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Der letzte Tag der Unschuld

Der letzte Tag der Unschuld

Titel: Der letzte Tag der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edney Silvestre
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könnte …«
    »Jetzt müssen wir nur noch das Fleischermesser finden, das Sie für den Mord benutzt haben«, verkündete Paulo.
    »Oder den Dolch«, warf Eduardo ein.
    Hanna setzte sich. Sie nahm einen tiefen Zug, die Zigarettenspitze mit der übertriebenen Dramatik eines Stummfilmvamps haltend, und musterte die Jungen.
    »Drei Spinner …«, sagte sie, stieß den Rauch aus und lächelte, »die Detektiv spielen.«
    Sie hatte ihre Selbstsicherheit wiedergefunden, war wieder Herrin der Lage.
    »Ihr habt ja keine Ahnung, worauf ihr euch da eingelassen habt. Mit wem ihr euch angelegt habt.«
    Hannas Selbstsicherheit verunsicherte Ubiratan.
    »Sie haben … haben Aparecida umgebracht …«
    »Umgebracht?«
    »Ja, umgebracht.«
    »Ihr Name war Anita. Sie hat vor langer, langer Zeit aufgehört, Aparecida zu sein. Wollen Sie wirklich stehen bleiben? Warum setzen Sie sich nicht?«
    Sie stieß den Rauch durch die Nase aus und zeigte auf das Kanapee vor ihr. Ubiratan nahm Platz, Paulo und Eduardo postierten sich hinter ihm wie Wachen.
    »Finden Sie, dass dieses Gespräch für die Ohren dieser Kinder geeignet ist?«
    »Hier sind keine Kinder«, protestierte Paulo. »Wir helfen bei den Ermittlungen.«
    Sie ignorierte sie.
    »Eine Zigarette gefällig?« Sie hielt Ubiratan die Zigarettendose hin. »Das sind ausländische Zigaretten. Tabac blond aus Virginia.«
    Ubiratan fischte den Zigarettenstummel aus der Streichholzschachtel, die er aus der Jacketttasche gezogen hatte. Hanna beugte sich vor und zündete den Stummel an. Dann rückte sie den gläsernen Aschenbecher so, dass beide daran kamen.
    »Ich halte es für unpassend, über Anita zu reden, Ihnen etwas über ihr Leben zu verraten, solange diese beiden Kinder in meinem Salon sind.«
    »Ich hab doch schon mal gesagt, hier gibt’s keine Kinder«, wiederholte Paulo mit wachsendem Zorn.
    »Meinen Sie nicht, es wäre besser, sie hinauszuschicken?«
    »Ich rühre mich hier nicht weg«, rief Eduardo empört aus.
    »Kommt gar nicht infrage!«, fügte Paulo hinzu.
    »Was ich Ihnen über Anitas Leben erzählen kann, Senhor … Wie war noch mal Ihr Name?«
    »Ubiratan.«
    »Wenn Ihnen wirklich etwas an der Erziehung dieser beiden fast hübsch zu nennenden Jungen liegt, Senhor Ubiratan, sollten Sie wissen, dass das, was ich Ihnen über Anitas Leben erzählen kann, wenig erbaulich für zwei noch ungefestigte Persönlichkeiten ist. Ich nehme an, Sie wissen das. Aufgrund der Fotos, die Sie, wie ich weiß, gesehen haben, können Sie sich ja eine Vorstellung von den Dingen machen, die in dieser Unterhaltung zur Sprache kommen werden.«
    »Welche Fotos meint sie?«, fragte Paulo neugierig.
    »Sie haben uns nie etwas von irgendeinem Foto erzählt.«
    »Was ist denn auf diesen Fotos, was wir nicht wissen dürfen?«
    »Glauben Sie nicht, Senhor Ubiratan, dass es verfrüht ist, ces deux enfants in diese Art spezieller Vorlieben einzuweihen?«
    »Wovon redet sie, Ubiratan?«
    »Egal was es ist, ich gehe hier nicht weg«, verkündete Eduardo.
    »Wir haben zusammen mit den Ermittlungen angefangen und sind zusammen bis hierher gelangt. Wenn einer bleibt, bleiben alle. Wenn einer geht, gehen alle.«
    »Sie müssen es ja wissen«, sagte Hanna, nahm einen weiteren Zug und wartete schweigend auf seine Entscheidung.
    Stille breitete sich im Salon aus, nur unterbrochen von den Akkorden eines Boleros, der aus dem Inneren des Bordells zu ihnen drang.
    Boneca cobiçada
    Das noites de sereno
    Teu corpo não tem dono,
    Teus lábios têm veneno.
    Se queres que eu sofra …
    Ubiratan senkte den Kopf. Als er ihn wieder hob, wandte er sich an die Jungen hinter ihm. Er lächelte verlegen, ein Lächeln, das freundliche Bitte und unmissverständliche Aufforderung zugleich war.
    »Ach, Ubiratan«, jammerte Eduardo enttäuscht.
    »Das nicht!«, rief Paulo und trommelte mit den Fäusten aufs Kanapee.
    »Bitte, Paulo. Bitte, Eduardo. Es muss sein.«
    Schweigend, wütend, zogen sie sich langsam zurück. Paulo warf Ubiratan einen letzten zornigen Blick zu, bevor er die Tür zuknallte.
    »Nun gut …« Hanna nahm einen Zug aus der Zigarette und stieß gleich darauf den Rauch wieder aus. »Lassen Sie uns weiterspielen. Der Detektiv und die Mörderin.«
    »Mord ist kein Spiel.«
    »Nein, das ist er nicht. Allerdings kommt es darauf an, wer stirbt. Die arme Anita ist nichts weiter als eine bedeutungslose Leiche.«
    Sie drückte die Zigarette aus, nahm sie aus dem Mundstück und warf sie in den Aschenbecher. Dann lehnte

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