier sind Papier und Feder. Setzen Sie sich an den Tisch und schreiben Sie, was ich Ihnen diktiere. Adressieren Sie das Kuvert. So ist es recht. Nun der Brief: ›Mein lieber Herr, im Zusammenhang mit unserer Transaktion wird Ihnen zweifellos das Fehlen eines wichtigen Details aufgefallen sein. Ich bin im Besitz einer Pause, die das Objekt komplettiert. Ich hatte dadurch zusätzliche Ungelegenheiten, und so muß ich Sie um eine weitere Zahlung von fünfhundert Pfund bitten. Ich werde die Sache nicht der Post anvertrauen, noch nehme ich andere Bezahlung als in Gold oder in Banknoten. Ich käme ja gern zu Ihnen ins Ausland, aber es würde Aufsehen erregen, wenn ich gegenwärtig das Land verließe. Deshalb erwarte ich Sie am Samstagnachmittag im Rauchzimmer des Hotels ‚Charing Cross’. Vergessen Sie nicht: nur englische Banknoten oder Gold werden von mir akzeptierte – Das reicht. Ich wäre sehr überrascht, wenn das unseren Mann nicht in die Falle lockte.«

    Und es reichte wirklich! Es ist eine geschichtliche Tatsache – der Geheimgeschichte einer Nation, die oft bedeutender und interessanter ist als die öffentlichen Chroniken –, daß Oberstein in dem Bestreben, den Coup seines Lebens zu vervollständigen, den Köder nahm und für fünfzehn Jahre im Gewahrsam eines britischen Zuchthauses verschwand. In seinem Koffer fand man die unschätzbar wertvollen Bruce-Partington-Pläne, die er aufgehoben hatte, um sie in den Marinezentren Europas zum Höchstpreis anzubieten.
      Colonel Walter starb gegen Ende des zweiten Jahres nach seiner Verurteilung im Gefängnis. Und was Holmes angeht, so begab er sich mit neuen Kräften wieder an seine Monographie über die polyphonen Motetten von Lassus, die er dann auch im Selbstverlag herausbrachte und von der Experten sagen, sie seien das letzte Wort auf diesem Gebiet.
      Einige Wochen nach den geschilderten Begebenheiten erfuhr ich zufällig, daß mein Freund für einen Tag in Windsor gewesen und von dort mit einer ausnehmend schönen smaragdenen Krawattennadel zurückgekommen sei. Als ich ihn fragte, ob er sie gekauft habe, antwortete er, sie sei ein Geschenk einer gewissen huldvollen Dame, in deren Interesse einen kleinen Dienst zu erweisen er sich einmal habe glücklich schätzen dürfen. Mehr sagte er nicht, aber ich stelle mir vor, ich könnte den erhabenen Namen der Dame erraten, und ich zweifle kaum, daß die Smaragdnadel im

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