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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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erneut.
    »Wir, Sie und ich. Der Commissioner will uns sehen, und er sagt, es eilt.«

28.
    Bei ihrem Eintreffen stand der Commissioner in der Tür – kein gutes Zeichen. Das bedeutete wohl, dass er es kaum erwarten konnte, sie fertig zu machen. Sie betraten sein Büro und nahmen vor seinem Schreibtisch Platz. Die Luft im Raum war heiß, und Caxton hätte nur zu gern den obersten Knopf ihrer Uniformbluse geöffnet und die Krawatte gelockert, aber das war nicht erlaubt. Es galt die Kleiderordnung zu wahren. Arkeley setzte sich auf seine übliche Art; die versteiften Wirbel machten es ihm unmöglich, bequem zu sitzen. Er gab sich alle Mühe, den Anschein zu erwecken, dass es sich hier nur um eine Routinebesprechung handelte, vielleicht eine Gelegenheit, eine neue Strategie zu planen. Während Caxton in unbehaglichem Schweigen weichgekocht wurde, beschäftigte sich der Commissioner eine Weile mit ein paar Papieren und Klebeband auf seinem Schreibtisch und sagte kein Wort.
    Als er fertig war, hingen fünf DIN A4-Laserdrucke von der Tischkante. Portraitfotos von State Troopern, vermutlich am Tag ihres Abschlusses auf der Akademie aufgenommen. Sie trugen die Kinnriemen ihrer Hüte tatsächlich unter dem Kinn (wie Caxton nur zu genau wusste, würden sie am Tag darauf gelernt haben, dass man die Riemen besser über den Hinterkopf schob) und schauten über Caxtons Schulter wie auf ein besseres Morgen.
    »Möchten Sie ihre Namen wissen?«, fragte der Commissioner, als sie Zeit gehabt hatten, sich die Portraits anzusehen. »Das ist Eric Strauss. Und Shane Herkimer. Und Philip Toynbee. Und …«
    »Mir missfällt Ihre Unterstellung«, sagte Arkeley so ruhig und leidenschaftslos, wie er alles sagte. Seine linke Hand griff nach dem Schreibtisch, und er zog sich nach vorn, um dem Commissioner direkt in die Augen zu starren.
    »Ich habe noch nicht einmal damit angefangen«, schoss der Commissioner zurück. Er beugte sich ebenfalls vor und umschloss mit beiden Händen die Enden des Hirschgeweihs, aus dem man einen Ständer für Füllfederhalter und Kugelschreiber gemacht hatte. »Diese fünf Männer sind vor zwei Nächten gestorben. Sie gehörten zu Troop H, und sie erwiderten einen Ruf nach Verstärkung. Ihr Tod ist unentschuldbar – fünf Männer verloren wegen einem Schweinehund? Das waren gut ausgebildete Trooper. Sie hätten gewusst, wie man sich in gefährlichen Situationen zu verhalten hat. Wenn sie gewusst hätten, was sie erwartete. Sie wurden nicht ausreichend informiert, und sie starben, weil ihnen niemand vorher gesagt hat, dass sie gegen einen Vampir antreten.«
    Caxton war verwirrt. Sie wusste, dass ihr nicht zustand, etwas zu sagen – beide Männer erwarteten von ihr während dieser Besprechung Schweigen –, aber sie konnte nicht stillhalten. »Das wussten wir selbst nicht, als wir sie riefen«, wandte sie ein, aber Arkeley hob nur eine Hand. Er sah sein Gegenüber an, bereit, sich anzuhören, was als Nächstes kam.
    Der Commissioner stieß einen leisen Laut aus; es klang wie ein Knurren aus tiefster Kehle. »Und wir wollen nicht die beiden Trooper und den Cop vergessen, die bei der Bewachung der Jagdhütte gestorben sind. Sie starben, weil sie auf der Veranda saßen.«
    Caxton schüttelte den Kopf. Sie würde nichts sagen, nicht nachdem Arkeley sie gewarnt hatte, aber sie musste irgendwie ihr Unverständnis zum Ausdruck bringen.
    »Ich habe meine besten Spurenleser zu dieser Hütte geschickt«, sagte der Commissioner und sah sie an, als wollte er ihre Reaktion beobachten. »Die Besten der Ermittlungseinheit, die Besten der Akademie, lebenslange Jäger, Jungs aus den Bergen – diese beiden haben mit Pfeil und Bogen Jagd auf Bären gemacht, und zwar erfolgreich. Sie hatten hundert Meter von der Hütte entfernt einen Jagdunterschlupf errichtet und gewartet, um zu sehen, ob jemand an den Tatort zurückkehrte. So sah jedenfalls der Plan aus, bis Arkeley hier sie anrief und ihnen sagte, ihnen würde nicht die geringste Gefahr drohen und sie könnten offen auf der Veranda sitzen, wo sie jeder sehen kann. Jetzt sind sie tot.«
    Sie sah zu Arkeley hinüber. Er nickte bloß. Er musste angerufen haben, als sie bei Vesta Polder gesessen hatte. Aber warum? Was hatte ihn zu der Annahme gebracht, dass die Veranda für die Trooper sicher war? Er musste doch zumindest den Verdacht gehabt haben, dass die Halbtoten zurückkehren würden.
    »Ihre Bilder habe ich auch hier«, sagte der Commissioner und verschob ein paar Papiere

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