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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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vergangene Nacht passiert?«, fragte sie und legte den Stift aufs Klemmbrett mit dem Formular zurück.
    »Irgendetwas ist passiert, etwas Wichtiges«, sagte er mit weit aufgerissenen Augen.
    »Etwas? Was heißt etwas?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich arbeite in der Tagschicht. Nachts, hier? Da müsste man mir schon die Füße am Boden festnageln, damit ich nicht das Weite suche.«
    Sie wollte ihm noch eine Million Fragen stellen, aber vermutlich gab es kompetentere Informanten. Sie versuchte Malverns Station aus dem Gedächtnis zu finden, verirrte sich aber und musste den Rückweg antreten. Schließlich hatte sie es geschafft, ging nach links statt nach rechts und entdeckte den Plastikvorhang, der die Station abriegelte. Das Sanatorium war riesig und lag größtenteils im Dunkeln. Wenn sie nicht schon einmal hier gewesen wäre, wäre sie stundenlang umhergeirrt.
    Sie schob sich an dem Plastik vorbei in das blaue Licht hinein, und da war natürlich Arkeley, saß geduldig auf einem Stuhl. Er erschien unversehrt, hatte aber anscheinend nicht geduscht, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte.
    Malvern war nirgendwo in Sicht, aber der Deckel ihres Sargs war geschlossen. Caxton ging direkt auf Arkeley zu. »Sind Sie in Ordnung?«
    »Natürlich bin ich das, Trooper. Ich habe nett mit meiner alten Freundin geplaudert.« Er klopfte an den Sarg. Keine Antwort ertönte, aber Caxton ging davon aus, dass Malvern dort sicher verwahrt lag. »Warum setzen Sie sich nicht?«
    Caxton nickte. Sie schaute sich um, konnte Hazlitt aber nicht entdecken. Vielleicht schlief er tagsüber. »Ich dachte … ich weiß, es klingt verrückt, aber mir kam da diese Idee. Die Vampire, die jeden in Bitumen Hollow ermordet haben, haben sich mit Blut vollgesogen. Ich dachte, dass sie hier angreifen könnten, dass sie das Blut für sie sammelten. Aber das war ja wohl nur ein dummer, voreiliger Schluss von mir.«
    »Kaum«, erwiderte er. »Genau das haben sie getan. Oder zumindest versucht.«

25.
    In der vergangenen Nacht, als Caxton in einer Bar von einem hübschen Mädchen geküsst wurde, hatte Arkeley um sein Leben gekämpft. Er berichtete ihr die Geschichte verhältnismäßig ruhig und ohne große Vorwürfe. Allerdings sagte er nicht einmal, dass er sich gewünscht hätte, sie wäre da gewesen, um ihm zu helfen.
    Tatsächlich hatte ein Blick auf die Leichen in Bitumen Hollow Arkeley verraten, dass sich Ärger zusammenbraute. Er hatte die Zahl der Toten gesehen, und er wusste, mit wie vielen Vampiren sie es zu tun hatten. Er hatte es sich ausgerechnet. Hatte sich daran erinnert, wie Lares seine Vorfahren gefüttert hatte – »Nicht, dass ich das jemals vergessen könnte«, sagte er mit einem Schaudern –, und ihm war klar geworden, dass die Vampire nicht länger warten wollten. Die beiden konnten nicht genug Blut aufnehmen, um Malvern völlig zu regenerieren, aber sie konnten zumindest dafür sorgen, dass sie sich erheben und aus eigener Kraft gehen konnte. Sie würden noch in derselben Nacht zuschlagen – da war er sicher gewesen. Also hatte er den Dienstwagen genommen und war sofort nach Arabella Furnace gefahren.
    »Ohne mich«, sagte Caxton etwas eingeschnappt.
    »Soll ich meine Geschichte zu Ende erzählen, oder wollen wir streiten?«, fragte er.
    Er war um einundzwanzig Uhr eingetroffen. Er hatte die Vollzugsbeamten gewarnt, dass etwas passieren würde, und war dann zu Malverns Privatstation gegangen. Ihr Verfall war seit ihrer letzten Begegnung, also seit er ihre Blutzufuhr beendet hatte, beträchtlich vorangeschritten. Sie konnte sich nicht mehr aufsetzen und lag in ihrem Sarg. Der größte Teil ihrer Kopfhaut hatte sich aufgelöst, ihr verbliebenes Auge war trocken und entzündet. Ein Arm lag quer über der Brust. Der andere baumelte schlaff aus dem Sarg, die krallenähnlichen Finger ruhten auf der Tastatur des Laptops. Zuerst dachte Arkeley, sie hätte ihn einfach verzweifelt dort hingelegt, aber ihr Zeigefinger zitterte und tippte auf das »R«, dann erstarrte er, als hätte diese unbedeutende Anstrengung sie vollkommen erschöpft.
    Hazlitt trat ein; er schien über etwas sehr unglücklich zu sein. Er erklärte, dass Malvern durchschnittlich vier Anschläge die Minute schaffte. Der Arzt zeigte Arkeley, was sie bis jetzt geschrieben hatte:
    ein tropfen mein junge
ist meine einzige medizin
ein tropfen ein tropfen nur einer
    »Sie bringen sie um, Arkeley«, sagte der Arzt. »Es ist mir egal, ob sie bereits tot ist. Es ist mir egal, ob

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