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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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davon gehabt. Sie müssen zuerst in der Normandie aufgetaucht sein.«
    »Das kann doch alles ein abgekartetes Spiel sein. Und du hast nur Marthas Aussage, dass es so war. Aber sie ist geistig völlig labil. Wie alle anderen auch.«
    »Und meine Träume. Glaubst du, die denke ich mir aus?«
    »Nein. Aber wie ich schon sagte, du steckst bis über beide Ohren in der Sache drin. Und ich nicht.«
    »Martha hat die gleichen Träume. Diese schrecklichen Gliedmaßen. Dass man sich in einem anderen Körper befindet. Irgendwelche furchtbaren Bilder. Wieso? Ich soll das alles bloß aufnehmen, aber es kommt mir vor … als würde es in mich eindringen.
In mein Innerstes vordringen. Mich jagen.« Kyle hockte sich vor Dan hin, seine Augen leuchteten wild. »Wie ist das möglich? Die hatten diese Visionen. In ihrem Tempel. Und jetzt habe ich Visionen. Wie funktioniert das? Und sie sterben alle. Denk mal drüber nach. Susan White. Bridgette Clover. Na? Wieso hat Max sonst niemanden mehr gefunden, mit dem wir sprechen können? Er hat überall gesucht, darauf kannst du dich verlassen. Ich gehe jede Wette ein, dass sie alle tot sind.«
    Dan nahm einen Schluck aus seiner Bierdose. »Ich wollte nichts damit zu tun haben. Und du hattest deine Chance. Das bringt jetzt alles nichts mehr, wenn es sowieso zu spät ist. Versuch einfach, es auf meine Art zu betrachten. Du musst irgendwie damit klarkommen, oder du drehst durch. Und dann glaubst du an alles.«
    Kyle verzog das Gesicht. »Ich kann nicht.«
    Nach einer Weile grinste Dan ihn an. »Weil es ziemlich großartig ist.«
    Kyle grinste zurück. »Ist es auch. Die beste verdammte Doku, die wir je gedreht haben. Die wir überhaupt je drehen werden. So was kann man sich nicht ausdenken. Aber …«
    Dan schaute ihn aufmerksam an.
    Kyle stieß den Zigarettenrauch aus. »Aber es muss eine Linie geben, die man nicht übertreten darf.« Er legte eine Hand auf Dans Schulter. »Das hast du versucht, mir zu sagen. Vorher schon. Ich weiß. Und es tut mir leid. Das meine ich ernst. Es tut mir leid, dass ich nicht auf dich gehört habe. Und natürlich hattest du auch damit recht: Es ist immer wieder das Gleiche.«
    Dan sah zu Boden und schluckte. »Es ist wegen Gabriel. Du warst nicht dabei. Ich denke immer wieder an Gabriel. Wie er weinte. Mit dem Bein in der Falle. Er kommt wahrscheinlich auch nicht durch. Und wenn doch, was für ein Leben wird er dann führen? Und Martha, wie sie weinend in ihrer dreckigen Küche saß. Conways Gesicht. Die Art, wie er die toten Bäume
in der Mine angeschaut hat. Wie er sich zusammengerissen hat, um uns zu erzählen, was er in jener Nacht erlebte. Susan White ist tot. Sie ist gestorben, noch während wir diesen Film drehten. Lieber Himmel!«
    »Ein Schlaganfall. Glaubst du das? Bridgette Clover hat sich selbst umgebracht. In diesem Jahr. Vor Kurzem erst. Das ist doch kein Zufall. Das alles passiert, während unsere Kamera läuft. Als würden wir Live-Material von einer grausigen Verschwörung drehen, die jetzt stattfindet, nicht in der Vergangenheit. Interviews, Drehorte, Texte, Spekulationen, alles nachdem es passiert ist. Genau wie bei den anderen Filmen. So ist es aber nicht. Warum mache ich dann immer noch weiter? Damit ich berühmt werde, einen Haufen Geld verdiene, jemanden ins Bett kriege? So wie jeder andere Vollidiot, der glaubt, er hätte ein grandioses Projekt am Laufen? Beute ich diese armen Irren nur für meine eigenen Zwecke aus? Bin ich zu rücksichtslos, weil ich verzweifelt versuche, diesen Film zustande zu kriegen, anstatt zuzugeben, dass wir uns in Gefahr befinden und besser damit aufhören sollten?«
    Dan zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, wir erzählen halt eine Geschichte. Eine Geschichte, die bisher noch nicht erzählt wurde, wie Max schon sagte. Und wenn wir es nicht machen, wird es ein anderer tun.«
    Kyle war sich nicht sicher, ob Dan ihn nicht einfach nur aufmuntern wollte. Er wusste nicht mehr, was er von all dem oder von sich selbst halten sollte. Aber er hatte dieses grässliche Gefühl, dass er genau das geworden war, was er am meisten verabscheute. Er starrte das glimmende Ende seiner Zigarette an. »Aber wen könnte man jetzt noch interviewen?«
    Dan sah ihn fragend an. »Martha hat mir die Visitenkarte gegeben, die unser Vorgänger ihr gegeben hat. Als er bei ihr filmte.« Er fischte die Karte mit zwei Fingern aus der Tasche und hielt sie Kyle hin. »Der gute alte Malcolm Gonal. Seine Nummer ist da
drauf. Vielleicht sollten

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