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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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ein kleines Spiel spielen. Du wirst Stephen in beiden Händen halten, weil er sich nur dann still verhält. Nicke, damit ich weiß, dass du das begriffen hast.«
    Sie erschauderte. Ihr Kopf wackelte, als wäre er nicht richtig an ihrem Hals befestigt. Sie legte beide Hände fester um den Totenschädel. Etwas bewegte sich darin, irgendein Insekt in der Erde, die die Nasenhöhle des Babys füllte. Caxton stöhnte leise, aber sie ließ den Schädel nicht fallen.
    »Und jetzt passt du gut darauf auf. Wenn du ihn loslässt oder ihn fallen lässt oder ihn zerdrückst, weil du ihn zu fest hältst, dann werde ich ihn schreien hören. Dann werde ich dich verletzen müssen. Und zwar richtig.« Er kniff die Augen zusammen und starrte ihr durchtrieben ins Gesicht. »Ich werde dir das Rückgrat brechen. Du weißt, dass ich das kann, oder?«
    Sie nickte wieder. Zitterte am ganzen Körper.
    »Okay, Laura«, sagte er. »Dann wollen wir mal.«

51.
    Scapegrace führte sie zurück durch den Wald auf den Parkplatz der Grundschule. Sie schaute sich verstohlen um, in der verzweifelten Hoffnung, dass jemand sie sah und die Polizei verständigte. Aber da hatte sie kein Glück. Sie und Deanna hatten das Haus ausgesucht, weil es so nah am Wald stand. Viel Platz für den Schuppen und den Hundezwinger. Keiner in der Nähe, der sich über die manchmal bizarren Geräusche der Greyhounds beschweren konnte. Nachts war niemand in der Gegend.
    Ein Wagen wartete mit laufendem Motor und eingeschalteten Scheinwerfern auf sie, ein weißer Sedan älteren Baujahrs. Doktor Hazlitt saß am Steuer und sah nervös aus.
    »Sie hat Hazlitt versprochen, dass er einer von uns wird«, sagte Scapegrace. Er stand hinter Caxton, so nah, dass sie seinen kalten Atem im Nacken spüren konnte. »Sie hat ihm vieles versprochen.« Der Vampir hielt ihr die Beifahrertür auf. Sie konnte sie schlecht selbst öffnen mit dem verfluchten Babyschädel in den Händen. Sie stieg ein und erkannte, dass sie so unmöglich den Sicherheitsgurt anlegen konnte. Aber vermutlich spielte das nun wirklich keine Rolle mehr.
    »Hallo, Officer«, sagte Hazlitt. Sie sah ihn nicht an. Er seufzte und versuchte es erneut. »Ich weiß, dass Sie im Augenblick keinen Grund haben, mich zu mögen«, fuhr er fort. »Aber in ein paar Stunden werden wir Verbündete sein. So wird das alles enden. Können wir jetzt nicht wenigstens höflich miteinander umgehen?« Als sie nicht antwortete, legte er den Gang ein und fuhr zum Highway. In Richtung des Tuberkulosesanatoriums, in dem Justinia Malvern so geduldig wartete.
    Sie würden sie in den Selbstmord treiben. Das war ihr schon zuvor bewusst gewesen, aber sie hatte nicht darüber nachgedacht, wie sie es anstellen wollten. Reyes hatte gewollt, dass sie diese Entscheidung selbst traf, und er hätte sie beinahe dazu überredet, sich zu erschießen. Er hatte Zeit mit dem Versuch verschwendet, sie zu überzeugen – und die Sonne war aufgegangen, bevor er damit fertig gewesen war. Scapegrace würde diesen Fehler nicht machen. Er würde sie zwingen. Nach seinen bisherigen Überredungsmethoden zu urteilen würde er sie vermutlich foltern, bis sie um den Tod bettelte. Dann würde er ihr die Möglichkeit verschaffen, es selbst zu tun.
    Arkeley konnte sie dieses Mal nicht aufhalten. Arkeley war tot. Heute Nacht werde ich sterben , dachte sie, und morgen Nacht werde ich als Vampir wieder auferstehen.
    Sie wollte gegen sie kämpfen. Sie wollte es so sehr – ihr ganzer Körper wurde von dem Drang geschüttelt, sie anzugreifen, von dem Verlangen, den Vampir und den Arzt zu töten. Adrenalin schoss durch ihr Blut, lockte sie. Aber wie? Sie hatte keine Waffen. Sie hatte keine Ausbildung im waffenlosen Kampf.
    Kurz vor einer Panik, fing sie an, schnell und flach zu atmen. Hyperventilation. Sie wusste, was da passierte, aber sie wusste nicht, wie sie es aufhalten sollte. Hazlitt sah zu ihr herüber; auf seinem Gesicht zeichnete sich Sorge ab.
    Auf dem Rücksitz erschien Scapegrace größer, als er tatsächlich war. Er wirkte wie ein enormes Krebsgeschwür, das weiß und schlaff da hockte und den halben Wagen ausfüllte. »Sie hat bloß Angst. Ihr Puls ist beschleunigt. Sie könnte das Bewusstsein verlieren.«
    »Ja, danke«, fauchte Hazlitt. »Ich kenne die Symptome einer Panikattacke. Glauben Sie, wir sollten sie sedieren? Sie könnte sich selbst oder jemand anderen verletzen.«
    »Sie könnte dich verletzen«, sagte Scapegrace und lachte leise. »Keine Sorge. Ich schnappe

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