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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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schloss, als sie ihr Gesicht berührten, diese glühenden kleinen Finger, die die glatte Linie ihres Kieferschwungs nachzeichneten. Caxton blieb gerade noch Zeit auszuatmen, bevor Claras weiche Lippen die ihren berührten. Weich, feucht, genau die richtige Wärme. Das hatte sie am meisten vermisst, diese ersten, forschenden Küsse. Der erste Geschmack der Lippen einer Frau. Claras Mund bewegte sich, und Caxton hob die Hände, aber nicht, um Claras Gesicht zu berühren, sondern, um den Kuss ganz sanft zu beenden.
    Claras Augen waren feucht, ihr Mund eine einzige Frage. »Bist du …?«, fragte sie flüsternd.
    »Ich lebe in einer Beziehung«, sagte Caxton. Sie schwitzte unter dem Verband an der Schulter. »Ich muss nach Hause. Zu ihr.«
    Clara nickte und trat nach rechts, um sie vorbeizulassen. Nur dass Caxton im gleichen Augenblick nach links trat. Beinahe kollidierten sie miteinander, und das reichte aus, um die Anspannung zu brechen. Beide seufzten, teilten ein leises Lachen. Caxton bezahlte die Rechnung, und sie stiegen wieder in den Streifenwagen. Sie sagten nur wenig auf der Fahrt zu Caxtons Haus, aber die ganze Zeit lag ein kleines Lächeln auf Claras Lippen. Als sie den Wagen vor der Einfahrt anhielt, blieben sie noch einen Moment dort sitzen und lauschten dem Lied der Hunde in ihrem Zwinger. Normalerweise waren die Greyhounds still, aber Caxton machte sich deswegen keine Sorgen. Sie reagierten auf die Anwesenheit eines Fremden. »Ich liebe Hunde«, sagte Clara. »Welche Rasse?«
    »Gerettete Greyhounds«, sagte Caxton, als würde sie ein Verbrechen gestehen.
    Claras Augen leuchteten auf. »Vielleicht stellen Sie sie mir einmal vor?«
    »Klar – irgendwann vielleicht.« Caxton errötete. Erst als sie die Tür aufstieß und die kalte Luft an den Wangen spürte, wurde sie sich bewusst, dass sie die ganze Fahrt über gerötet gewesen waren. Kein Wunder, dass Clara die ganze Zeit über gelächelt hatte. »Danke fürs Fahren«, sagte sie. »Wir … äh, sehen uns.«
    »Keine Angst«, erwiderte Clara. »Ich kann warten, bis ich meine süßen kleinen Fangzähne in Ihren Hals schlage.« Sie lachte, als sie losfuhr.
    Caxton fütterte die Hunde – Deanna hatte es wieder einmal vergessen, selbst die Trinknäpfe waren trocken – und ging rein. Sie zog sich in der Küche aus und eilte ins Bett, schlüpfte unter die Decken, bevor ihr kalt werden konnte. Deannas Körper unter der Decke war scharf und eckig, aber Caxton führte die Hand über den Bauch ihrer Geliebten und dann weiter nach oben, um ihre Brüste zu umfangen. Deanna rührte sich im Schlaf, und Caxton küsste ihr Ohr.
    »Oh, Schatz, heute nicht«, flüsterte Deanna. »Du riechst nach Blut.«
    Bei den Wunden an Hand und Schulter ließ sich dagegen wohl nichts sagen.
    Caxton ging lange duschen, spielte mit dem Spiralanhänger, den Vesta Polder ihr gegeben hatte, sah zu, wie der Dampf um sie herumwogte, bis sie endlich entspannt in der Duschwanne einnickte. Es kostete sie ihre letzte Energie, sich abzutrocknen und wieder ins Bett zu schlüpfen, und bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnte, war sie eingeschlafen.

24.
    Am Morgen spielte sie eine Weile mit den Hunden. Draußen war es kalt, und der Zwinger war gut geheizt, also blieb sie bei ihnen und ließ sie um sich herumtanzen, nach ihren Haaren und ihrem Gesicht schnappen, so wie Greyhounds ihre Zuneigung zeigten. Sie waren wunderschön, ihre Körper so schlank und geschmeidig. Wilbur, der nur drei Beine, dafür aber schönes, braunes Fell hatte, drehte sich ununterbrochen auf ihrem Schoß, als wollte er sich verknoten, bevor er sich endlich niederließ. Sie streichelte ihn hinter den Ohren und sagte ihm, er sei ein guter Hund. Lola, ein italienischer Greyhound, auf die bereits ein gutes Zuhause außerhalb von New York auf dem Land wartete, drückte ständig die lange Nase gegen die Tür, aber immer, wenn Caxton sie aufstieß, tänzelte sie vor dem kalten Windschwall zurück, der hereindrang, schnappte nach der Luft und stellte sich auf die Hinterbeine, um gegen den Wind zu kämpfen.
    Als Deanna sie dort fand, von Greyhounds umgeben, fühlte Caxton sich beinahe schon wieder wie ein Mensch. Deanna grinste sie an, als hätte sie sie mit der Hand in der Keksdose erwischt. Sie drückte ihr das PDA in die Hand und verschwand wortlos.
    Sie hatte eine Mail von »[email protected]«, was nur Clara sein konnte. Mit zitternder Hand öffnete sie sie – was, wenn Deanna sie gesehen hatte? Was, wenn Clara

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