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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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Scheren und Verpackungsmaterial aufbewahrten, und fand eine dicke Rolle Klebeband. Weil ihr nichts Besseres einfiel, drückte sie ein Stück davon auf den Schnitt.
    Deanna heulte vor Schmerzen auf. Ihre Augen waren fest geschlossen; mit an die Brust gezogenen Knien lag sie auf dem Küchenboden. Caxton hatte ein altes T-Shirt um ihre Hände gewickelt, das bereits blutdurchtränkt war. Die Vorderseite ihres Körpers war mit Wunden übersät, mit winzigen Schnitten und großen Rissen. Caxton hatte die 911 gewählt, ein Rettungswagen war unterwegs, aber das Blut floss und floss.
    »Was hat er dir nur angetan?«, fragte Caxton erneut und schmierte sich Blut ins Gesicht, als sie die Tränen wegwischen wollte. Wenn der Rettungswagen nicht bald kam, würde sie Deanna verlieren, so wie sie ihre Mutter verloren hatte. Es war mehr, als sie ertragen konnte. »Was hat er getan?«
    »Wer?«, wimmerte Deanna.
    Als Caxton sie gefunden hatte, war sie hypnotisiert gewesen, vielleicht hatte sie auch einfach nur unter Schock gestanden, aber jetzt kam sie wieder zu sich, und das brachte die Schmerzen mit sich. Caxton gab beruhigende Laute von sich und streichelte ihr rotes Haar, aber die Blutungen wollten einfach nicht aufhören. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, wie sie Deanna retten sollte. Am liebsten hätte sie geschrien. »Wer?«, fragte Deanna erneut.
    »Der Halbtote, das Ding am Fenster«, keuchte Caxton.
    »Da war niemand …« Deanna unterbrach sich und schrie vor Schmerzen auf. »Niemand. Niemand außer mir, und ich … ich konnte nicht aufwachen, ich hatte einen Traum und konnte nicht, konnte nicht …« Sie schrie wieder, und Caxton hielt sie fest. Caxton weinte so heftig, dass sie nicht sehen konnte, wo Blut war und wo nicht. »Ich träumte, du würdest unter diesem … diesem schweren Stein liegen, und deine Eingeweide kamen heraus, all dein Blut. Ich wachte auf, aber nicht richtig, und da war dein zerfetzter, in Stücke gerissener Körper, und ich sah ihn immer noch, wenn ich die Augen schloss.«
    »Pst«, machte Caxton und hielt Deanna fester. Dann befürchtete sie, dass sich Deannas Wunden durch zu viel Druck womöglich wieder öffneten. Sie löste ihren Griff.
    »Ich kam hier rein«, wimmerte Deanna, »in die Küche, weil ich etwas zerbrechen hörte … Glas. Ich trat ans Fenster, und ein Riss verlief von oben zur Seite, und aus dem Riss quoll Blut. Ich konnte diesen Anblick nicht ertragen, also versuchte ich, das Blut mit der Hand abzuwischen, aber da kam nur noch mehr Blut, und als ich drückte, als ich gegen den Riss drückte, zerbrach es ganz, und überall war Glas.« Sie vergrub das Gesicht in Caxtons Uniformbluse. »Überall war Blut.«
    Im Schlafzimmer krachte etwas zu Boden. Caxton schaute auf, und ihre plötzliche Wachsamkeit überraschte sie selbst. Eine leise Stimme fluchte auf Spanisch, eine Stimme, die nicht menschlich war.
    Im Haus war noch ein Halbtoter.
    »Dee, ich muss dich für eine Sekunde loslassen«, flüsterte sie. »Ich muss etwas erledigen, aber gleich kommt Hilfe.«
    »Nein«, bettelte Deanna.
    »Sie werden sich um dich kümmern. Der Krankenwagen wird jede Minute hier sein. Tu alles, was die Sanitäter sagen; und ich bin sofort wieder da.«
    »Nein, bitte, bitte verlass mich nicht«, jammerte Deanna. Aber das war unmöglich. Caxton legte sie sanft auf dem Küchenfußboden ab. Sie überprüfte das Klebeband auf Deannas Kinn und sah, dass es sich löste. Sie drückte es wieder fest, und es blieb halbwegs haften. Sie zog die Waffe und huschte durch den Korridor aufs Schlafzimmer zu.
    »Schatz, komm zurück!«, schrie Deanna. »Es tut so weh!«
    Aber Caxton wusste, was zu tun war. Sie betrat das Schlafzimmer. Neben der Schranktür stand ein Halbtoter mit einer Baseballkappe und einer Windjacke. Er hatte ihr Nachtschränkchen umgekippt; der Radiowecker lag zerbrochen auf dem Holzboden.
    » Hostia puta «, quiekte er. Er schaute von einer Seite zur anderen, die ausgebreiteten Arme gegen die Wand gedrückt. Es war ziemlich klar, was er als Nächstes vorhatte. Er stand gegenüber dem offen stehenden Fenster. Wenn er schneller als Caxton rennen konnte, würde er mühelos entkommen.
    Er hatte noch keine drei Schritte zurückgelegt, als ihm Caxton auch schon die Beine unter dem Körper wegtrat und er der Länge nach zu Boden knallte. Er schrie auf, aber sie sprang mit Schwung auf sein Kreuz, und er konnte nur noch mit Armen und Beinen rudern, als wollte er davonschwimmen.
    »Was hast du mit ihr

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