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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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fähig war, einzuschlafen. Der Kater verschwand wieder. Mit erhobenem Schwanz lief er in die Küche, und Kyle hörte, wie er es sich auf der Fensterbank bequem machte, um die warmen Sonnenstrahlen zu genießen.
    Kyle nahm sich die acht Briefe vor, die in der Clarendon Road liegen geblieben waren und die er am Morgen mitgenommen hatte. Dann begann er die Namen der früheren Bewohner zu googeln.
     
    »Mrs. Phillips? Rachel Phillips?«
    »Am Apparat. Mit wem spreche ich denn?«
    »Kyle Freeman. Sie arbeiten am Sonntag. Das ist ja hart.«
    »Ich arbeite jeden Tag. Wer sind Sie denn?«
    »Oh, wir kennen uns nicht … »
    »Sie wollen mir doch nicht etwa irgendwas verkaufen, oder? Ich bin gerade sehr beschäftigt.«
    »Nein, nein. Ich bin nur, nun ja, interessiert an dieser Wohnung, die Sie mal in der Clarendon Road gemietet hatten.«
    »Ah, ich verstehe.«
    »Soweit ich weiß, waren Sie die vorherige Mieterin der Wohnung im Erdgeschoss, und …«
    »Woher haben Sie überhaupt meine Nummer?«
    »Ach, die hab ich über Google gefunden.«
    »Sie haben mich gegoogelt?«
    »Ja, entschuldigen Sie bitte. Das kommt Ihnen sicher sehr aufdringlich vor. Und normalerweise hätte ich Sie auch gar nicht belästigt, aber ich war Samstag in diesem Haus und … ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich es ausdrücken soll …«
    »Ich habe das Gefühl, Sie wollen mich fragen, warum ich aus dieser Wohnung ausgezogen bin, obwohl mein Mietvertrag noch nicht abgelaufen war.«
    »Oh, äh, ist das so?«
    »Ziehen Sie nicht dort ein. Gehen Sie am besten überhaupt nicht in die Nähe.«
    »Ich habe gar nicht die Absicht. Jetzt schon gar nicht.«
    »Hat der Makler Ihnen meinen Namen genannt? Haben Sie mich daraufhin gegoogelt?«
    »Äh, nein.«
    »Dann ist es ja gut. Aber wie sind Sie denn dann auf meinen Namen gekommen?«
    »Post. Aber ich habe sie nicht aufgemacht. Ich hab heute Morgen diese Briefe gefunden, als wir zurückkamen, um … Und da habe ich mir überlegt, dass ich vielleicht die früheren Bewohner des Hauses mal anrufen könnte. Sie sind die Einzige, von der ich eine Nummer gefunden habe. Über die Anwaltskammer. Sie sind die einzige Anwältin namens Rachel Phillips, die man im Netz finden kann. Eigentlich wollte ich Ihnen nur eine Nachricht hinterlassen.«
    »Junge, Junge, Sie sind aber ganz schön hartnäckig.«
    »Nun, für mich ist das sehr wichtig. Und ich habe mich halt gefragt, also …«
    »Ob mir irgendetwas Ungewöhnliches an diesem Haus aufgefallen ist, als ich dort gewohnt habe?«
    »Genau. Zum Beispiel, ob es dort manchmal merkwürdig gerochen hat.«
    »Manchmal? Ha! Die Klempner erzählten mir, dass mit den Rohren alles in Ordnung sei. Ich benutze die Mehrzahl, weil ich mehrere beauftragt hatte, das zu kontrollieren. Auch die Drainagen sind alle in Ordnung. Aber wegen dieses Geruchs habe ich mir die wenigsten Gedanken gemacht, Mr. …? »
    »Freeman, Kyle Freeman.«
    »Mr. Freeman.« Sie senkte die Stimme, als fürchtete sie, jemand könnte zuhören. »Glauben Sie an Geister?«
    »Wissen Sie, diese Frage wird mir sehr häufig gestellt. Vielleicht schenke ich Ihnen gleich mal reinen Wein ein: Ich bin Filmemacher. Ich habe einige Dokumentationen über unerklärliche Phänomene gemacht …«
    »Entschuldigen Sie bitte, aber ich dachte, Sie wären vielleicht an einer Wohnung dort interessiert. Das hätten Sie mir gleich sagen sollen. Ich habe nämlich keine Lust, bei irgendwelchen Filmaufnahmen …«
    »Nein, nein, darum geht es gar nicht. Wir hatten die Erlaubnis, dort im Haus Aufnahmen zu machen, weil uns die Geschichte des Hauses interessiert …«
    »Die Geschichte? Was für eine Geschichte?«
    »Da gibt es einiges zu erzählen. Hören Sie, ich bin kein Journalist, und ich habe nicht vor, Ihren Namen für irgendwas zu benutzen. Ich bin ein unabhängiger Filmemacher, und ich würde nur Aufnahmen von Ihnen machen, wenn Sie es wollten …«
    »Um Gottes willen, nein!«
    »In Ordnung, kein Problem. Aber … hätten Sie vielleicht ein bisschen Zeit für mich? Um mir was über dieses Haus zu erzählen ?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Könnten wir uns nicht treffen? Ich würde Sie auch zum Mittagessen einladen.«
    Es gab eine Pause.
    »Mrs. Phillips?«
    »Ja, warten Sie einen Moment. Ich muss mal eben in meinem Terminkalender nachsehen. Vielleicht wäre es ja gar nicht so schlecht, wenn ich mal mit jemand anderem darüber spreche als mit meinen Freunden, die mich immer für verrückt erklären, wenn ich damit anfange.

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