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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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voranzulaufen, also würde es keine erste Einstellung mit dem alten Sektenmitglied geben, das auf das Gelände zurückkehrte, wo so viele Träume und Hoffnungen zerstört worden waren. Stattdessen bemühte sich Bruder Gabriel in die weit auseinanderliegenden Fußstapfen von Dan zu treten. Währenddessen schaute er sich misstrauisch um und wurde immer nervöser, je weiter sie auf der Wiese vorankamen. Seine Angst wirkte überhaupt nicht gespielt, aber Kyle bemühte sich, seine Irritation nicht zu zeigen.
    Als Alternative zur ursprünglichen Idee hatte Dan das brachliegende Feld vor ihnen von ihrem Ausgangspunkt aus gefilmt. Außerdem wurde Kyle aufgenommen, wie er den Boden nach möglichen Fallen absuchte, und dazu wurde ein Kommentar aufgezeichnet. Wenigstens würde das Gerücht von den versteckten Fallen ein interessantes Licht auf die manische Kontrollsucht werfen, mit der Schwester Katherine ihre Sekte in Frankreich terrorisierte.
    »Die Letzte Zusammenkunft wurde an diesen Ort verschlagen, nachdem die erste Prophezeiung von Schwester Katherine den Gläubigen den Weg gewiesen hatte. An diese Prophezeiung glaubten sie offenbar alle. Übrigens waren die Mitglieder der Sekte allesamt Vegetarier, die allerdings keine Ahnung von Landwirtschaft oder Ackerbau hatten, und auch ihre sonstigen handwerklichen Fähigkeiten waren nicht sehr weit entwickelt. Deshalb wären sie in ihrem ersten Jahr auf diesem Hof beinahe verhungert. Sie kamen in ihren Trachten hierher und gingen davon aus, dass ihre bloße Anwesenheit bereits zur Verwirklichung
des sehnsüchtig erwarteten Paradieses genügte. Neben uns steht eins der damaligen Mitglieder, Bruder Gabriel, der die Organisation am Ende des ersten Schreckensjahres hier draußen verließ …«
    Dan schwenkte die Kamera auf dem Stativ und filmte die klägliche Gestalt, die die ganze Zeit wie gebannt zu Boden starrte.
    Nachdem er das Wäldchen erreicht hatte, zog Kyle drei Wasserflaschen aus einem Rucksack und verteilte sie. Er trank seine eigene zu zwei Dritteln aus und zündete sich anschließend eine Zigarette an. Rauchend ging er vorsichtig zwischen den Bäumen hindurch, deren Wurzeln von Brennnesseln und stacheligem Brombeergestrüpp überwuchert waren. Die abgestorbenen Äste, die zwischen den herabgefallenen Blättern lagen, sahen aus wie verrostete Eisenteile.
    Als er am Rand der Baumgruppe angekommen war, sah er den Bauernhof.
     
    Hinter kleineren Bäumen versteckt waren graue Steinmauern und Ziegeldächer zu erkennen. Vier Gebäude standen dicht zusammen, umwuchert von Gras, das so hoch stand, dass es bis über die leeren Fensteröffnungen reichte. Die Türen und Fensterflügel des größten Gebäudes waren nicht mehr vorhanden. Dies war das breite weiße Hauptgebäude, in dem die Gruppe gemeinschaftlich gelebt hatte.
    Laut Irvine Levine waren die beiden Häuser, die an das Hauptgebäude grenzten, als Werkstatt und Tempel genutzt worden. Es gab ein weiteres Gebäude, eine Art Scheune mit einem Anbau, aber Kyle erinnerte sich nicht, wozu es verwendet worden war. Schwester Katherine hatte allein in einer Fermette , einem kleinen Bauernhaus, auf einem eigenen Stück Land in der Nähe gewohnt. Es war das einzige Gebäude mit Wasseranschluss und Elektrizität gewesen. Er konnte das kleine Haus nicht sehen, aber zweifellos befand es sich irgendwo in der Nähe.
    Das rötlich-braune Gebäude, an dessen Funktion Kyle sich nicht mehr erinnern konnte, war das einzige, das aus Holz gebaut war. Einige der vertikal aufgeschichteten Stämme waren ins Gras gefallen. Das Dach hing von außen nach innen durch. Die Haupttüren waren nicht mehr vorhanden, aber das Innere des Gebäudes lag in einem undurchdringlichen Dunkel. Genauso verhielt es sich mit den anderen drei Steingebäuden.
    »Mit meiner neuen 200-Millimeter-Optik kriege ich alles locker drauf«, sagte Dan. Er benutzte nicht gern den Zoom, er fand es besser, die Objektive zu wechseln.
    »Wenn du meinst. Für mich würde auch eine 35-Millimeter-Einstellung reichen.«
    »Das ist mein großer David-Lean-Moment, also lass mich mal machen.«
    Sie machten bei beiden Kameras einen Weißabgleich, und Kyle holte das Sennheiser-Mikrofon heraus, das sie normalerweise für Außenaufnahmen benutzten. Er hatte nicht daran gedacht, eine Taschenlampe mitzubringen, aber sie hatten genug Akku-Leuchten dabei, die eine ganze Weile Licht spenden würden. »Gabriel, was ist das für ein Holzhaus da drüben, das mit dem Anbau?«
    »Das war eine

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