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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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Malvern.«
    »Beruhigen Sie sich, Lady«, sagte er. »Verstehen Sie doch, wir haben nichts mit Krankenhäusern zu tun. Bei uns geht es um Gefängnisse.«
    Irgendwie gelang es ihr, ihn nicht anzubrüllen. Er versprach, ihre Nachricht weiterzuleiten. Caxton legte auf und stürmte aus dem Schlafzimmer. »Dee?«, rief sie. »Dee? Ich muss mir deinen Wagen leihen.«
    Deanna lag im Wohnzimmer auf der Couch und sah fern. Die Fernbedienung fest umklammert, die Hand, die sie hielt, zur Hälfte in dem Flauschteppich begraben. »Ich habe letzte Nacht von dir geträumt«, sagte sie, als Caxton hereinstürmte. »Du warst an einem Pfahl festgebunden, und römische Soldaten peitschten deinen nackten Rücken aus. Blut floss in langen, roten Rinnsalen deine Hüften hinunter; es sah aus wie Schokoladensirup. Ich finde nicht, dass du heute irgendwo hinfahren solltest.«
    Caxton ballte die Faust und schob sie in die Jackentasche. Für so etwas hatte sie jetzt keine Zeit. »Ich muss mir wirklich dein Auto borgen.«
    »Warum? Vielleicht habe ich heute ja etwas zu erledigen.«
    »Hast du?«, fragte Caxton. Heute war nicht Deannas Einkaufstag. Ihr Wagen stand sowieso die meiste Zeit unbenutzt in der Auffahrt. »Hör mal, das ist wirklich superwichtig. Ernsthaft, sonst würde ich nicht fragen.«
    Deanna zuckte mit den Schultern und schaute auf den Bildschirm. »Na gut, wenn du mich zur Gefangenen in meinem eigenen Haus machen willst.«
    Caxton merkte, dass sie die Luft anhielt. Sie stieß sie langsam aus und atmete dann genauso langsam wieder ein. Deannas Schlüssel hingen an einem Haken in der Küche, direkt neben dem Wandschrank, in dem sie ihre Waffe aufbewahrte. Sie holte beides. Die Luft draußen war mehr als kühl. Sie schloss die Uniformjacke über der Brust und sprang in Deannas kleinen roten Mazda. Nahm den Hut ab und wollte ihn auf den Beifahrersitz legen, aber auf dem bereits von Flecken übersäten Stoff lagen die Reste eines Mittagsmenüs von McDonald’s einschließlich eines zur Hälfte gegessenen Hamburgers. Der schmale Rücksitz war voller Farbdosen und ungeöffneten Packungen mit Pinseln und Farbrollen, obwohl Deanna seit über sechs Monaten nicht mehr gemalt hatte. Sie hatte sich auf das titellose Projekt im Schuppen konzentriert.
    Caxton legte den Hut vorsichtig auf eine geöffnete Farbdose, deren Inhalt zu einer harten, plastikähnlichen Masse getrocknet war, und hoffte das Beste. Sie stieß rückwärts aus der Einfahrt, stellte die Rückspiegel ein und war in wenigen Minuten auf dem Highway, in Richtung Arabella Furnace.
    Unterwegs spielte sie am Autoradio herum, auf der Suche nach einem Nachrichtensender. Im Irak hatte es wieder einen Selbstmordanschlag gegeben, dann war da ein Golfskandal … Caxton interessierte sich nicht für Sport und verstand nicht einmal, wovon der Sprecher überhaupt redete. Es gab keine Berichte von Vampirangriffen auf stillgelegte Tuberkulosekliniken, keinen Zapfenstreich für einen im Dienst getöteten Bundesagenten, aber die fehlenden Nachrichten konnten sie nicht beruhigen.
    Als sie ankam, war der Mittag schon lange vorbei, und es regnete. Die feuchten Blätter auf der Straße glänzten, und die schmale Zugangsstraße des Sanatoriums hatte sich in einen Schlammpfad verwandelt. Beinahe wäre der kleine Mazda stecken geblieben, aber Caxton hatte jahrelange Erfahrung darin, Autos bei schwierigen Straßenverhältnissen zu manövrieren. Sie parkte auf dem Rasen vor der gesichtslosen Statue der Gesundheit oder Hygiene oder was auch immer und verspürte eine gewisse, wenn auch nicht große Erleichterung, ihren Dienstwagen dort stehen zu sehen. Arkeley war in der Nacht nach Arabella Furnace gefahren. Als er behauptet hatte, allein sein zu wollen, musste er zu Malvern gefahren sein.
    Ihr kam der Gedanke, ein Blick auf Bitumen Hollow habe ihm sicher verraten, dass sich die Vampire vollsogen und in der Nacht angreifen würden. Aber warum war er dann allein losgezogen und hatte sie zurückgelassen?
    Weil er ihr nicht vertraute, natürlich. Weil sie sich wie ein Weichei benommen hatte, als man sie mit einer Schaufel ankratzte. Weil sie nicht zusehen konnte, wie er einen Halbtoten folterte. Er hatte entschieden, dass sie bloß eine Behinderung war.
    Der CO am Tisch in der Eingangshalle erkannte sie, ließ sie sich aber trotzdem eintragen. Als sie ihn sah, wusste sie, dass ihre schlimmsten Befürchtungen nicht eingetroffen waren. Malvern saß noch immer hinter verschlossenen Türen.
    »Was ist hier

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