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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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konnte. Sie hörte erst auf, als Clara eintraf.
    Clara. Caxton hatte ausdrücklich verlangt, dass die Fotografin des Sheriff’s Department sie abholen und nach Hause fahren sollte. Sie hätte auch Deanna anrufen können. Aber Deanna lag noch immer im Krankenhaus und konnte sie nicht holen. Caxton redete sich ein, dass Clara ihre zweite Wahl gewesen war. Aber als sie den Pausenraum betrat, wusste sie es besser – das Gefühl, als sie Clara wiedersah, verriet es ihr. Sie streckte eine bandagierte Hand aus, und Clara nahm sie, dann trat sie näher heran und stand einen Moment lang da, bevor sie sich unbeholfen herunterbeugte und Caxton aufs Haar küsste.
    Wärme breitete sich auf Caxtons Gesicht und ihrem Hals aus – sowohl aus Verlegenheit wie auch aus anderen Gründen.
    »Wir haben Sie für tot gehalten«, sagte Clara mit leicht zittriger Stimme. »Wir haben die ganze Nacht gesucht. Jemand rief mich gestern Morgen an, weil … weil sie dachten, ich würde wissen wollen, dass Sie vermisst werden, und ich habe mich sofort der Suchmannschaft angeschlossen. Wir haben überall gesucht. Wir haben sogar dieses Stahlwerk überprüft, aber dort war alles verschlossen. O mein Gott, ich habe mich selbst da umgesehen, und ich habe nichts gefunden.«
    »Nehmen Sie es nicht so schwer«, hörte Caxton Arkeley sagen. »Sie sind Meister darin, ihre Verstecke zu verbergen. Sie haben Zauber, um das Bewusstsein zu beeinflussen, vor allem im Mondlicht.«
    »Er hat darauf bestanden mitzukommen«, sagte Clara.
    Caxton runzelte die Stirn. Sie wollte fragen, was Clara damit meinte, ob sie auch Arkeleys Stimme gehört hatte, aber dann betrat der Fed den Pausenraum und setzte sich auf die Tischkante. Caxton begriff langsam, dass er nicht mehr nur in ihrem Kopf existierte. Es war der reale Jameson Arkeley, der Vampirkiller.
    Ihn wiederzusehen war ausgesprochen seltsam. Sie hatte ihn verinnerlicht, seine Persönlichkeit zu einem Teil ihrer selbst gemacht, und allein aus diesem Grund hatte sie Reyes’ Gefangenschaft überlebt. Er hatte etwas Entscheidendes und für sie Notwendiges repräsentiert. Verglichen damit war der Arkeley aus Fleisch und Blut nicht unbedingt jemand, den sie sehen wollte.
    Sie seufzte. Und dennoch hatte sie ihm so viel zu sagen. Er musste so vieles erfahren.
    »Special Deputy«, sagte sie, »ich muss Ihnen Bericht erstatten.«
    Sein Gesicht verzog sich, die Falten bewegten sich erst in eine Richtung und dann in die andere, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er lächeln oder die Stirn runzeln sollte. Schließlich begnügte er sich mit einer gequält aussehenden Grimmasse. »Ich habe die Kurzversion schon gehört. Sie haben Reyes getötet.«
    »Ich habe bis zur Morgendämmerung gewartet, dann habe ich sein Herz verbrannt.«
    »Unnötige Untertreibung ist fast so schlimm wie sinnlose Übertreibung.«
    Sie starrte mit emotionsloser Miene zu ihm hoch. Was sie zu sagen hatte, war wichtig für ihn. »Er wollte mich zu einer von ihnen machen.«
    Danach sagte keiner mehr ein Wort, keiner rührte sich. Niemand wagte es, das Schweigen zu brechen, bis Arkeley sich den Nacken rieb. »Okay«, sagte er. »Erzählen Sie es mir auf der Fahrt.«
    Caxton bedankte sich beim Chief, und sie gingen hinten raus, wo Claras Privatwagen wartete. Es war ein hellgelber Volkswagen, ein New Beetle mit einer ins Armaturenbrett eingebauten Blumenvase. In vielerlei Hinsicht war er wie Clara – winzig, süß und aus einer ganz anderen Welt als der, in der Caxton lebte. Eine Welt, die sie eine Weile besuchen konnte, aber in der man ihr nie gestatten würde zu bleiben. Dafür würden die Vampire sorgen.
    Caxton zwängte sich auf den Rücksitz, während Arkeley den Beifahrersitz nahm. Seine versteiften Wirbel übertrumpften ihre geprellten Rippen, wie er verkündete. Sie beugte sich zwischen die Vordersitze und erzählte ihm von ihrer Feuerprobe. Clara fuhr nicht nach Westen, in Richtung Harrisburg, sondern nach Südosten, zurück nach Kennett Square. Niemand machte sich die Mühe, Caxton den Grund dafür zu verraten, und sie war viel zu sehr mit ihrem Bericht beschäftigt, um danach zu fragen.
    »Er hat mich dem Stummen Ritus unterzogen, jedenfalls nennt Malvern das so. Nur eine Sache in einer langen Liste, die sie orisons nennt. Reyes bezeichnete es als hechizo , als Zauber.« Sie erwähnte nicht, wie sie dieses Wort gelernt hatte, wie sie einen Halbtoten gefoltert hatte, indem sie ihm die Finger abriss. Sie wollte nicht, dass Clara davon

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