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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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zu Katherines Plan. So war es vorgesehen. So viel wussten wir immerhin.«
    »War dies das erste Mal, dass Sie das Wort ›Aufstieg‹ in der Mine hörten?«
    »Ich glaube ja.«
    »Ist das der Grund, warum Sie schließlich weggelaufen sind? Sie und Bridgette? Weil Sie um Ihr Leben gefürchtet haben und das Ihrer Kinder?«
    »Der Hauptgrund war, dass sie ein Kind stahlen. Für Katherine. Ja, eines Tages war Prissies Baby aus der Hütte verschwunden, die wir Kindergarten nannten. Bruder Moloch und Bruder Baal hatten den Jungen offenbar zu Katherine gebracht. Frühmorgens hörten wir, wie sie mit dem VW-Bus losfuhren. Prissie schlich sich nach draußen, so wie jeden Tag, um nach ihrem Jungen im Kindergarten zu sehen, und stellte fest, dass er verschwunden war. Moloch und Baal kamen dann spät am folgenden Abend in die
Mine zurück, aber ohne das Baby. Ich hab den Kleinen dann nicht mehr gesehen, erst wieder auf den Polizeifotos. Der kleine Junge, den die Polizei ›das saubere Kind‹ nannte. Er war eines der Kinder, die am Schluss in der Mine gefunden wurden. Die Polizei hat mir Fotos gezeigt, damit ich die Kinder identifiziere, die sie dort rausholten.«
    »Wie hat Prissie darauf reagiert?«
    »Sie versuchte, ihre Trauer im Zaum zu halten. Aber das ging nicht. Wir versuchten, sie zu trösten, und erzählten ihr allen möglichen Unsinn. Dass die Kinder dem Tempel gehörten und nicht den Eltern. Die Sieben, die immer noch da waren, wurden ziemlich nervös, nachdem der Junge weg war. Sie waren stärker verunsichert als nach den Morden an Ariel und Adonis oder Urania und Hannah. Als ob Mord weniger schlimm wäre als Kindesentführung. Ziemlich krank, wenn Sie mich fragen.
    Aber dann war auch Prissie verschwunden, knapp eine Woche nachdem ihr Baby weggebracht wurde. Sie behaupteten, sie sei weggelaufen. Sie sei eine Abtrünnige, hieß es. Ihr Name sollte im Paradies nicht mehr genannt werden. Im Paradies, ha! Aber sie haben sie umgebracht. Ganz bestimmt. Und Katherine hat ihr Kind in ihrem großen Haus in Kalifornien behalten. Sie konnte keine Kinder kriegen, aber sie zwang uns dazu, welche zu haben, und hasste uns gleichzeitig dafür, dass wir es konnten.«
    »Haben Sie gehört, dass Angehörige der Sieben zugaben, Schwester Priscilla ermordet zu haben?«
    »Nein, aber sie haben sie ganz bestimmt getötet. Ich wusste es, weil wir alle losgeschickt wurden, um am Zaun zu arbeiten. Nur Prissie war nicht dabei. Sie weigerte sich aufzustehen, seit sie ihr das Baby weggenommen hatten. Als wir zum Mittagessen in den Tempel zurückkamen, war Prissie verschwunden, und mit ihr Bruder Belial und Bruder Moloch.
    Prissie liegt immer noch irgendwo da draußen, begraben in der Wüste. Die Polizei hat sie nie gefunden. Auch die anderen nicht.
Sie sind alle tot und liegen in der Wüste. Die Polizei hat nie sehr intensiv nach ihren Leichen gesucht. Was hätte das auch gebracht, nachdem Belial tot war? Es gab ja niemanden mehr, den man auf den elektrischen Stuhl bringen konnte.«
    »Als Sie mit Bridgette zusammen geflüchtet sind, haben Sie Ihre Babys mitgenommen. Aber was passierte mit den anderen Kindern?«
    »Am Schluss wurden dort fünf Kinder gefunden. Zwei ältere Kinder, die 1972 aus Frankreich mit herübergekommen waren. Das Mädchen von Schwester Urania und der Sohn von Schwester Hannah. Zwei weitere Jungen waren von Rhea und Lelia, die erschossen wurde, als sie in der Nacht des Aufstiegs weglaufen wollte. Prissies kleiner Junge war das fünfte Kind, das sie dort rausholten. Als ich mit Bridgette zusammen weglief, waren diese fünf Kinder die Einzigen, die da draußen noch übrig blieben. Sehr viele Kinder waren mit ihren Müttern gekommen, nachdem wir uns in der Mine angesiedelt hatten, aber alle gingen mit ihren Müttern dort wieder weg. Das einzige Kind, das dort umkam, war der kleine Junge, der eine Woche nach der Geburt starb, das war 1973. Es gab ja keine Ärzte dort draußen. Seine Mutter, Schwester Eleos, starb ’77 in San Francisco an einer Überdosis. Sie lebte dort zusammen mit Schwester Gehenna und Schwester Bellona, die beide zu den Sieben gehörten. Katherine schickte sie ’74 nach San Francisco, um dort eine Niederlassung aufzubauen. Trotz allem, was sie erlitten hatte, lebte Eleos weiter mit diesen Irren zusammen, obwohl längst alles vorbei war. Ist mir völlig schleierhaft, warum sie das tat.«
    Martha schüttelte den Kopf. Dann sah sie Kyle an und deutete mit ihrer Zigarette auf ihn. »Ich hätte niemals

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