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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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Kleidung lag auf einem Haufen. Es würde viel Zeit brauchen, das alles wieder aufzuräumen. Sie drehte sich um und keuchte erneut auf, als sie sah, dass ihr der Eindringling eine Botschaft hinterlassen hatte. Sie schien mit Blut geschrieben und bedeckte die halbe Schlafzimmerwand:
    Kein Leben =
kein Schlaf
Komm zu mir
    Caxton brauchte keine Unterschrift, um zu wissen, von wem die Nachricht stammte. Scapegrace, der Letzte aus Justinia Malverns Brut. Er wollte, dass sie die Transformation beendete, die Reyes begonnen hatte. Er wartete darauf, dass sie Selbstmord beging und ihm half, Malvern wiederzubeleben. Irgendwie musste er zu der Überzeugung gekommen sein, dass er sie dazu bringen würde, indem er ihr Zuhause zerstörte. Vielleicht hatte er geglaubt, es würde sie in Depressionen stürzen.
    Das Stück von Reyes, das sich noch immer um ihr Gehirn wand, verwarf die Idee, und sie begriff etwas – oder erahnte zumindest, wie wenig Scapegrace verstanden hatte. Für den Teenager war Vampirismus ein dunkles Geschenk. Wie konnte jemand eine solche Macht und Kraft ablehnen? Er sagte ihr, dass sie nicht länger schlafen müsste, dass sie aus dem Gefängnis ihres schwächlichen menschlichen Fleisches und ihrer Gefühle ausbrechen und zu so viel mehr werden könnte.
    »Und warum schneidet er sich dann jeden Sonnenuntergang die Ohren ab?«, fragte sie, aber bei diesem Thema verstummte Reyes. An den toten Jungen zu denken machte sie eher traurig als wütend. Er konnte seine Wut nur noch am Besitz anderer Leute auslassen, jetzt, nachdem er sich selbst zerstört hatte.
    Sie kontrollierte den Rest des Hauses, aber es war niemand mehr da. Scapegrace und seine Sklaven waren lange fort. Sie warf noch einen Blick auf das Bett und erkannte, dass sie hier niemals die Nacht verbringen konnte. Sie entschied, Clara anzurufen und zu fragen, ob die Einladung noch galt. Um ein besseres Signal zu bekommen, ging sie hinten wieder raus, auf Deannas Schuppen zu. Natürlich stand die Tür weit offen. Scapegrace hatte versucht, ihre Hunde zu verletzen. Er hasste alles an den Lebenden. Er hatte sicher auch Deannas Kunst zerstört.
    Sie trat ein und klappte das Handy zu, bevor sie Claras Nummer gefunden hatte. Das Licht funktionierte tatsächlich noch, an der Decke flammten die Hundertwattglühbirnen auf. Der Schuppen sah völlig unberührt aus. Die drei Laken hingen schlaff von der Decke, das Licht schimmerte gelb und rot durch den Stoff. Vielleicht hatte Scapegrace etwas in Deannas Kunst erkannt. Vielleicht hatte ihm gefallen, dass man Blut als Medium benutzte – obwohl er mit Sicherheit nicht gewusst hatte, welche Art Blut es war. Sie drehte sich um, um wieder zu gehen, hielt aber inne. Da waren Schritte, aber es waren nicht die ihren.
    »Laura«, sagte jemand, und einen Augenblick lang glaubte sie, dass es der Geist ihres Vaters war, der die Laken belebte, so wie er das Teleplasma in Urie Polders Scheune belebt hatte.
    Aber es war Arkeley, der hinter den Kunstwerken hervortrat.
    »Special Deputy«, sagte sie mit pochendem Herzen. Es wurde wieder ruhiger, als sie ihn herankommen sah. »Ich habe nicht damit gerechnet, Sie hier zu sehen.«
    Seine Miene war das personifizierte Mitleid. »Laura«, sagte er erneut, »es tut mir so leid. Ich wollte Sie nicht so weit in die Sache hineinziehen.«
    Entschuldigte er sich tatsächlich dafür, dass er die Schuld an Deannas Tod trug? Ihre Trauer war wie eine Art dicke Haut, die sie sich übergezogen hatte. Was auch immer er sagte, es drang nicht zu ihr durch. »Schon gut«, sagte sie. Das war es zwar überhaupt nicht, aber die Worte kamen wie ein Gähnen aus ihr heraus, einfach nicht zu vermeiden.
    »Sie müssen das verstehen, ich brauchte einen Köder. Ich brauchte Sie, weil die Sie brauchten. Die einzige Methode, einer Falle zu entkommen, besteht darin, sie auszulösen, bevor sie bereit sind, erinnern Sie sich?«
    »Sie haben mir so viel beigebracht.« Es war ihr Körper, der da sprach, nicht ihr Herz. Ihr Körper wollte zu Bett gehen. Clara. Sie musste Clara anrufen. Clara musste kommen und sie abholen. Es würde noch mindestens eine Stunde dauern, bis sie schlafen konnte. Sie fing an, eine Nachricht an Clara zu verfassen, weil es einfacher war, eine SMS zu schicken, als mit ihr zu sprechen. Sie hatte für diese Nacht genug geredet.
    »Sie verstehen nicht …«, beharrte Arkeley, aber sie schüttelte bloß den Kopf. »Laura, Sie müssen sich konzentrieren, jetzt sofort.« Er stürmte auf sie zu, und

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