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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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sie mir schon, wenn sie einen Anfall bekommt oder so.«
    Winzige Lichtfunken blitzten in Caxtons Augen auf. Sie schwammen durch ihr Blickfeld und waren so schnell verschwunden, wie sie auftauchten. Ihr Hals fühlte sich trocken und dick und sehr kalt an, die Luft zischte in ihren Körper hinein und wieder heraus. Sie konnte ihren eigenen Herzschlag hören. Dann erschienen oben und unten an ihrem Sichtfeld dunkle Balken, so wie bei alten Filmen im Fernsehen. Die Balken vergrößerten sich, ein schrilles Winseln füllte ihren Kopf. Alles wurde weich und verschwommen.
    Sie konnte Hazlitt und Scapegrace reden hören, aber es klang, als würden sie durch dicke Wollschichten schreien. Das Dröhnen in ihren Ohren blendete sie aus. Sie konnte ihren Körper wahrnehmen, aber er war völlig taub und tot. Sie hätte sich bewegen können, wenn sie gewollt hätte, aber im Augenblick wollte sie es nicht.
    Die Furcht war völlig verschwunden.
    Das war das Beste daran. Sie wusste, dass es immer noch verdammt schlecht aussah und es kein gutes Ende geben würde, aber die Angst war weg, und sie konnte wieder klar denken. Sie wollte sich nicht aufsetzen – das hätte diesen Zustand beenden können –, aber sie schaute nach vorn durch die Windschutzscheibe und versuchte, den Weg zu erkennen. Dort draußen war etwas, aber es war nicht der Highway. Es war bleich und groß und hatte dreieckige Ohren. Es war ein Vampir, vielleicht Malvern. Der Vampir streckte ihr die Hände entgegen, und sie waren voll rotem Blut. Er bot ihr diese Röte als Geschenk an.
    Scapegrace gab ihr eine Kopfnuss, und alles verschwamm kurz. Dann war sie wieder da und das Dröhnen in den Ohren hatte aufgehört.
    »Ich fragte, sind Sie okay?«, brüllte Hazlitt. Er hatte eine Hand auf ihrem Hals, fühlte vermutlich den Puls.
    Sie wollte seine Hand wegschlagen, aber ihr Blick fiel auf den Babyschädel. Was auch immer passiert war, sie hatte es geschafft, ihn nicht fallen zu lassen. Sie erinnerte sich, dass sie ihn nicht loslassen durfte. Sie wehrte Hazlitt mit den Schultern ab, so gut das ging. »Mir geht es gut«, schaffte sie hervorzustoßen. Ihre Stimme klang schwächer, als sie sich fühlte. »Was ist passiert?«
    »Sie sind in Ohnmacht gefallen«, sagte der Arzt. Seine Stimme troff vor Häme.
    Sie runzelte die Stirn. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die in Ohnmacht fielen. Aber sie dachte darüber nach. Als sie und Ashley – Deannas Vorgängerin – einmal in Hershey im Urlaub gewesen waren, hatte sie Sweet Martins getrunken, buchstäblich bis zur Besinnungslosigkeit. Sie war auf dem Boden der Damentoilette aufgewacht, umgeben von einer Horde erschrocken aussehender Kellnerinnen. Es war ein ähnliches Gefühl gewesen – aber nicht einmal dieser Vorfall war ihr so peinlich gewesen wie das hier.
    Wow, dachte sie. Hätte Arkeley sie sehen können, hätte er einen konkreten Beweis für all die schrecklichen Dinge gehabt, die er je von ihr behauptet hatte. Gott sei Dank saß er nicht im Auto. Weil er tot war.
    Sie bewegte die Gesichtsmuskeln, streckte das Kinn vor, blies die Wangen auf, versuchte wieder munter zu werden. Als sie das Sanatorium erreichten, fühlte sie sich wieder halbwegs hergestellt. Hazlitt fuhr auf den Rasen und blieb neben der Statue der Hygiene stehen. Sie stiegen aus, und Caxton bemühte sich, den Schädel nicht fallen zu lassen, obwohl ihre Hände schweißnass waren.
    Auf dem Rasen parkten bereits ein Dutzend Wagen kreuz und quer. Alle waren leer. In der Nähe des Eingangs brannte ein großes Feuer. Caxton war ziemlich sicher, dass die Wächter, die hier arbeiteten, kein Grillfest veranstalteten. Sie hatte recht. Als sie auf den Eingang zugingen, sah sie die COs in der Nähe des Feuers auf dem Boden aufgereiht liegen, die Hände auf dem Rücken gefesselt, die Gesichter im Gras.
    Sie hielt sie für tot. Der Gedanke war beinahe eine Erleichterung. Als sich einer von ihnen bewegte, sackte ihr Körper vor neu entfachtem Entsetzen zusammen.
    Tucker, der CO, der Arkeley dabei geholfen hatte, die Informationen über Reyes herauszufinden, verdrehte den Hals, um zu sehen, wer da gekommen war. Caxton bemühte sich nach Kräften, zur Seite zu schauen, nicht gesehen zu werden, aber das funktionierte nicht. Ihre Blicke trafen sich kurz, und es war, als hätten sie eine Unterhaltung, als verfügten sie über einen Teil der Vampirmagie und könnten bloß mithilfe des Feuerscheins kommunizieren, der sich in ihren Augen spiegelte.
    Es tut mir so leid ,

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