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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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dem, was er erschaffen hatte. Nein, in diesem Keller gab es keine Schöpfung – zufrieden mit dem, was er zerstört hatte. »Lassen Sie mich hier raus! Gehen Sie weg von mir!«, heulte Caxton, nicht sicher, wen sie meinte – den Fed oder den Vampir. »Lasst mich in Ruhe!«

45.
    Oben über der Erde lehnte sich Caxton an Claras Volkswagen, rieb sich unablässig das Gesicht, versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Sie wollte sich übergeben, konnte aber die Vorstellung nicht abschütteln, geronnenes Blut hochzuwürgen, so wie Reyes es getan hatte. Sie wollte sich setzen, aber sie wusste, wenn sie das tat, würde sie nie wieder aufstehen wollen.
    »Der einzige Grund, warum ich noch am Leben bin«, murmelte sie Arkeley zu, »ist: Ich passte zufällig in die Phantasie eines Vampirs. Und nicht nur irgendeines Vampirs. Eines perversen Vampirs.« Sie wollte zu atmen aufhören. Ihr Körper rastete aus, geriet in Panik, sie hyperventilierte.
    Vampire atmeten natürlich nicht. Sie waren tot, und Tote brauchten nicht zu atmen. Lebende Wesen, so wie State Trooper beispielsweise, mussten allerdings ständig atmen.
    »Sein Fluch lebt«, stöhnte sie. »Sein Fluch lebt in mir.«
    Clara drückte ihr eine Papiertüte in die Hand. Caxton schloss daraus, dass Clara mit ihr geredet haben musste, aber sie konnte sie nicht hören. Sie konnte gar nichts hören. Sie atmete in die Tüte und wurde langsam wieder ruhiger. Sie fühlte, wie alles um sie herum wieder ruhiger wurde. Sie fühlte die Luft auf ihrer Haut und roch Obst, möglicherweise Erdbeeren.
    Sie nahm die Tüte vom Gesicht. »Erdbeeren?«, fragte sie.
    Clara runzelte die Stirn. »Erdbeeren und eine Kiwi, und einen Becher Naturjoghurt. Woher … woher wissen Sie, was ich zum Frühstück hatte?« Der Ausdruck auf ihrem Gesicht grenzte an Furcht.
    Caxton winkte ab. »Ich bin keine Hellseherin.« Sie zerknüllte die Tüte. »Ich habe bloß eine gute Nase.« Sie lachten gemeinsam. Das half. Tatsächlich half es sehr.
    »Lassen Sie mich wissen, wenn Sie Ihre Panik unter Kontrolle haben«, sagte Arkeley. »Dann können wir wieder da runter.«
    Mit geschlossenen Augen konnte sich Caxton einbilden, dass Arkeley gar nicht da war. Dass er wieder nur in ihrem Kopf existierte. Aber dann musste er natürlich weiterreden und die Illusion zerstören.
    »Ich kann nicht bis morgen warten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Scapegrace noch immer zu voll ist, um heute Nacht auf die Jagd zu gehen. Zu achtzig Prozent jedenfalls. Was bedeutet, dass die Chance, dass er jemandem die Kehle herausreißt, nur weil Sie zu viel Angst hatten, mir zu helfen, bei zwanzig Prozent liegt.«
    Sie schlug die Augen auf und sah Clara keinen halben Meter von dem Fed entfernt stehen.
    »Hey, Arschloch«, sagte sie. Sie war gute vierzig Zentimeter kleiner als Arkeley. Er war mindestens hundert Pfund schwerer. »Ja, Sie sind gemeint, Arschloch«, sagte sie. »Ich lasse nicht zu, dass Sie ihr das antun, nicht noch ein Mal. Und mir ist egal, welcher Einsatz auf dem Spiel steht.«
    »Laura, pfeifen Sie Ihre Hündin zurück, ja? Das Gekläffe nervt.«
    Claras ganzer Körper verkrampfte sich. Ihre Muskeln spannten sich, und sie sah aus, als wollte sie Arkeley einen Hieb in den Magen versetzen.
    »Wollen Sie mich schlagen, Deputy Hu? Ist das Ihre Absicht? Denn ich muss sagen, so wie Sie Ihren Schlag ankündigen, dürften Sie sich glücklich schätzen, meinen Mantel zu berühren, bevor Sie mit zwei gebrochenen Armen am Boden liegen.«
    Clara rollte mit den Schultern und wackelte mit dem Kopf. »Sie sind den Papierkram nicht wert«, sagte sie, und plötzlich wich sie zurück. Dabei bewegte sie sich keinen Zentimeter, aber ihre Haltung und die hängenden Schultern sprachen Bände.
    »Wenn Sie mich nicht schlagen«, sagte Arkeley, »dann lassen Sie uns bitte in Ruhe. Der Trooper und ich haben etwas zu besprechen.«
    Clara nickte und begab sich zu ihrem Wagen, an dem Caxton noch immer lehnte. »Sie müssen nichts tun, was Sie nicht wollen.«
    »Ich wünschte, es wäre so einfach«, flüsterte Caxton.
    Clara überbrückte die Distanz zwischen ihnen und ergriff Caxtons Kinn. Sie drückte es sanft, dann verzog sie sich hinter einen Geräteturm. Vermutlich konnte sie noch immer zuhören, aber Arkeley schien das nicht zu stören.
    »Ich will Ihnen helfen«, sagte sie zu ihm. »Das will ich wirklich.«
    Er trat auf sie zu, als hätte er sie nicht gehört. Als hätte sie nichts gesagt. Sofort fühlte sie sich schuldig. Sie fühlte sich

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