Der letzte Vampir
nicht.
Der Fed nahm geduckte Schießstellung ein und setzte sich in Richtung der freien Fläche zwischen Zwinger und Haus in Bewegung. Sein Schussarm stand im rechten Winkel vom Körper ab und schwenkte hin und her, während er einen Angreifer verfolgte, den Caxton nicht sehen konnte. Er drückte den Abzug, grelles Mündungsfeuer blitzte aus dem Lauf. An ihrer Seite, nur Zentimeter von ihrer Schulter entfernt, krachte ein Halbtoter zu Boden und wand sich in Qualen.
Arkeley fuhr herum und schoss erneut – dann noch ein drittes Mal. Schatten heulten auf und zuckten in der Dunkelheit, aber es erschienen weitere, als würde die Nacht sie ausspucken, als würden sie aus den vom Mondlicht beschienenen Wolken fallen. Einer sprang Arkeley auf den Rücken und biss mit scharfen Zähnen nach seinem Hals. Er rammte ihm die freie Faust auf die Nase und schickte ihn zu Boden. Eine Halbtote warf sich ihm gegen die Beine und zwang ihn auf die Knie. Er schoss ihr in die Brust, und sie zuckte zurück.
Ein anderer packte Arkeleys Schussarm und verdrehte ihn. Er schrie schmerzerfüllt auf – ausgerechnet Arkeley schrie schmerzerfüllt. Der Halbtote musste ihn völlig überrascht haben.
Aber Caxton hatte eigene Probleme. Die Halbtoten stürzten sich auf sie, wenn auch mit weniger Nachdruck und mit weniger Leuten. Offensichtlich betrachteten sie sie nicht als Bedrohung von Arkeleys Kaliber. Beinahe war sie enttäuscht.
Sie feuerte auf einen dunklen Umriss, der sich vom Zwingerdach stürzte, und er fiel mit dem Zischen ausgestoßener Luft zu Boden. Sie trat ihm gegen das Bein und fühlte sein Fleisch nachgeben. Ein weiterer Halbtoter griff von oben nach ihren Schultern, und sie schoss, ohne hinzusehen.
»Hauen Sie ab!«, brüllte Arkeley erneut. Sie schaute in seine Richtung, konnte ihn aber kaum sehen. Er war von allen Seiten von Scapegraces Dienern umgeben. Sie schoss immer wieder, versuchte die Menge auszudünnen, während sie vom Zwinger aus loslief. Arkeley wurde praktisch überrannt, und sie wusste das, aber sie konnte kaum etwas dagegen unternehmen. Sie konnte ihn nicht retten – dazu hatte sie nicht genug Munition. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, fortzukommen und Hilfe zu holen.
Das Problem war nur, dass sie nicht wusste, welche Richtung sie einschlagen sollte. Die Auffahrt führte direkt zur Straße und möglicher Hilfe. Jeder Polizeieinsatz würde aus dieser Richtung kommen, vorausgesetzt, sie überlebte, bis jemand kam. Aber Arkeley hatte gesagt, dass auch dort Halbtote stationiert waren. Sie würden mit Sicherheit auf der Lauer liegen.
Also entschied sie sich gegen die Auffahrt und rannte auf einen drei Meter hohen Zaun zu, der zwischen den Bäumen verlief. Stemmte einen Fuß zwischen zwei Bretter und sprang in die Höhe, ergriff einen der überhängenden Äste. Adrenalin beförderte sie auf die andere Seite, und sie rutschte den Baum hinunter. Zweige peitschten ihr ins Gesicht und fügten ihr an Händen und Armen lange Kratzer zu. Sie rollte einen steilen Hang hinunter auf den Parkplatz der benachbarten Grundschule. Der schwarze Asphalt schimmerte im Mondlicht.
Auf der anderen Seite des Zauns blitzte Mündungsfeuer. Ein Schuss – dann zwei weitere. Dann nichts mehr. Sie versuchte normal zu atmen, versuchte den Drang zur Panik zu kontrollieren. Arkeley war vermutlich tot, aber das änderte ihre Situation nicht.
Die Bäume am Zaun schwankten, ihre trockenen Blätter raschelten. Zwei Halbtote kletterten ihr hinterher. Verfolgten sie. Würden jede Sekunde da sein.
Sie kontrollierte ihre Waffe. Nur noch eine Patrone. Besser, sie bewahrte sie auf. Sie stemmte sich auf die Füße und rannte los.
Das Schulgebäude war niedrig und rechteckig, eine schwarze Kante in der Nacht, an der sie sich orientierte. Sie wusste nicht, ob die Halbtoten in völliger Dunkelheit sehen konnten oder nicht. Vampire nahmen das Blut als hellen Schimmer wahr, aber was war mit ihren Dienern? Das war eine der vielen Fragen, die sie Arkeley hätte stellen sollen, als sie noch die Gelegenheit dazu hatte.
Als er noch am Leben gewesen war.
Schuldgefühle machten sich in ihrer Magengrube breit, als sie um eine Ecke und dann eine kurze Treppe hinauf rannte. Sie konnte gleichzeitig laufen und sich schuldig fühlen. Vor ihr lagen ein Sportplatz und ein Maschendrahtzaun, die hellen Markierungen des Baseballfeldes schimmerten. Sie quetschte sich durch einen schmalen Spalt im Zaun und rutschte auf einer zur Hälfte gefrorenen Schlammpfütze
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