Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
Vom Netzwerk:
prallte von der Brust des Halbtoten ab. Aber das reichte, damit das Ding brüllend vor Angst die Flucht ergriff.
    »Es sind Feiglinge. Das müssen Sie lernen«, sagte er. »Jetzt können wir uns Ihre Schulter ansehen.«
    Caxton konnte auf dem Schrägdach kaum das Gleichgewicht halten, aber sie schaffte es, die Jacke abzustreifen. Die kalte Luft ließ sie sofort wieder zittern. »Habe ich einen Schock?«, fragte sie und erinnerte sich an das Schlüsselwort aus dem Erste-Hilfe-Kurs auf der Akademie. Eigentlich sollte man ihn jedes Jahr auffrischen, aber das überprüfte niemand, und sie war nie dazu gekommen.
    Er riss den Ärmel ihrer Uniformbluse auf und entblößte ihre Haut. Er berührte die Wunde, und seine Finger waren blutig. Das hatte sie erwartet, aber sie hatte auch erwartet, dass sie vor Blut triefen würden. Seine Finger waren kaum beschmutzt.
    »Um Himmels willen«, sagte er verächtlich. Sie zuckte vor seinen Fingern zurück.
    »Was? Was ist? Sagen Sie es mir!«, rief sie mit sich überschlagender Stimme. »Muss ich sterben?«
    Er starrte sie angewidert an. »Das«, sagte er und zeigte auf die Wunde an ihrer Schulter, »ist nicht mal tief genug, um eine Hauskatze zu töten. Lassen Sie mich es so ausdrücken: Wenn Sie das nächste Mal so schlimm verwundet sind, sparen Sie sich die Mühe, es mir zu sagen. Ich kann nicht fassen, dass wir wegen dieses lächerlichen Kratzers eine echte Gelegenheit verschwendet haben.«
    »Mein Gott«, sagte sie und wandte ihm den Rücken zu. »Es hat sich angefühlt, als hätte man mich in zwei Teile gerissen.«
    Er schnalzte bloß mit der Zunge. Die Halbtoten unten auf dem Hof lachten sie aus. Sie trat gegen die Schindeln, bis sich einige lösten und auf die Menge unten prasselten. Die Halbtoten lachten nur noch lauter.

21.
    Schließlich traf die Verstärkung ein, Blaulicht blitzte zwischen den Bäumen auf, Sirenen übertönten das Gejohle der Halbtoten. Caxton setzte sich auf und wäre beinahe vom Dach gefallen. Arkeley griff nach ihr, sah sie aber nicht an, als sie hektisch nach einem Halt griff.
    Es wurde viel geschossen, wovon sie aber nichts sehen konnte. Sie musste daran denken, wie sie in der Grube festgesessen hatte, als sie den Vampir getötet hatten. »Mein Gott, ich habe eben wirklich geglaubt, ich müsste sterben.«
    »Wenn für Sie die Zeit zum Sterben gekommen ist, lasse ich es Sie wissen.« Arkeleys Stimme klang höhnisch. »Verdammt.« Er streckte den Arm aus, und sie sah eine Horde Halbtoter auf die Bäume zulaufen. »Sie werden entkommen. Ich wollte mindestens einen gefangen nehmen, damit wir ein paar Informationen aus ihm herausfoltern können.«
    »Ich weiß nicht, ob ich mir ansehen könnte, wie Sie jemanden foltern. Nicht mal einen dieser Freaks.«
    »Dann muss ich es eben tun, während Sie wegsehen.«
    Als der Sheriff und die State Trooper die Jagdhütte gesichert hatten, stellte man eine Leiter ans Dach, damit Caxton und Arkeley heruntersteigen konnten. Auf sie wartete ein Ambulanzwagen, während der Sheriff mit dem Fed sprechen wollte.
    »Ziehen Sie die Bluse aus und setzen Sie sich«, sagte eine Emergency Medical Technician, eine Rettungssanitäterin, mit Plastikhandschuhen. Sie gehorchte und setzte sich auf den Rand des geöffneten Wagens. Es wurde immer kälter, und es gefiel ihr nicht, nur in ihrem BH hier zu sitzen, aber ein anderer Sanitäter legte ihr eine silberne Rettungsdecke um, und das half. Die erste Sanitäterin reinigte ihre Wunde mit einer antiseptischen Lösung, die ihre Haut orange färbte und dem Schnitt die Farbe von würzigem Tacofleisch verlieh. »Das ist halb so wild«, sagte sie. »Ich habe schon wesentlich Schlimmeres gesehen.«
    Das ging Caxton natürlich nicht anders. Sie war nur noch nie selbst verletzt worden, nicht einmal so oberflächlich. »Muss ich damit ins Krankenhaus?«
    »Sie brauchen eine Tetanusimpfung, und ein Arzt wird alle drei Tage den Verband wechseln. Aber Sie können heute Nacht nach Hause fahren und dort schlafen – das ist das Wichtigste.«
    Schlafen. Das wäre großartig. In den letzten paar Nächten hatte sie insgesamt bestenfalls sechs Stunden Schlaf gehabt. Sie schloss die Augen, aber das pulsierende Blaulicht des Ambulanzwagens traf ihre Lider und brachte sie in die Gegenwart zurück. Die Sanitäterin bedeckte ihre Schulter mit einem Verband und schickte sie weg. Die Schulter schmerzte, aber der Arm ließ sich mühelos bewegen. Sie suchte nach Arkeley und fand ihn auf der Veranda, wo er eine

Weitere Kostenlose Bücher