Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
Vom Netzwerk:
die Bäume am Bachufer entlang und hielt inne, als sie die Quelle des Lachens fand. An einem der Bäume hing ein Halbtoter. Nein, er hing nicht. Man hatte ihn mit Draht am Baum befestigt, seine Arme und Beine sicher angebunden.
    Sie musste augenblicklich an die Toten denken, die man im Wohnzimmer der Jagdhütte mit Draht in sitzende Posen gebracht hatte. »Keine beschissene Bewegung!«, kreischte sie.
    Der Mistkerl lachte wieder. Das Geräusch reizte sie. Es fuhr ihr unter die Haut, und sie fühlte sich schmutzig, als wäre sie voller kaltem Schweiß und Dreck. »Oh, das verspreche ich«, sagte er. Seine Stimme klang nicht menschlich, aber auch nicht wie eine Vampirstimme. Sie war quiekig, infantil und bösartig.
    Arkeley schob sich links neben sie, die Waffe in die Luft gerichtet. Er sah sie nicht an, nur den Halbtoten.
    »Ich habe eine Nachricht für euch, aber ich verrate sie nur, wenn ihr lieb seid«, kicherte der Halbtote. Bevor sie antworten konnte, schoss Arkeley ihm in die Brust. Seine Rippen und das sehnige Fleisch, von dem sie zusammengehalten wurden, rissen und zersplitterten. Knochenstücke flogen vom Baum weg. Der Halbtote schrie, ein Laut, der seinem Lachen seltsam ähnlich war.
    »Sag es mir jetzt, oder ich schieße dir die Füße ab«, sagte Arkeley.
    »Mein Meister erwartet euch, und er wird euch nicht sehr gefallen!«, höhnte der Halbtote. »Er sagt, dass ihr sterben werdet!«
    »Gib uns die gottverdammte Botschaft«, knurrte Caxton.
    Der Halbtote schüttelte sich, seine Knochen stemmten sich gegen den Draht. Als würde ihm die einfache Bewegung einen hohen Preis abverlangen, hob er einen Arm und zeigte mit einem Knochenfinger über den Bach, tief in den Wald hinein.
    »Wo ist er?«, wollte Arkeley wissen. »Sag mir, wo er ist. Sag es mir.«
    Doch der Halbtote zitterte noch immer, er verkrampfte sich, riss sich selbst in Stücke. Ohne Vorwarnung sackte sein Kopf nach vorn und fiel zu Boden. Offensichtlich würden sie von ihm keine Antworten mehr bekommen.
    Der Arm zeigte weiterhin auf den schattenerfüllten Wald.
    Caxton starrte den ausgestreckten Finger an. »Das ist eine Falle«, sagte sie.
    »Ja«, erwiderte Arkeley. Dann watete er durch den Bach in den Wald hinein. Sie rannte ihm nach, um ihn einzuholen und wieder die Führung zu übernehmen. Als sie in den Bach sprang, spritzte das eiskalte Wasser auf, ihre Socken saugten sich voll. Auf der anderen Seite lief sie in die Dunkelheit hinein, der Lichtkegel der Taschenlampe hüpfte über die Bäume, streifte die Stämme, sprang zu den Ästen hoch, glitt über die Wurzeln.
    Als klar wurde, dass sie nicht auf der Stelle sterben würden, nahm sie an, dass sie es sich leisten konnte, weitere Fragen zu stellen. »Was ist aus der Vorsicht geworden?«, wollte sie wissen. »Sicherheitsgurte tragen und bloß keine Patrone in der Kammer haben?«
    Er drehte sich um, um sie in der fast völligen Dunkelheit anzusehen. »Auf diese Weise wissen wir, dass wir in Gefahr schweben. Würden wir zum Wagen zurückgehen, könnten sie sich ohne Warnung auf uns stürzen. Wenn man weiß, dass einen der Feind in eine Falle locken will, bleibt einem nur eine Möglichkeit: Man stürmt vorwärts. In der Hoffnung, dass man in die Falle platzt, bevor der Feind völlig bereit ist.«
    Die Hälfte der Zeit glaubte sie, dass er solche Dinge einfach nur von sich gab, damit er recht und sie unrecht hatte. Sie stapfte ihm ins Zwielicht hinterher.
    Sie brauchten nicht lange, um die beiden State Trooper und den Cop zu finden. Wie der Halbtote waren sie mit Draht an Bäume gefesselt. Ihre Körper waren verstümmelt. Sie waren unter grausamen Schmerzen gestorben.
    »Der Vampir«, hauchte Caxton.
    »Nein.« Arkeley ergriff den Lauf ihrer Schrotflinte und schob ihn herum, bis der Lichtstrahl der darauf befestigten Taschenlampe ins Gesicht des toten Polizisten schien. Blut tropfte von seiner zerfleischten Nase, Blut, das durch die restliche Körperwärme noch immer dampfte. »Kein Vampir würde einen Körper so zurücklassen. Sie würden kein Blut auf den Boden tropfen lassen, nicht, wenn sie genug Zeit hatten.«
    »Aber Lares hat das Blut überall verteilt. Ich habe Ihren Bericht gelesen.«
    »Lares war verzweifelt und in Eile. Dieser Vampir kann sich Zeit lassen. Wir kennen nicht mal seinen Namen.« Er ließ ihre Waffe los. »Wir verschwenden unsere Zeit.«
    Sie setzte sich wieder in Bewegung.
    Arkeley schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht gesagt, wir wären hier fertig.«
    Caxton drehte

Weitere Kostenlose Bücher