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Der letzte Tiger

Der letzte Tiger

Titel: Der letzte Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Luttmer
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war auf seinen Namen eingetragen. Der Vater des Unfallfahrers hatte ausgesagt, dass er nicht wisse, für wen sein Sohn als Fahrer gearbeitet habe. Und der Wagen sei nur auf seinen Sohn eingetragen gewesen, weil es besser für das Geschäft sei. So habe Nam ihm das zumindest erklärt. Er hätte sich niemals einen eigenen Wagen leisten können. Sie waren schon froh gewesen, wenn er ab und an genug Geld verdient hatte, um seine Familie im Dorf zu unterstützen. Wem das Auto allerdings gehört hatte, hatte der Vater nicht gewusst.
    Den Tiger hatte man erst einmal im Zoo untergebracht. Es war ein Indochinesischer Tiger.
    Lan nahm ihr weißes Smartphone mit dem pinken Perlenbändchen vom Tisch und glitt mit ihren manikürten Fingern über das Display. »Indochinesischer Tiger. Verbreitungsgebiet: Thailand, Vietnam, Kambodscha, Myanmar, Laos. In China ausgestorben«, las sie vor. Insgesamt solle es höchstens noch 350 freilebende Tiere geben, in Vietnam vermutlich nicht mehr als dreißig. Die Tiger standen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Trotzdem wurde ihr Lebensraum immer weiter zerstört, und sie wurden auch weiterhin gejagt. Fleisch und Fell waren dabei nur noch ein Nebenprodukt. Das Geld für die Tiger steckte in den Knochen. »Für hundert Gramm von dieser Tigerknochenpaste nehmen die auf dem Schwarzmarkt zwanzig bis dreißig Millionen Dong«, sagte Lan undmachte ein schnalzendes Geräusch mit der Zunge. »Unglaublich, was die Leute für einen Blödsinn mitmachen, wenn sie krank sind.«
    »Die Paste ist ein altbewährtes Medikament«, wandte Ly ein.
    »Wer’s glaubt«, sagte Lan in ihrer direkten, aufgeklärten Art und klappte die dünne Ermittlungsakte auf ihren Knien mit einem forschen Schlag zu.
    Ly drückte seine Thang Long aus, die er sich am Morgen gekauft hatte, und nahm eine Schmerztablette aus ihrer Hülle. »Ich fahre erst mal zu der Adresse des Fahrers nach Phuc Tan«, sagte er. »Versuche du noch, so viel wie möglich über diesen illegalen Tigerhandel rauszufinden. Rede am besten mit denen von der Umweltpolizei. Und wir brauchen auf jeden Fall Unterstützung von Tu und seinen Leuten.«
    »Das musst du machen«, sagte Lan. »Ich muss gleich zu einem Termin im Gericht.«
    Ly legte seine Stirn in Falten. »Schon wieder wegen der Entschädigung?«
    Lan nickte. Sie lebte mit ihren Eltern und einem jüngeren Bruder in einem Quartier, das einer neuen Straße weichen sollte. Den Bewohnern waren neue Grundstücke weiter außerhalb zugewiesen worden. Die Entschädigung allerdings, um sich dort auch Häuser zu bauen, hatten die Projektleiter, die für die Straßenplanung zuständig waren, eingesackt. Nicht einmal fünfzig Prozent des Geldes hatten sie ausgezahlt. Das reichte beim besten Willen nicht für neue Häuser.
    »Es kann doch nicht sein, dass die das Geld einfach unterschlagen und damit durchkommen«, sagte Ly.
    »Du weißt so gut wie ich, wie das läuft. Die machen das einfach.«
    Auf solche Typen passte wirklich das Sprichwort: Sie fressen den Hund mitsamt dem Fell, dachte Ly. Verfluchte Gier. Für wen hielten die sich? »Immerhin wehrt ihr euch«, sagte er anerkennend. Er wusste, Lan hatte sich bei allen zuständigen Behörden beschwert, war schon ein paar Mal vor Gericht gewesen und auch bei der Presse. Doch trotzdem hatte sie es bislang nicht geschafft, ihr Geld zu bekommen. Die andere Seite schmierte wahrscheinlich oder hatte wichtige Freunde. Vermutlich beides.
    *
    Die neue Abteilung der Umweltpolizei war in einem provisorischen Pavillon hinter dem Hauptgebäude untergebracht. Ly drückte die Tür zu dem Großraumbüro auf und entdeckte Tu an einem der hinteren Tische. Er war in eine Tageszeitung vertieft. Als Ly ihn ansprach, hob er nicht einmal den Kopf.
    Ly stützte seine Hände vor ihm auf den Tisch und beugte sich zu ihm vor. »Tu! Wir müssen reden.«
    »Ah, Kommissar Ly. Müssen wir?«, sagte Tu, wobei er die Zeitung umblätterte und Ly immer noch nicht ansah. Was für eine Arroganz, dachte Ly, blieb aber ganz ruhig, ohne sich dazu zwingen zu müssen, was ihn selbst wunderte. »Wir brauchen einen eurer Leute zur Unterstützung.«
    Jetzt sah Tu auf. »Vergessen Sie es. Wir sind von dem Fall abgezogen. Uns fehlt die Erfahrung. Wie also sollen wir Ihnen da helfen können?« Er legte die Betonung auf das Wir.
    »Sei doch nicht kindisch!«, sagte Ly.
    Tu blickte wieder in seine Zeitung. »Sie können ja einen Antrag beim Parteikommissar stellen.«
    Nun schnaubte Ly doch. Mit Tu war

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