Der letzte Vampir
fand, hatte er gerade ein Fläschchen Aspirin geschluckt. Reyes setzte sich neben ihn, während die Halbtoten einen Drugstore ausräumten. Sie brachten eine Flasche Valium mit, und die schluckte er auch. Kevin begriff eigentlich gar nicht so richtig, was ihm da angeboten wurde. Er hat Reyes beschuldigt, ihn auch vergewaltigt zu haben, und jetzt hasst er das, was aus ihm geworden ist.«
Sie schaute auf und sah, dass Arkeley sie anstarrte. Auch Clara schaute immer wieder über die Schulter, und ihr Blick war schwieriger zu erwidern. Er war voller Verwirrung und Sorge und einem kleinen bisschen Furcht.
»Das alles hat Reyes Ihnen erzählt, bevor Sie ihn getötet haben?«, fragte Arkeley leise, als wüsste er die Antwort bereits.
»Nein«, erwiderte Caxton. Plötzlich wünschte sie sich, Clara wäre nicht anwesend. Sie fuhr sich über die trockenen Lippen. »Nein. Danach.«
Arkeley nickte geduldig. Zum Teufel mit ihm. Er zwang sie dazu, es laut auszusprechen. Er würde sie zwingen, es vor Clara zu sagen. »Und wie ist das möglich, Trooper?«
Sie schloss die Augen. »Weil er noch immer in meinem Kopf ist.«
44.
Clara fuhr sie zu dem Umspannwerk, dem Ort, den sie ursprünglich für Reyes Versteck gehalten hatten. Es kam ihr vor, als wäre es ein ganz anderer Ort. Zum einen kam sie mit einem Wagen, der halb so groß wie der Granola Roller war, ohne Panzerung und mit nur sehr wenigen Waffen. Darüber hinaus wusste sie, dass das Werk leer war. Hier gab es nichts. Abgesehen von den Geistern.
Clara blieb im Wagen sitzen, während Arkeley sie in die Tiefen des Umspannhauses führte. Wolken zogen auf, und die Luft hatte einen kühlen Biss. Möglicherweise würde es bald schneien. Als sie an den Stromwandlern vorbeigingen, ließ Arkeley ihr einen Moment lang Zeit, die Jacke enger zu ziehen, dann stellte er seine Fragen.
»Sie können ihn hier spüren? Obwohl er tot ist?«
Sie zuckte mit den Schultern, zog den Kragen höher. »Das kann man nur schwer beschreiben. Da ist ein Stück von ihm in meinem Kopf. Ich habe Gedanken, von denen ich weiß, dass sie von ihm stammen und nicht von mir. Ich kann auf seine Erinnerungen zugreifen, als wären es meine eigenen.«
»Befiehlt er Ihnen, Dinge zu tun? Hören Sie seine Stimme?«
Beinahe wäre sie über ihren eigenen Schatten gestolpert. Nein, sie hörte Reyes’ Stimme nicht. Aber sie hatte Arkeleys gehört, obwohl er gar nicht da gewesen war. Hieß das, dass sie wahnsinnig wurde? »Er ist … passiv. Es ist, als wäre er dort eingeschlafen. Wenn ich etwas will, so wie bei Ihrer Frage nach Kevin Scapegrace, dann wacht er auf, und wir kämpfen gegeneinander. Bis jetzt habe ich immer gewonnen.«
Arkeley sah aus, als würde er am liebsten ausspucken. Er tat es nicht, dazu war er viel zu kultiviert, das wusste sie. »Wenn Scapegrace und Malvern tot sind, bringen wir Sie zu den Polders. Sie werden wissen, wie man ihn wieder aus Ihnen herausbekommt.«
»Ernsthaft?«, fragte sie. Das Angebot war beinahe nett, so etwas hätte sie gar nicht von Arkeley erwartet.
»Wenn Malvern tot ist, ja.«
Sie runzelte die Stirn. »Aber gibt es da nicht diesen Gerichtsbeschluss, der besagt, dass Sie sie nicht einfach töten dürfen? Sie kann nicht exekutiert werden.«
»Nicht, solange sie nicht das Gesetz bricht. Es ist schwer, jemanden zu ermorden, wenn man nicht aus seinem eigenen Sarg klettern kann. Wenn ich aber Beweise beibringen kann, dass sie mit Reyes und Congreve und Scapegrace eine Verschwörung angezettelt hat … wenn ich ihr Bitumen Hollow anhängen kann – glauben Sie, irgendein Richter in diesem Staat würde mir dann noch dieses Vergnügen verweigern?«
Caxton runzelte die Stirn. Sie hatte das Gefühl, dass sich eine Menge Hinweise zusammenfügten, als wären Puzzlestücke aus ihrem Kasten gefallen und so gelandet, dass sie genau zusammenpassten. Sie war da auf etwas gestoßen. »Darum geht es hier also.«
»Vereinfachen Sie die Dinge nicht zu sehr.«
»Oh, ich glaube, das ist Ihr Job, und ich würde es nicht wagen, Ihnen auf die Zehen zu treten. Zwanzig Jahre lang haben Sie diesen Fall in perfektem Schwarz und Weiß gehalten. Ganz egal, was dazu nötig ist, ganz egal, wer Nein sagt, Sie wollten Malvern schon immer töten. Um den Job zu Ende zu bringen, den Sie in Pittsburgh begonnen haben.« Er unterbrach sie nicht. Sie fuhr fort. »Sie können nicht ertragen, dass sie überlebt hat. Dass Sie die Chance hatten, sie zu vernichten, sie aber allein aufgrund chemischer Prozesse
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