Der letzte Vampir
den kleinsten Kratzer abbekommen.
Als Arkeley auf die Privatstation zurückkehrte, entdeckte er, dass Malvern auf dem Computer eine neue Zeile getippt hatte:
jungs meine jungs tötet ihn
Zum Glück für Arkeley hatte ihre Brut den Befehl nicht erhalten.
»In Ihren Adern fließt kein Blut«, sagte Caxton, als er mit seiner Geschichte geendet hatte, »sondern Eiswasser.«
»Ich freue mich, dass Sie so denken. Als sie dort standen, habe ich jeden Augenblick damit gerechnet, dass sich gleich meine Hand verkrampft.« Er lächelte. Es war nicht sein herablassendes Lächeln, nicht das Lächeln, das er der Freundin seiner Partnerin gezeigt hatte. Einfach nur ein normales, menschliches Lächeln. Es passte nicht zu ihm, war aber auch nicht völlig abstoßend. »Schließlich ging die Sonne auf. Sie zog den Arm zurück, und ich schloss den Sarg. Und da sind wir nun.«
»Sie hätten mich mitnehmen sollen. Wir hätten sie gemeinsam bekämpfen können«, wiederholte Caxton.
»Nicht auf diese Weise. Sie waren so voller Blut, dass ihnen nicht einmal eine Bazooka etwas ausgemacht hätte. Es hat schon einen Grund, warum sie immer fressen, bevor sie kämpfen. Allerdings hat das auch etwas Gutes. Sie brachten das Blut für sie, um es über sie zu erbrechen, so wie es Lares in der Nacht auf dem Boot tat. Jetzt werden sie es selbst verdauen müssen. Es wird sie stark machen, aber auch langsamer. Heute Nacht und vielleicht auch morgen Nacht werden sie vermutlich kein Blut wollen.«
»Also haben Sie mich nicht mitgenommen, weil Sie mich für ein Hindernis hielten. Sie glaubten, ich würde Ihnen Ihren Plan versauen.«
»Ich befürchtete, Sie könnten verletzt werden«, erwiderte er. »Müssen wir das jetzt klären? Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen.«
Caxton kochte innerlich, aber sie wusste, dass sie sich in diesem Augenblick lieber nicht mit ihm streiten sollte. »Toll. Wenn Sie mich nicht mehr brauchen – großartig. Dann gehe ich nach Hause zu meinen Hunden.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Wir ändern Ihre Pflichten, aber Sie sind noch immer im Team. Sie können die Ermittlungen koordinieren, für mich die Namen und Adressen von Malverns Jungs herausfinden. Es wird immer etwas für Sie zu tun geben.«
»Ist ja toll, danke«, fauchte sie.
»Stellen Sie sich nicht so an. Nur wenige Leute bringen das mit, was nötig ist, um Vampire zu bekämpfen, Trooper. Sie haben Ihr Bestes getan. Nur weil das nicht ausgereicht hat, gibt es für Sie keinen Grund, sich schlecht zu fühlen. Hey.« Er schaute den Sarg an, dann wieder sie und hob die Brauen. »Wollen Sie mal einen Blick reinwerfen?«
26.
»Nein, ich will nicht …«, sagte sie, aber sie war nicht sicher.
Sie war nicht einmal sicher, was sie da ablehnte. Wollte sie überhaupt weiterhin an dem Fall mitarbeiten? Wollte sie überhaupt noch ein einziges Detail über Vampire erfahren, darüber, wie böse und grässlich die Welt war?
»Das ist, als würde man einer Raupe dabei zusehen, wie sie sich in eine Motte verwandelt. Es ist ekelig, aber auch faszinierend, wenn einen so etwas nicht aus der Bahn wirft.«
Sie wollte ablehnen. Sie würde ablehnen und sich umdrehen.
»Sie macht das jeden Morgen durch, verwandelt sich wie eine Larve in der Puppe. Ihr Körper muss sich verwandeln, damit er den Schaden beheben kann, den er in der Nacht erlitten hat.« Er hob den Sargdeckel an. Ein seltsamer Geruch nach Tier breitete sich aus, heiß und moschusartig, aber unnatürlich. Sie musste an den Hundezwinger denken, daran, wie er roch, wenn die Hunde krank waren. »Genau das bedeutet Unsterblichkeit.«
Nein. Sie brauchte bloß »Nein« zu sagen, und er würde den Deckel wieder zuklappen. Sie war mit diesem Fall fertig, und mit den Vampiren. Wenn er sie wieder zu ihrem Schreibtisch zurückschicken wollte, dann ging das in Ordnung.
Sie trat näher an den Sarg heran. Er öffnete den Deckel ganz, und sie schaute hinein.
Malverns Knochen lagen völlig durcheinander. Der gewaltige Unterkiefer hatte sich vom Schädel gelöst. Ihr Herz, das wie eine verfaulte Pflaume aussah, lag völlig frei im Brustkorb. Der Rest ihres Fleisches war zu einer schleimigen Suppe zerfallen, die das Seidenpolster des Sargs befleckte, eine wabbelige Masse, die ihr Becken und einen Teil der Wirbelsäule bedeckte. Pfützen davon schimmerten in den Sargecken und einer der Augenhöhlen. In der Flüssigkeit trieben Stücke, die wie angekohlte Hautfetzen aussahen, während sich in der Mitte der Schweinerei
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