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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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Muskeln an, zum Angriff bereit, falls jemand in ihre Nähe kam. Sie würde ihr Bestes versuchen, um sie zu vernichten, wenn es zwei waren. Waren es drei oder mehr, würde sie sich ins Herz schießen. Das würde verhindern, dass sie als Vampir wiedergeboren wurde.
    »Da, was ist das?«, fragte ein Halbtoter.
    Sie waren zu zweit. Sie mussten zu zweit sein. Sie betete, dass es nur zwei waren.
    Dann hörte sie die dritte Stimme.
    »Ihr beiden, lasst uns allein«, sagte ein anderer, jemand, der direkt hinter ihr stehen musste. Sie rollte sich herum und blickte auf eine bleiche Silhouette mit einem runden Kopf. Sie trug enge Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Die Ohren waren dunkel und sahen zerfleddert aus.
    Scapegrace.
    Caxton riss die Pistole hoch und feuerte ihre letzte Kugel aus kurzer Distanz in die Brust des Vampirs. Das Geschoss durchbohrte das T-Shirt, dann flog es weiter in Richtung der Bäume. Es kratzte den weißen Körper nicht einmal an. Sie hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, ihn töten zu können – selbst in der Dunkelheit konnte sie den rötlichen Schimmer des frischen Blutes sehen, das unter seiner Haut zirkulierte –, aber sie hatte wenigstens erwartet, dass er sie anfauchte. Aber er lachte sie nicht einmal aus. Er ging einfach neben ihr in die Hocke und berührte den Grabstein, über den sie gestolpert war. Weder sah er sie an, noch berührte er sie.
    Sie wollte eine Frage stellen, aber ihr Hals war wie zugeschnürt. »Was … was hast du mit mir …«
    »Rede nicht mit mir«, sagte er. »Sag nichts, außer, du wirst gefragt. Ich kann dich auf der Stelle töten. Wenn du zu fliehen versuchst, werde ich dich einfangen. Ich bin viel schneller als früher. Aber ich will dich lebend abliefern. So lauten meine Befehle. Ich glaube, du weißt, was sie will. Man hat mir aber auch gesagt, dass es völlig in Ordnung ist, wenn ich dir ein wenig wehtue. Das könnte sogar helfen.«
    Dann schaute er sie an, und es schockierte sie, wie jung er war. Scapegrace war noch ein Kind gewesen, als er sich umgebracht hatte. Bestenfalls ein Teenager. Sein Körper war noch immer auffallend dürr und zusammengesunken. Der Tod hatte ihn nicht über Nacht zu einem Erwachsenen gemacht. Er sah noch immer wie ein kleiner Junge aus.
    »Bitte sieh mich nicht so an«, sagte er. »Ich hasse das.«
    Caxton wandte schnell das Gesicht ab. Ihr war klar, dass ihre Züge vor Furcht verzerrt sein mussten. Rotz sickerte auf ihre Oberlippe, kalter Schweiß trat auf ihre Stirn.
    »Ich kann so manches in der Dunkelheit erkennen, aber das kann ich nicht lesen«, sagte er und strich mit den Fingern über den Grabstein. Die Inschrift war größtenteils verwittert, aber an einigen Stellen waren noch immer die geschwungenen Fragmente der einstigen Buchstaben zu sehen. »Vielleicht kannst du es entziffern. Lies es mir vor.«
    Caxton glaubte, sich übergeben zu müssen. Sie kämpfte gegen ihren Körper an, bis sie ihn wieder unter Kontrolle hatte. Sie konnte die Buchstaben nicht genau erkennen, aber vielleicht würde es helfen, sie mit den Fingerspitzen abzutasten. Mit vor Furcht zitternder Hand strich sie über die Steinfläche. Sie konnte etwas ausmachen.
    ST PH N DELANC
JU 854 – JULI 1854
    »Ich glaube … Ich glaube, da steht Stephen Delancy, gestorben im Juli 1854. Das Geburtsdatum ist … schwerer … zu entziffern«, stammelte sie mit klappernden Zähnen.
    Sie fühlte sich, als würde ihr jemand Eiswasser über den Rücken gießen. Es musste sich teilweise um das seltsame Gefühl handeln, das sie immer in der Nähe von Vampiren hatte, der Eindruck von Kälte, den sie neben Malverns Sarg verspürt hatte oder wenn Reyes sie berührte. Aber der überwiegende Teil dieses markerschütternden Entsetzens musste von der Tatsache herrühren, dass er sie jeden Augenblick umbringen konnte. Sie in Stücke reißen konnte, bevor sie überhaupt die Arme zur Vereidigung hob.
    »Glaubst du, er wurde im Juni oder im Juli geboren? Hat er einen ganzen Monat gelebt oder nur ein paar Tage?« Scapegrace kniete sich neben sie und fuhr mit der Hand über den Grabstein. »Ich schätze, das können wir nur auf eine Weise herausfinden.«
    »Nein!«, schrie sie, als er die bleichen Finger in den Boden grub und anfing, große Erdklumpen herauszureißen. Sie warf sich auf seinen Rücken und schlug mit der leeren Beretta auf seinen Nacken ein. Schließlich reagierte er doch.
    Er drehte sich um, griff sie an der Taille und stieß sie von sich. Die leere Beretta flog

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