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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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wir mal mit ihm reden. Und ihn fragen, was er so herausgefunden hat.«
    »Sogar er hat sich einfangen lassen.«
    »Ich hab seit Jahren nichts mehr von ihm gehört. Er hatte ziemlich großen Erfolg mit Spirit . Hat diese Serie Stimmen aus dem Jenseits gemacht, für Sketchboard, das war in den Neunzigern. Danach kam nicht mehr viel, bis auf dieses Zeug über die Fußball-Hooligans.«
    »Das war totaler Mist.«
    »Stimmt. Absolut schrottig. Der ganze paranormale Kram war gefälscht. Typischer ITV-Trash.«
    »Er repräsentiert alles, was ich ablehne.«
    »Er hat seit Jahren nichts mehr gemacht. Der muss total auf dem Zahnfleisch gekrochen sein. Das hier sollte sein großes Comeback werden.«
    »Bei dem Geld, mit dem Max um sich wirft, hätte Gonal seine eigene Mutter umgebracht, um mitmachen zu dürfen.«
    »Finger Mouse hat mal vor einigen Jahren mit ihm gearbeitet. An einem Video über einen Gangster. Er sagte, er sei ein Arschloch.«
    »Warum sollte Gonal also so eine Chance verstreichen lassen?«
    »Ruf ihn an, und frag ihn.«
    Kyle sah sich die Visitenkarte an. »Das mach ich auch. Oder besser noch, gleich morgen Nachmittag, wenn wir zurück sind, werde ich ihn besuchen. Noch bevor ich zu Max gehe und ihn zur Rede stelle. Der schuldet mir einige Antworten über das, was hier vor sich geht.« Kyle zog sein Portemonnaie heraus und steckte die Visitenkarte rein.
    »In New Cross gibt es keine Produktionsbüros. Wahrscheinlich arbeitet er von zu Hause aus.«
    »Genau. Max schleimt sich bei irgendwelchen ehemaligen Kult-Regisseuren ein. Mich eingeschlossen. Warum er das tut, ist
noch nicht ganz klar, aber ich glaube nicht, dass sein Ziel ist, den Film in Cannes oder beim Sundance Festival zu zeigen.«
    »Bevor du jetzt noch irgendwas unternimmst, könntest du mir mal einen großen Gefallen tun.«
    Kyle schaute Dan überrascht an. »Was denn?«
    »Dich hinlegen und schlafen.«

The Regal Motel, Seattle
23. Juni 2011, 3 Uhr
     
    Und dann schlug er die Augen auf und befand sich in einem Raum, den er nicht kannte, und starrte an die weiße Zimmerdecke. Sein Körper war schweißüberströmt, und ihm wurde rasch kalt. Er atmete, als könnte jeder Atemzug sein letzter sein.
    Das Bett, in dem er lag, war sehr groß. Das Zimmer riesig. Seine Vitalfunktionen wurden von zahlreichen Monitoren und Geräten überwacht, die in einem Zelt aus durchsichtigem Plastik standen, das ihn schützend umgab. Er lag abgeschlossen vom großen Raum in einem privaten Bereich. Es war der Bereich, in dem er sterben würde.
    Jenseits des Plastikzelts kratzte etwas an der Tür, die in das riesige Zimmer führte. Dann vibrierte die Tür unter heftigen Schlägen von außen. Es klang, als würde ein mächtiger Hund mit seinem Schädel dagegen springen.
    Sein kaum behaarter Kopf auf dem Kissen brannte heiß. Er hob den Kopf und sah, dass seine Beine nur noch von Flecken übersäte Stöcke waren. Sie waren so leicht, dass sie die makellos saubere Decke, auf der sie lagen, nicht niederdrückten. Ein rotes Seidengewand umhüllte seinen dünnen Körper, am Hals stand es salopp ein wenig offen. Seine großen knochigen Hände und Füße waren gespickt mit Infusionsschläuchen, die mit Klebeband
auf seiner von Leberflecken übersäten Pergamenthaut befestigt waren. Seine stolzen Genitalien waren eingeschrumpft zu einer bräunlichen Warze. Sein Atem ging pfeifend wie bei einem asthmatischen Kind unter einer Sauerstoffmaske, die seinen Atem regulierte. Von ihm selbst war nicht viel mehr übrig als ein schwaches Bewusstsein innerhalb eines abgemagerten Schädels. Oberhalb der Maske starrten seine milchigen Augen, ohne zu blinzeln, auf die eigenartige Form, die seine abgestorbenen Füße angenommen hatten.
    Er sah sich selbst am Fuß des Bettes stehen. Das waren seine grünen Augen und sein schütteres schwarzes Haar, seine Schultern, die etwas zu breit wirkten, seine Tattoos auf den Oberarmen, die Glückswürfel und Pin-up-Girls mit Pistolen zeigten. Seine schmalen Hüften, weil er nie vernünftig aß und zu viel rauchte, seine langen Beine in den engen schwarzen Jeans und sein Gürtel mit der Schnalle in Form eines Malteserkreuzes.
    Vom Bett aus schaute er durch das Gewirr der Schläuche und Kabel, hörte das Summen der Herz-Lungen-Maschine und sein eigenes Schnaufen unter der Gummimaske und sah sich selbst. Aber es war ein anderes Selbst. Ein Selbst, das von ihm getrennt war. Er stand viel gerader, als er es jemals getan hatte, in einer Haltung, die er nicht

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