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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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ehemals Schwester Isis, hatte Katherine schon in London mit ähnlichen sexuellen Manipulationen begonnen, indem sie Enthaltsamkeit forderte und später Paare zusammenzwang. Die Erfahrungen damit dürften sie ermutigt haben, solche Methoden fortzuführen, die ihre Anhängerschaft spalteten und hilflos machten.
    »Und wir protestierten auch nicht, als sie mit den Gewehren loszogen. Um Ariel und Adonis zu jagen. Später hörten wir dann, was sie davon erzählten. Belial lachte darüber, wie Adonis sich am Ende selbst angepisst hatte. Und wie sie ihn zerstückelten und seine Überreste ganz tief vergruben.«
    »Sie sagten eben ›als sie mit den Gewehren loszogen‹. Wer waren sie denn?«
    »Die Sieben. Wer denn sonst? Belial war zum ›Bestrafer‹ ernannt worden. Uns allen wurde angedroht, dass man uns lebendig begraben würde, falls wir flüchten oder mit dem FBI sprechen würden. Das war die Strafe für die Abtrünnigen. Lebendig begraben werden. Vielleicht wurden diese beiden Jungs ja auch auf diese Weise umgebracht. Aber ich glaube es nicht. Belial liebte Messer und Gewehre. Aber begraben wurden sie auf jeden Fall, lebendig oder tot, nachdem er mit seiner Strafaktion fertig war.«
    »Warum wurden die beiden denn ermordet? Sie sprachen eben von ›einer Lektion in Sachen Stolz‹.«
    Martha hob die Schultern. »Das war es, was man ihnen zur Last legte. Aber darum ging es nicht. Diese beiden waren ziemlich intelligent. Sie waren beide auf dem College gewesen. Sie bemühten sich sehr um Disziplin, aber irgendwann fingen sie an, Fragen zu stellen. Ariel konnte Belial mit seinen Fragen ziemlich in Bedrängnis bringen, und das hasste er wie die Pest. Es lief gar nicht gut für Ariel und schließlich auch für Adonis, als der sich für seinen Freund einsetzte. Als sie wegliefen, waren sie die ersten beiden Abtrünnigen, die erledigt werden sollten. Wir waren damals gerade damit beschäftigt, den Zaun zu bauen, und ich
konnte mithören, wie Belial Bruder Moloch und Bruder Baal den Auftrag gab, die beiden umzubringen. Er sagte: ›Tötet diese Mistkerle.‹ Baal und Moloch sind dann mit den Hunden hinter ihnen her. Als sie zurückkamen, grinsten sie begeistert. Und Belial veranstaltete ein Fest.«
    Martha streckte ihren sehnigen Hals, hob den Kopf und lächelte, wenn auch nicht besonders fröhlich. »Ich bin im Fegefeuer. Noch nicht in der Hölle. Aber bald werde ich dort sein. Weil ich an dieser Sache teilgenommen habe. Darauf können Sie Gift nehmen.« Sie hob das Glas mit dem Whisky und trank es aus.
    Kyle wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er schaute auf das Skript, das vor ihm auf dem Tisch lag, aber seine Augen flackerten zu sehr, als dass er es hätte lesen können. Unerklärliche Phänomene, Erscheinungen, darum ging es ihm doch, nicht um Mord. Mord! Um Himmels willen!
    Martha holte tief Luft, unterdrückte einen drohenden Hustenanfall und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. »Wissen Sie, was die uns immer erzählt haben? Hm? Sie sagten uns, man würde uns vergeben, weil unsere Taten gesegnet seien. Katherine behauptete, wir seien vollkommen. Wir hätten eine höhere Seinsstufe erreicht. Und wir glaubten ihr. Mussten wir auch. Denn was wir taten, war einfach zu schrecklich. Wir brauchten ihren Segen so dringend, wie sonst nichts auf dieser Welt. Und diese Macht wurde ihr von den Anderen gegeben. Von Freunden. Alten Freunden. So drückte sie sich immer aus, und so nannten es auch die Sieben.« Martha brach ab und blickte zur Decke. Wieder lächelte sie düster vor sich hin. »Das waren Freunde, die keiner von uns brauchte, das steht mal fest.«
    Kyle erinnerte sich an das, was Detective Sweeney ihm über Belial erzählt hatte. Dass er während des Verhörs immer zur Zimmerdecke gestarrt hatte, wenn er ›die alten Freunde‹ erwähnte. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Er bekam eine Gänsehaut, es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. Er sah hinüber zu
Dan, der noch immer durch den Sucher blickte, aber sein Gesicht war blass und angespannt.
    Er wandte sich wieder Martha zu, die sich gerade einen weiteren großzügigen Schluck Whisky einschenkte. »Und wissen Sie was? Wir wurden bestraft, wenn wir Anzeichen von Schuld zeigten, weil wir einem anderen von uns Schmerz zugefügt hatten. So lernte man, es nicht zu zeigen. Ha! Aber wenn sie so schlau war und in jeden von uns hineinsehen konnte, wie kam es dann, dass sie nicht wusste, dass Bridgette und ich in dieser einen Nacht weglaufen wollten? Wie

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