Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
Vom Netzwerk:
gemacht?«, fragte sie so kalt, wie sie nur konnte. Wenn sie jetzt die Kontrolle verlor, dann würde sie ihm einfach den Schädel einschlagen, und das wäre es dann. Nicht, dass sie das gestört hätte, aber Informationen waren jetzt wichtiger als Vergeltung. »Sag es mir, und ich lasse dich gehen.«
    » La concha de tu hermana! «, rief der Halbtote, wand sich unter ihr, versuchte sich zu befreien. Sie war stärker, und das schien er zu spüren. Er würde nirgendwo hingehen, ohne sich dabei selbst in kleine Stücke zu zerlegen.
    »Du hast hier nach mir gesucht, oder? Du wolltest mich, aber stattdessen hast du versucht, Deanna zu töten. Warum? Warum?« Sie hüpfte auf dem Halbtoten herum, bis er schrie.
    »Ich weiß nicht, wer du bist, Lady«, schrie er auf Englisch. »Ich habe keine Ahnung!«
    »Du warst meinetwegen hier. Ich will den Grund wissen!«
    Der Halbtote erschauderte sichtlich. »Wenn ich etwas sage, reißt er mich in Stücke.«
    »Wer? Der Vampir, Reyes?«
    »Sicher nicht Präsident Bush, Lady!« Der Halbtote grunzte und ächzte, erhob sich den Bruchteil eines Zentimeters vom Boden, stemmte ihr Gewicht mit übernatürlicher Willenskraft in die Höhe. Mit einem frustrierten Keuchen brach er wieder zusammen. » Me cago en Jesús y la Virgen , du kannst mich genauso gut jetzt töten und es hinter dich bringen.«
    Caxton musste an Arkeley denken und überlegte, was er wohl tun würde, um an Informationen zu kommen. Er würde den Halbtoten foltern. Er würde genau das tun, wovor der Halbtote solche Angst hatte – genau das gleiche wie der Vampir. Der Halbtote fürchtete weniger den Tod als vielmehr Schmerzen. Sie würde nicht dabeistehen und zusehen, wie Arkeley so etwas tat, hatte sie gesagt. Sie konnte Folter nicht billigen, hatte sie gesagt.
    Aber da hatte auch noch niemand versucht, Deanna zu töten.
    Sie packte den linken Zeigefinger des Halbtoten. Er fühlte sich seltsam an, nicht einmal annähernd wie ein menschlicher Finger. Da war keine Haut und nur wenig Fleisch – beinahe, als würde man rohe Spareribs halten. Sie verbog ihn mit aller Kraft, und er löste sich von der Hand.
    » Coño! «, kreischte der Halbtote, in einem reinen, schrecklichen Laut unverfälschten Schmerzes.
    Der abgerissene Finger wand sich wie eine Raupe in ihrer Hand. Sie warf ihn weg. Dann beugte sie sich vor und ergriff den Mittelfinger derselben Hand. Sie ließ dem Halbtoten eine Sekunde, um über das nachzudenken, was passieren würde, und dann riss sie ohne jeden Kommentar auch den Mittelfinger ab.
    Seine linke Hand wies nur noch den Daumen auf, als er endlich redete. »Er hat uns befohlen, alle zu holen, die hier sind, das ist alles, Lady, bitte, aufhören!«
    »Wer hat das befohlen? Efrain Reyes?«
    »Ja, er war es! Er hat befohlen, dich zu holen, deine tortillera Freundin, deine Hunde, jeden. Er hat uns sogar gesagt, wie wir es machen sollen, mit dem hechizo .« Sie ergriff den Daumen und fragte ihn, was ein hechizo war. »Das ist ein Zauber, eine Art magische Beschwörung! Hey, Lady, ich habe dir gesagt, was du wissen wolltest, sei lieb, okay?«
    »Du hast sie hypnotisiert? Du hast Deanna hypnotisiert, stimmt das?«
    Der Halbtote wehrte sich wieder, aber er wurde mit jeder Minute schwächer. Er konnte kein Blut vergießen, aber die Schmerzen schienen ihm jeden Widerstand zu rauben. »Ja, aber es funktioniert nur, wenn sie schläft und träumt.«
    »Warum wir? Warum hat man dich zu diesem Haus geschickt?«
    »Er verrät uns so etwas nicht. Er weiht uns nicht in seine großen Pläne ein, er sagt bloß vamos , und ich gehe. Bitte, Lady, bitte, ich habe dir alles gesagt, was ich weiß.«
    Eine Sirene schrillte durchs Haus. Caxton hörte Türen zuschlagen und Leute herbeilaufen. »Also gut«, sagte sie. Dann nahm sie ihre Pistole und zerschmetterte dem Halbtoten den Hinterkopf. Er hörte sofort auf, sich zu winden. Sie stand langsam und steifbeinig auf, ihre Kleidung klebte zusammen, wo das Blut in den Falten getrocknet war. Sie steckte die Pistole ins Holster, ging in die Küche und ließ die Rettungssanitäter herein. Deanna lag zusammengekrümmt auf dem Boden und schluchzte herzerweichend. Ihr Blut war überall.

31.
    Eine Trage rollte keine zehn Zentimeter an Caxtons Gesicht vorbei. Sie wurde im Eiltempo die Rampe zur Notaufnahme emporgeschoben, aber für Caxton schien sie zu schweben, wie durch einen endlosen Raum, ganz langsam. Der Körper auf der Trage war nur ein Haufen blutiger Lumpen. Sie konnte nicht einmal ein

Weitere Kostenlose Bücher