Der letzte Tag: Roman (German Edition)
fielen ihm seine Schulden wieder ein. Er sollte unbedingt die Honorarfrage ansprechen. Gab es denn eins? Hatte Max schon von Geld gesprochen?
»Sie müssen mit den vorhandenen Fotos auskommen. Wir können uns keine weiteren Verzögerungen mehr leisten. Deshalb biete ich Ihnen diesen Auftrag an. Wir sind schon arg im Verzug. Das Ganze kann nur in diesem Zeitplan durchgezogen werden von jemandem … einem Regisseur von Ihrem Kaliber, der damit umgehen kann. Oder kommt das für Sie nicht infrage?«
»Aber … die Leute, die ich interviewen soll. Von denen weiß ich doch gar nichts. Ich muss doch erst mal mit ihnen gesprochen haben …«
»Dafür ist keine Zeit! Der erste Drehtag ist für Samstag festgelegt. Ich wurde leider im letzten Moment von meinem Team im Stich gelassen. Sie waren aus persönlichen Gründen nicht mehr in der Lage, mit der Arbeit anzufangen.«
»Ihr Team? Wer … »
»Wie auch immer, ich kenne alle Personen, die sich bereit erklärt haben, an den Filmaufnahmen teilzunehmen. Sie können meiner Auswahl also ruhig trauen. Ich glaube nicht, dass Sie enttäuscht sein werden. Wir würden nicht hier sitzen und miteinander reden, wenn ich nicht vollstes Vertrauen in Ihre Improvisationsfähigkeiten hätte. Und in Ihre Zuverlässigkeit. Sie können einen Zeitplan einhalten und werden das Budget nicht überziehen. Ich weiß, dass Sie schon Filme ohne finanziellen Rückhalt gemacht haben, dank einem Netzwerk von Freunden und weil Sie Zahlungen zurückstellen konnten. Die schwierigen Vorarbeiten wurden in diesem Fall schon erledigt. Und ich habe sogar Fragen hinzugefügt, die Sie stellen sollen.«
»Na ja, das könnte natürlich ein Problem werden, wenn ich lieber andere Schwerpunkte setzen möchte.«
Max stand auf. Er wollte die Besprechung zu Ende bringen. Er war jetzt ungehalten und zappelig. »Der Plan ist nicht exakt ausgearbeitet. Es ist mehr eine Richtlinie. Sie werden sehen, dass mein einziger Schwerpunkt darauf liegt, die paranormalen Aspekte dieser Organisation zu erforschen. Das ist der Grund für diesen Film. Wenn es also einen Schwerpunkt gibt, dann dürfte der sich mit Ihren Interessen decken. Wie Sie die einzelnen Szenen filmen, liegt ganz allein bei Ihnen. Sie können die Einstellungen frei wählen und den Schnitt bestimmen. Ich möchte, dass es ein Film in Ihrem Stil wird. Und ich möchte, dass die fertig gestellten Szenen sofort geliefert werden. Was sagen Sie dazu?«
»Äh, bei meinen letzten beiden Filmen habe ich schon parallel zu den Aufnahmen geschnitten. Das hat ziemlich gut funktioniert. Ich habe die besten Aufnahmen mit Final Cut Pro grob zusammengehängt, bevor ich dann mit meinem Cutter Finger Mouse … »
»Schon gut, schon gut.«
»Die Dateien spiele ich dann auf eine Festplatte, die ich mir von ihm leihe. Wenn sie komprimiert werden müssen, kann es etwas länger dauern, aber ich kann das Rohmaterial innerhalb von ein oder zwei Tagen liefern.«
»Sagen wir also innerhalb eines Tages. Und was ist mit Ihrer Crew?«
»Dan, mein Partner, muss natürlich dabei sein, ohne ihn geht gar nichts. Er ist auch der Kameramann.«
»Also sind Sie insgesamt zu dritt. Sie, Dan und dieser Mouse?«
»So haben wir die letzten beiden Filme gemacht.«
Als Max um den Schreibtisch herumkam und die Hand ausstreckte, war Kyle nicht ganz klar, ob der ausführende Produzent nun von ihrem Minimalismus beeindruckt war, oder ob seine Begeisterung von den voraussichtlichen niedrigen Produktionskosten herrührte. »Alle Beteiligten müssen sich zu absoluter Verschwiegenheit verpflichten. Das gesamte Projekt muss geheim bleiben, bis es beendet ist. Niemand darf uns diese Story abjagen.«
»Das geht schon in Ordnung. Schicken wir den Film zu Festivals? Soll er im Kino laufen? Das wäre doch einen Versuch wert.«
»Natürlich, natürlich. Aber zuallererst zielen wir auf die Medien DVD, Internet und das Fernsehen ab. Wir werden aber keine Möglichkeit außer Acht lassen.«
Kyle stand auf und taumelte ein wenig. Die Sache war ihm zu Kopf gestiegen, und er schien ein Stück über dem Boden zu schweben. »Und Sie überlassen mir die vollständige gestalterische Kontrolle?«
»Absolut.«
»Ich brauche natürlich einen Vertrag.«
»Den habe ich schon vorbereitet. Sie scheinen noch ein bisschen skeptisch zu sein.«
»Man hat mich schon allzu oft über den Tisch gezogen, Mr. Solomon. Missbraucht. Geldgeber haben normalerweise nur eins im Kopf: Wie sie auf Teufel komm raus Gewinn rauschlagen
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