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Der letzte Tag der Unschuld

Der letzte Tag der Unschuld

Titel: Der letzte Tag der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edney Silvestre
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mit Giuseppe di Stefano und Titi Gobbi und Maria Callas, 1955 in London entstanden, und die gleiche Oper, die sie, ebenfalls mit der Callas, zehn Jahre zuvor als Live-Aufnahme aus dem Theatro Municipal de Rio de Janeiro gehört hatte, lief Gefahr, zerstört zu werden. Von einem dürren blassen Jüngling und diesem wilden schwarzen Kerl, der verlangte: »Ich will, dass er ihn jetzt loslässt! Sofort!«
    Sie sah Humberto an, der fast an der Tür war. Ubiratan klammerte sich, ununterbrochen brüllend, an den Türknauf.
    »Mit was für einer Geschichte haben Sie Aparecida hinters Licht geführt? Dass Sie sie mit der Organisation zusammenbringen würden, die auch Sie beschützt hat, als Sie nach Brasilien kamen? Mit den jüdischen Zuhältern, die aus Ihnen eine Edelnutte gemacht haben? Oder den jüdischen Kommunisten, die versucht haben, Sie vor diesem Schicksal zu bewahren?«
    Humberto, der Hannas Schweigen als Weigerung interpretierte, den Forderungen des Jungen mit der Schallplatte nachzugeben, zog an Ubiratan, bis dieser sich gezwungen sah, den Türknauf loszulassen. Er ging mitsamt seinem zappelnden Bündel hinaus, und Paulo hob die Platte, um sie schwungvoll an die Tischkante zu schmettern. Hanna stoppte ihn mit einem schrillen Schrei.
    »Nein!«
    Humberto blieb stehen. Hanna schlug die Hand vor den Mund.
    »Bitte, Junge … Tu das nicht.«
    Erst jetzt verstand Ubiratan, den Humberto immer noch um die Hüfte gepackt hielt, die Lage: Die Bauern hatten die Dame eingekreist.
    Niemand rührte sich.
    Ein paar Sekunden lang herrschte Patt. Dann kapitulierte Hanna.
    »Du kannst den Alten loslassen«, sagte sie.
    Humberto stellte Ubiratan auf den Boden.
    »Jetzt schicken Sie ihn raus«, befahl Paulo.
    Hanna war sich nicht sicher, wen der Junge meinte. Als Paulo das merkte, erklärte er:
    »Den Kleiderschrank. Sagen Sie ihm, er soll gehen.«
    Noch einmal zögerte sie. Ubiratan ging auf sicheren Abstand zu dem Gorilla, der immer noch stillstand und auf den Angriffsbefehl wartete.
    »Sofort!«, befahl Paulo und schwenkte die Schallplatte in seiner rechten Hand.
    Hanna seufzte tief. Mit einem zustimmenden Kopfnicken schickte sie Humberto hinaus. Dann streckte sie die Hände nach Paulo aus.
    »Gib mir die Tosca .«
    Paulo reckte den Arm in die Luft.
    »Gib mir die Schallplatte.«
    Paulo sah Ubiratan an, der gerade die Tür schloss, und wartete.
    »Schließ die Tür ab, Ubiratan!«
    »Das ist nicht nötig«, versicherte Hanna. »Die Platte. Gib sie mir.«
    Widerwillig reichte Paulo ihr die Schallplatte. Hanna fasste sie sacht an den Rändern, wischte sie sorgfältig mit dem Rand ihres Morgenmantels ab und schob sie in die Papierhülle. Sie nahm Eduardo das Album aus den Händen, legte die Schallplatte zu den anderen drei und klappte das Album zu.
    »Wollen Sie sie nicht verhören?«, fragte Eduardo, an Ubiratan gewandt.
    » Comment ça ? Was hat er gesagt?«
    »Ich versperre die Tür«, sagte Eduardo hastig, nahm einen Stuhl und stellte ihn so an die Tür, dass die Lehne die Klinke blockierte, wie er es oft im Kino gesehen hatte.
    »Ich habe doch schon gesagt, das ist nicht nötig!«, rief Hanna wütend, dann wandte sie sich an Ubiratan: »Was wollen Sie?«
    »Einige dunkle Punkte klären, Madame Wizoreck.«
    » Cette situation est ridicule . Alles, was Sie hier gebrüllt haben, alle Ihre Anschuldigungen sind lächerlich.«
    »Sie haben Aparecida umgebracht.«
    »Ah …!« Hanna seufzte resigniert. »Er ist wirklich verrückt. Alors! Sie sind also dieser Alte, der kleine Jungen mag. Man hat mir schon von Ihnen erzählt.«
    »Mich zu beleidigen«, entgegnete Ubiratan gelassen, »wird Ihnen auch nichts nützen. Das Verbrechen, das Sie begangen haben, könnte für immer ungeklärt bleiben, weil es so aussah, als hätte es der betrogene Ehemann im Affekt oder irgendein Unbekannter im Wahn begangen. Aber die Tat trägt die Handschrift des Neides, Ihre Handschrift. Eine barbarische Handschrift, etwas, was nur eine Frau einer anderen Frau antun kann: ihr die Brust abzuschneiden. Das deutlichste Zeichen ihrer Weiblichkeit auszurotten.«
    »Genau!«, stimmte Eduardo zu. »Wir wissen über alles Bescheid.«
    Hanna nahm die Zigarettenschachtel vom Tisch neben dem Sessel mit der hohen Lehne, zog eine filterlose amerikanische Zigarette heraus und steckte sie in die perlmutterne Spitze. Das goldene Feuerzeug in der Hand, musterte sie sie der Reihe nach.
    »Ein pädophiler Alter und zwei Jungs, die man fast hübsch nennen

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