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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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Lärm ertönte – jemand versuchte einzubrechen. »Da ist ein offenes Fenster«, stieß sie hervor. Dasselbe Fenster, durch das sie bei ihrem Eintreffen geschaut hatte.
    Arkeley rannte in den Küchenflügel und feuerte zwei Schüsse ab. Dann knallte er das Fenster zu und verriegelte es. »Das wird sie nicht lange abhalten«, rief er.
    Draußen auf der Veranda schlugen die Halbtoten gegen die Hauswände. Ihre Stimmen verlangten nach Einlass, riefen ihnen zu, sich zu ergeben. Einer von ihnen rief Caxtons Namen, und sie wimmerte, aber sie hielt sich die Ohren zu und gewann langsam ihre Selbstkontrolle zurück. Als Arkeley zurückkam, zeigte sie auf den anderen Flügel, wo das Schlafzimmer war. Dort gab es nur ein Fenster, ein rechteckiger Schlitz hoch oben an der Wand, der ein paar verirrte Strahlen Mondlicht einließ.
    »Wenn wir da reingehen, dann bleiben wir da«, sagte er. »Wir können die Tür verbarrikadieren, und das wird sie eine Weile fernhalten. Vielleicht aber nicht lange genug.« Er schaute nach oben und zeigte auf ein Dachfenster in der Decke, in etwa drei Meter Höhe. Eine weiße Schnur baumelte von dem Riegel, vermutlich, damit man es öffnen und an einem warmen Abend die Brise hereinlassen konnte. Arkeley schob einen Stuhl unter das Dachfenster, stieg drauf und griff nach dem Seil. Er riss daran, und das Fenster klappte auf. »Also gut, kommen Sie.«
    »Ich kann nicht.« Caxton hielt sich die verletzte Schulter und schüttelte den Kopf. »Ich kann dort nicht raufklettern, nicht so.«
    Eine Sekunde lang studierte Arkeley ihr Gesicht. Dann packte er einfach ihren verletzten Arm am Handgelenk und zog ihn in einer Kreisbewegung herum, die sie zu einer Pirouette zwang.
    Schwarze Funken explodierten vor ihren Augen. Ihr Gehirn erbebte vor Schmerz.
    Er schien es nicht für so schlimm zu halten. »Wäre etwas gebrochen, wären Sie jetzt ohnmächtig. Und jetzt rauf hier. Ich helfe Ihnen, so gut ich kann.«
    Sie wollte das nicht. Sie wollte nichts tun außer in einen Krankenwagen steigen und sich mit Schmerzmitteln vollpumpen lassen. Sie stieg auf den Stuhl und griff in die Höhe. Sie kam fast an den Fensterrahmen heran, aber es fehlte ein Stück.
    »Nehmen Sie das Seil«, schlug er vor.
    »Hält das denn mein Gewicht?«
    »Mir fällt nur ein Weg ein, das herauszufinden. Tun Sie es einfach!«
    Sie saugte an der Unterlippe, wickelte sich das Seilende um die Faust. Dann sprang sie hoch und ergriff den Rahmen. Das scharfe Metall grub sich in ihre Handfläche und öffnete eine neue Wunde, aber sie schaffte es, sich festzuhalten. Das Seil schnitt in ihre andere Hand. Sie konnte fühlen, wie es unter ihrem Gewicht zerriss, aber einen Moment lang würde es sie halten. Arkeley stieß sie von unten, fest, und plötzlich war sie an der kalten, dunklen Luft. Ein paar Sterne funkelten am Himmel und erhellten das Schindeldach. Es sah zu steil aus; wenn sie das Dachfenster losließ, würde sie abstürzen. Aber sie musste Arkeley heraufhelfen. Sie drehte sich in der Taille, spreizte die Beine, um wenigstens minimalen Halt zu finden, streckte ihm den gesunden Arm entgegen und zerrte ihn herauf. Er war viel schwerer, als sie erwartet hatte.
    Auf dem Weg nach oben brachte er das Seil mit. Er schloss das Fenster. Falls nicht einer der Halbtoten zwei Meter groß war, bestand keine Möglichkeit, dass sie ihnen aufs Dach folgen würden. Sie waren in Sicherheit – mehr oder weniger.
    Unten versammelten sich die Halbtoten an der Vorderseite der Hütte. Im Sternenlicht waren ihre zerfetzten Gesichter weiß und bösartig. »Kommt da runter!«, rief einer von ihnen, und seine widerwärtige Stimme nervte Caxton. »Kommt runter, und wir reden!«, sagte das Ding. »Wir wollen dich doch nur ein bisschen besser kennenlernen, Laura!«
    Sie hob die Schrotflinte, die sie die ganze Zeit über behalten hatte, entschied sich dann aber dagegen. Aus zehn Meter Entfernung würde die Ladung zu sehr streuen, um viel Schaden anzurichten, selbst bei einem kaum intakten Halbtoten. Sie griff mit der blutenden Hand nach dem Holster und zog die Pistole.
    »Du wirst eine von uns werden, Laura!«, summte der Halbtote. »Es ist nur eine Frage der Zeit! Unser Meister ist in deinem Kopf, in deinem Gehirn!«
    Sie zielte, aber Arkeley hielt sie auf. »Verschwenden Sie die Kugel nicht.« Er riss eine der Schindeln vom Dach los und hielt sie lose in der Hand. Sie maß beinahe neunzig Quadratzentimeter, und als er sie schleuderte, flog sie wie ein Frisbee. Sie

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