Der letzte Vampir
BlackBerry, das in seiner Tasche summte. Als auch ihr Handy läutete, wusste sie, dass etwas passiert sein musste. Etwas Schlimmes.
19.
Caxton fuhr schnell, aber sicher. Das Blaulicht auf dem Armaturenbrett ließ ihre Nachtsicht zum Teufel gehen, aber dafür war sie ausgebildet worden. Als sie Farrel Mortons Jagdhütte erreichten, schaltete sie Blaulicht und Scheinwerfer aus und rollte in der Dunkelheit weiter. Es bestand keine Notwendigkeit, sich zum Ziel zu machen.
Eine Stunde zuvor, bei Einbruch der Dämmerung, war die regelmäßige Meldung der an der Hütte stationierten State Trooper ausgeblieben. Es waren gute Männer mit vielen Jahren Berufserfahrung – sie vergaßen nicht einfach, das Hauptquartier zu rufen. Der diensthabende Cop hatte die Zentrale von Troop J gerufen und durchgegeben, dass er vorbeifahren und nachsehen würde. Er ging davon aus, dass die Trooper Probleme mit dem Funkgerät hatten. Zwanzig Minuten später meldete er sich mit der Nachricht, dass die Trooper nirgendwo zu finden waren. Er wollte sich in der unmittelbaren Nähe im Wald umschauen. Seitdem hatte auch er sich nicht mehr gemeldet, und wenn man sein Handy anrief, klingelte es eine Weile und schaltete dann auf Mailbox um.
Der Sheriff schickte zwei Einheiten los. Troop J aus Lancaster kam mit jedem verfügbaren Wagen. Caxton und Arkeley hatten nicht gewartet, um zu hören, was sonst noch in die Wege geleitet wurde. Sie waren am nächsten an der Hütte dran, und Arkeley schien das zu gefallen.
»Gleich fangen Sie noch an zu lächeln«, sagte sie und zog den Schlüssel aus der Zündung. »Hoffen Sie, dass das alles irgendwie ein großes Missverständnis ist, dass alle okay sind?«
»Nein«, erwiderte er. »Ich hoffe, dass es genau das ist, wonach es aussieht. Ich hoffe, dass wir heute Nacht einen zweiten Vampir erwischen. Allerdings bezweifle ich das. Die sind nicht dumm.«
Caxton öffnete den Kofferraum des unmarkierten Dienstwagens. Sie holte eine Polizeischrotflinte hervor, eine Remington 870, und hängte sie sich über die Schulter. Die Waffe hatte einen gekürzten Lauf und keinen Kolben, sodass sie sich leichter tragen ließ; sie war schwarz beschichtet, damit sie nicht im schwachen Licht schimmerte. Gegen Vampire würde sie nutzlos sein – die Schrotpatronen vom Kaliber 1 Buckshot waren dazu gemacht, ein menschliches Wesen zu stoppen, aber die Haut eines Vampirs konnten sie nicht einmal ritzen. Gegen Halbtote würden sie vielleicht effektiver sein.
»Wir konnten doch nicht damit rechnen, dass sie zurückkehren«, sagte sie und schloss den Kofferraum so leise wie möglich. »Oder? Für die Vampire war eine Rückkehr zu gefährlich. Sie wussten ja, dass wir den Ort überwachen. Sie ließen ihre Särge hier und würden nicht zurückkehren, um sie zu holen. Das haben Sie mir gesagt.«
»Wollen Sie mich dafür verantwortlich machen, wo wir nicht einmal genau wissen, was passiert ist?«
Caxton lud die Schrotflinte durch und hebelte eine Patrone in die Kammer. Mit der anderen Hand schnippte sie den Sicherungsriemen des Pistolenholsters auf. »Gehen Sie voraus?«
»Mit dieser Feuerkraft im Rücken? Vergessen Sie’s. Beim ersten Anzeichen von Gefahr schießen Sie mich zu Brei. Sie gehen vor, und ich decke Sie.«
Das Anwesen lag im Dunkeln, nur eine einzelne Lampe brannte an der Seite des Gebäudes. Sie machte die Schatten nur noch tiefer. Caxton umrundete den Küchenflügel, geduckt, die Schrotflinte in den Himmel gerichtet. Sie kam zu einem offenen Fenster und entschied, das Risiko einzugehen. Sie knipste die auf der Flinte angebrachte Taschenlampe an und überprüfte, ob Arkeley ihr den Rücken deckte. Natürlich tat er es. Er schien sie nicht besonders zu mögen, aber er war ein erfahrener Polizist. Caxton richtete sich auf und leuchtete ins Haus. Niemand sprang sie an, also sah sie sich schnell um, schwenkte das Licht von einer Seite des Raums zur anderen, so wie man es ihr beigebracht hatte.
Alles sah genauso aus, wie sie erwartet hatte. Herd. Kühlschrank. Knochenstapel. Ein Halbtoter hätte sich überall in der Küche verstecken können, in den Schatten, außerhalb ihres Lichtkegels. Aber nichts bewegte sich. Sie umkreiste das Haus, Arkeley folgte ihr.
Als sie zur Rückseite kam, in die Nähe des Bachs, wehte ein raues, gackerndes Lachen von den Bäumen herüber und fuhr ihr eiskalt den Rücken hinunter. Sie verharrte, nahm geduckte Schusshaltung an und starrte in die Dunkelheit um sich herum. Ihre Taschenlampe fuhr
Weitere Kostenlose Bücher