Der letzte Vampir
den Arm ab. Arkeley feuerte nacheinander zwei Schüsse ab, und zwei weitere Halbtote stürzten ins Wasser, nun nicht mehr als ein Haufen alter Knochen.
Damit blieb nur noch ein Halbtoter übrig, der auf den Beinen stand und unverletzt war. Er griff sie an, mit beiden Händen eine Schaufel über dem Kopf schwingend. Wütend kreischte er auf, als er die kurze Distanz überbrückte, dann brachte er die Schaufel hart nach unten, die scharfe Seite nach vorn gerichtet, direkt auf Caxtons Schulter.
Die Schaufel traf sie. Sie fühlte den Aufprall, Schmerz schoss ihren Arm hinauf und hinunter und weiter bis in ihre Brust hinein. Der Schlag hörte damit aber nicht auf – die scharfe Kante zerfetzte eine Schicht Stoff nach der anderen und grub sich schließlich tief in ihre Haut. Blut floss zwischen ihren Brüsten und über ihre Rückenwirbel nach unten. Ihre Haut spannte sich und riss, ihre Muskeln schrien in Panik, als sie zerteilt wurden. Es fühlte sich an, als würde sie sterben, als würde ihr Körper auseinandergerissen.
Arkeley ließ sich Zeit, zielte für den perfekten Schuss und blies dem Halbtoten endgültig den Rest seines Gesichts weg. »Stehen Sie auf«, sagte er.
»Ich will Sie ja nicht beunruhigen«, keuchte sie, lehnte sich gegen einen Baumstamm, stemmte sich wieder auf die Füße, »aber ich glaube, ich bin verletzt.« Sie hatte gar nicht gemerkt, wie sie hingefallen war. Die Wunde schmerzte furchtbar, und sie zitterte am ganzen Körper, als sie endlich wieder stand und an dem zerrissenen Jackenärmel herumfingerte. »Ich glaube … ich glaube, es ist schlimm.«
»Sie sind in Ordnung«, sagte er, obwohl er sich die Wunde nicht einmal angesehen hatte. Er starrte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Die Halbtoten zwischen den Bäumen sammelten sich. Im nächsten Moment würden sie kommen, sie einfach überrennen. »Bewegen Sie sich einfach ein paar Schritte.«
Sie glaubte, sie würde dort sterben, an diesem dunklen Ort, nur weil er sie nicht ernst nahm. Sie glaubte, sie würde Deanna niemals wiedersehen. Aber sie folgte ihm, als er durch den Bach lief, und ihre Füße fühlten sich wie erfrorene Klumpen an. Ihr Atem ging schnell, jedoch ohne Rhythmus, sie konnte ihr Herz in der Brust pochen hören, und es war lauter als ihre Füße, unter denen das Wasser aufspritzte.
»Ich kann nicht … ich kann nicht mehr«, stieß sie hervor. Die Schmerzen machten sie benommen.
Er wandte sich um und starrte sie an, die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. Sie hatten keine Zeit anzuhalten, und sie wusste das. Sie hielt ihn auf. Er sah sie an und sagte: »In einer Sekunde werde ich Sie fragen, ob Sie okay sind. Ihre Antwort ist außerordentlich wichtig. Wenn Sie weiterkämpfen oder zumindest weiterlaufen können, dann müssen Sie ›Ja‹ sagen. Andernfalls müssen wir fliehen und denen diesmal den Sieg überlassen. Also. Sind Sie okay?«
Ein Kloß in ihrem Hals verhinderte eine Antwort, egal welche. Sie schaffte es, den Kopf zu schütteln. Nein, sie war nicht okay. Sie war verletzt, sie war mit einer Schaufel aufgehackt worden. Sie verblutete in der Dunkelheit, von Feinden umgeben. Sie war nicht im Mindesten okay.
Der Ausdruck auf seiner Miene verwandelte sich zu äußerstem Missfallen. Sie vermochte nicht zu sagen, ob es daran lag, dass er sich um sie sorgte oder daran, dass sie den Kampf verloren. »Dann lassen Sie uns hier abhauen«, sagte er und schob sie vorwärts.
Sie stieg das andere Ufer hoch und dann weiter zu der soliden, stabilen Jagdhütte. Sie drückte die gesunde Seite gegen eine Wand und griff an ihre Schulter, um die Verletzung zu untersuchen.
»Das machen Sie später, wenn Sie in Sicherheit sind«, sagte Arkeley, und seine Stimme klang sehr laut. Er drückte ihre Hände nach unten und zog sie von der Wand fort.
Er stieß die Haustür auf und schob sie hinein. Dann verriegelte er die Tür und drehte sich um, um im Wohnzimmer das grausame Bild der in lebensähnliche Posen gebrachten Leichen zu überfliegen. Der Lauf seiner Glock 23 fuhr von rechts nach links, bevor er überhaupt das Licht einschaltete.
Die Halbtoten draußen schrien nach Blut. Wo zum Teufel blieb der Sheriff? Wo waren die Wagen von Troop J? Caxton machte Anstalten, sich zu setzen – sie fühlte sich unsicher auf den Beinen, als würde sie gleich das Bewusstsein verlieren –, aber Arkeley warf ihr bloß einen finsteren Blick zu, und sie richtete sich wieder auf. Beide fuhren sie herum, als in der Küche
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