Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
Vom Netzwerk:
erinnerte sich daran, wie es gewesen war, von einem Vampir hypnotisiert zu werden, an ein Gefühl, als würde man im Tod ertrinken, als hätte sich die Luft in Glas verwandelt und einen eingesperrt. Sie hob die Hand und berührte Vesta Polders Amulett durch das dicke Nylon und die Kevlarschichten ihrer schusssicheren Weste.
    Als die Sonne hinter den Bergkämmen emporstieg, ein limonenfarbener Splitter am Horizont, fühlte sie sich langsam etwas besser. Immerhin handelte sie nun, eilte zu den Waffen gegen das Ding, das sie töten wollte, das beinahe Deanna getötet hatte. Als Arkeley gehört hatte, dass sie darum gebeten hatte, bei dem Einsatz dabei zu sein, war er vehement dagegen gewesen. Er habe geglaubt, seinen Standpunkt klar gemacht zu haben, sagte er ihr. Er wolle sie nicht in Gefahr bringen. Er sei nicht der Meinung, dass sie damit klarkommen werde.
    Sie hatte ihm berichtet, wie sie den Halbtoten getötet hatte, wie sie dem Bastard die Finger ausgerissen hatte, und er hatte langsam und kaum merklich eingelenkt. Er hatte nie gesagt, dass es in Ordnung war, aber er hatte nicht länger stur darauf beharrt, dass sie zurückblieb. Und sie wusste, mehr konnte sie nicht verlangen.

33.
    Außerhalb von Lancaster mussten sie tanken. Als der schaukelnde Truck endlich zum Stehen kam, fand Caxton die eintretende Stille erschreckend. Sie stieg aus dem Granola Roller, um sich die Beine zu vertreten, dann lehnte sie sich zusammen mit Captain Suzie gegen das Fahrzeug, während DeForrest tankte. Er hatte an der Wagenseite ein Stück Panzerung abschrauben müssen, um an den Tank zu kommen. Der Tankstellengehilfe sah ihnen mit trübem Blick zu, als sähe er jeden Morgen State Trooper in voller Kampfmontur. Schließlich wurde Caxton klar, dass er schlief, dass er auf seinem Stuhl schlief. Vermutlich waren sie die ersten Kunden in seiner Schicht.
    Plötzlich erstarrte Reynolds, als Caxton gerade darüber nachdachte, ob sie den Tankstellengehilfen wecken sollte, um etwas zu essen zu kaufen. Der ART-Mann ließ die Zapfpistole los und trat von der Benzinsäule weg. Er sah Captain Suzie an und zeigte wortlos auf eine Baumreihe auf der anderen Seite des Highway. »Da drüben«, sagte er.
    »Können Sie seine Sichtung bestätigen, Caxton?«, fragte Captain Suzie.
    Angst trieb Eisnadeln in ihr Herz. »Bestätigen … was?« Sie suchte die blätterlosen Bäume nach den verwüsteten Gesichtern von Halbtoten ab, der schrecklichen weißen Haut von Vampiren, nach irgendwelchen Bewegungen. Dann bemerkte sie dunkle Flecken, wie kleine Stücke aus Schatten, die zwischen den Bäumen umherschossen.
    Ein Lächeln entspannte ihr Gesicht, und sie drehte sich um und schüttelte den Kopf. Die ART-Mitglieder hinter ihr hatten geduckte Schießstellung eingenommen, die Waffen an den Schultern. Sie waren todernst. Sie waren erschrocken, und alle sahen sie an.
    »Das sind bloß Fledermäuse«, sagte sie. »Sie sind nachtaktiv, und die Sonne geht auf. Sie fliegen nach Hause.« Sie zuckte mit den Schultern. »Fledermäuse.«
    Captain Suzie runzelte die Stirn und richtete die Waffe nach oben, behielt die Verteidigungsstellung aber bei. »Also keine Gefahr?«
    »Nein«, sagte Caxton. »Da gibt es keine Verbindung. Das ist bloß ein Mythos.« Unvermittelt wurde ihr bewusst, dass die ART-Mitglieder ihre Anwesenheit keineswegs als lästig empfanden. Als sie wieder in den Wagen stiegen, um die Fahrt fortzusetzen, begriff sie, dass sie froh waren, sie dabeizuhaben. Sie war ihr ausgebildeter Vampirkiller.
    Sie hoffte bloß, dass der Erfolg ihrer Mission nicht auf ihrem Wissen beruhen würde.
    Sie erreichten Kennett Square, als die weißen Straßenmarkierungen in der Morgendämmerung funkelten und über dem dunklen Asphalt zu schweben schienen. Vielleicht lag das auch einfach nur an Caxtons Schlafmangel. Während die Sonne am Horizont in die Höhe schlich, bewegten sie sich durch das malerische kleine Städtchen, das auf der Karte tatsächlich wie ein Square, ein rechteckiger Platz, aussah.
    »Was ist das für ein Geruch?«, fragte Reynolds.
    Caxton hatte ihn auch bemerkt, einen erdigen Duft, der gelegentlich scharfe, widerwärtige Züge annahm.
    »Das ist die Pilzhauptstadt der Welt«, erklärte Captain Suzie. »Wussten Sie das nicht? Es riecht nach dem Zeug, in dem sie Pilze züchten.«
    DeForrest schnüffelte. »Scheiße?«, fragte er.
    Captain Suzie zuckte mit den Schultern. »Auf jeden Fall Mist. Sie müssen ihn in diesen langen Schuppen kochen, Tag und Nacht,

Weitere Kostenlose Bücher