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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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um die Bilder auf dem kleinen Bildschirm erkennen zu können. Sie hatte sie bereits studiert und wusste, was er sehen würde. Die Fotos waren mit einem virtuellen Identikit erstellt worden, einer Software, mit der das Sheriffs Department farbige Phantombilder von Gewalttäter Nr. 1 und Nr. 2 erstellt hatte. Wie bei solchen Bildern üblich, waren sie nicht exakt und sahen klobig und seltsam aus, eher wie Bilder von Frankensteins Monster als von Vampiren. Die Hauttönung war falsch, weil das Identikit keine Option für totenblasse Haut hatte, sie wiesen auch keine roten Augen auf (ein dunkles, warmes Braun kam am nächsten heran), und auch Kiefer und Zähne wiesen nicht die geringste Ähnlichkeit mit denen eines Vampirs auf.
    Doch die Bilder trafen bei Arkeley sofort einen Nerv. »Ja. Das sind sie«, sagte er. »Das ist gut. Das ist nützlich.«
    Caxton nickte. »Das fand ich auch. Und schauen Sie, bei einem von ihnen haben wir sogar ein identifizierbares Merkmal.« Der Identikit-Künstler hatte die langen, dreieckigen Ohren von Gewalttäter Nr. 2 eingezeichnet. Der Zeuge hatte jedoch darauf bestanden, dass Gewalttäter Nr. 1 normale menschliche Ohren gehabt hatte, die oben verfärbt und beinahe schwarz waren. »Seine Ohren sind anders.«
    »Weil er sie sich täglich abreißt«, stimmte Arkeley ihr zu.
    »Er tut bitte was?«
    Der Fed nahm den PDA und hielt ihn nahe vors Gesicht. »Die Ohren sind ein unverkennbares, verräterisches Zeichen. Manche Vampire, vor allem junge, versuchen sie zu verbergen, damit sie menschlicher aussehen. Lares hat das auch zur Tarnung gemacht. Ich habe in anderen Quellen gelesen, dass sie es auch aus Selbstekel machen. Sie wollen wieder menschlich aussehen. Sie tragen Perücken und blaue Kontaktlinsen, legen sogar Rouge auf und kleben Nasen an, um mehr wie wir auszusehen.«
    »Aber jeden Tag … Dieser Kerl reißt sich jeden Tag die Ohren ab?«
    Arkeley zuckte mit den Schultern. »Jede Nacht. Wenn er bei Sonnenuntergang aufwacht, sind sie wieder nachgewachsen.«
    Das ließ Caxton an die Maden im Sarg denken. »Einige von ihnen müssen sich hassen. Sie hassen sich und das, was sie tun müssen.«
    »Das weiß niemand. In den Filmen heißt es immer, dass sie ein düsteres und grüblerisches Innenleben haben, aber ich kaufe ihnen das nicht ab. Ich glaube, sie denken die ganze Nacht nur an Blut. Wie gut es schmeckt und wie schlecht sie sich fühlen, wenn sie es nicht bekommen. Wie sie mehr davon bekommen können, ohne erwischt und exekutiert zu werden. Und wie lange es wohl dauern wird, bevor es ihnen egal ist, ob sie dabei erwischt werden.«
    Plötzlich fröstelte Caxton. »Wie Junkies«, meinte sie. Bevor sie das College geschmissen hatte, hatte sie ein paar Mädchen gekannt, die Heroin nahmen. Bevor sie angefangen hatten, die Droge zu nehmen, waren es individuelle Persönlichkeiten mit Gedanken und Gefühlen gewesen. Danach waren sie austauschbar, die Sucht hatte ihre Persönlichkeiten völlig unter sich begraben. »Wie Junkies, die von ihrer Sucht nicht loskommen.«
    »Mit einem Unterschied«, sagte er. »Junkies sterben am Ende.«

27.
    »Hier ist vergangene Nacht etwas passiert, oder? Etwas, das schlimm hätte ausgehen können«, sagte Sergeant Tucker und starrte sie über den Schreibtisch hinweg an. Als Caxton ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er die Füße auf dem Tisch liegen gehabt und ferngesehen. Jetzt beugte er sich vor, behielt die vier Korridore im Auge, die von seiner Station ausgingen. »Wir hatten gestern vierundzwanzig COs im Dienst, aber ich bekomme aus keinem eine vernünftige Antwort heraus. Ein Kerl sah sich bewegende Schatten, als wäre sein Raum voller flackernder Kerzen und so ein Mist. Ein anderer sah definitiv einen Vampir über den Rasen gehen, bleiche Haut, viele Zähne, so kahl wie ein Ei, aber er durfte dem Arschloch nicht mal den Befehl geben, stehen zu bleiben.«
    »Das war mein Befehl«, bestätigte Arkeley.
    Tucker nickte. »Und dann, um zwei Uhr fünfzehn, fiel die Temperatur in diesem Flügel des Krankenhauses um zweieinhalb Grad. Ich habe die Aufnahme hier auf meinem Computer. Erst waren es dreiundzwanzig Grad, dann zwanzig. Um halb drei waren es wieder einundzwanzig. Die Überwachungskamera hat etwas Blasses, Verschwommenes aufgezeichnet, das so schnell durchs Schwimmbad läuft, dass ich es nicht einmal mit der Bildbearbeitung schärfer bekomme.« Tucker kniff die Augen zusammen. »Wenn Sie nicht dagewesen wären, nur meine

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