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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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um ihn zu sterilisieren. Dieser ganze Teil von Pennsylvania riecht so, fast immer. Ich habe mal hier gelebt. Man gewöhnt sich dran.«
    »Man gewöhnt sich an den Geruch von kochender Scheiße«, sagte Reynolds, als müsste er versuchen, diese Vorstellung in seinen Kopf zu kriegen.
    »Damit man ihn kaum noch wahrnimmt«, versicherte Captain Suzie ihm. »Nach ein paar Tagen gewöhnt man sich an alles.«
    Caxton fragte sich, ob das auch für Folter galt. Konnte man sich daran gewöhnen, seine Feinde zu foltern, um an Informationen zu kommen? Sie fürchtete, die Antwort zu kennen.
    Sie überquerten ein paar Schienen, die den Granola Roller bedrohlich schaukeln ließen, und dann waren sie da – am Umspannwerk. Das Versteck von Efrain Reyes, wenn sie Glück hatten. Oder Pech, je nachdem.
    Caxton überprüfte ihre Waffen, kontrollierte die beweglichen Teile, lud durch und ließ die Patronen auswerfen. Das ART folgte ihrem Beispiel. Arkeley parkte vor dem Zaun und stieg aus. »Was macht er da?«, wollte Captain Suzie wissen.
    Der Fed antwortete ihr, indem er sich eine Freisprecheinrichtung über das Ohr schob. Er berührte das winzige Mikrofon, und das Funkgerät des Wagens erwachte krächzend zum Leben. DeForrest drückte ein paar Knöpfe. »Bitte wiederholen«, verkündete er.
    »Ich sagte, ich gehe von hier an zu Fuß«, sagte Arkeley. »Sie können mir folgen, wenn Sie wollen, aber dieser Ort ist nicht für eine Militärparade gebaut.«
    »Er macht sich über Ihren Truck lustig«, sagte Caxton zu Captain Suzie.
    Die Frau runzelte die Stirn. »Er kann sich auch über meine große Nase lustig machen, aber ich steige trotzdem nicht aus und gehe zu Fuß«, sagte sie. Aber sie lächelte nicht.
    Das Umspannwerk nahm eine Fläche von einem knappen Hektar ein und war mal von einer Ziegelmauer, mal von einem Maschendrahtzaun umgeben. Das ART hatte sich den Lageplan besorgt. Das örtliche Versorgungsunternehmen hatte es ein Jahr zuvor stillgelegt (ein größeres, besseres und sichereres Umspannwerk war gebaut und bereits ans Stromnetz angeschlossen worden), und man war noch immer mit dem Abriss beschäftigt. Das war nicht nur ein einfacher Abbruch – in den gigantischen Transformatoren, die den größten Teil der Anlage ausmachten, gab es alle möglichen umweltschädlichen Chemikalien und Präparate, von Schwefelhexafluoridgas bis hin zu flüssigem PCB. Die Transformatoren mussten Stück für Stück von Fachkräften auseinandergenommen werden. Von Elektroingenieuren, um genau zu sein – Männern wie Efrain Reyes, bevor er gestorben war.
    Arkeley hatte von den Eigentümern des Umspannwerks die Erlaubnis erhalten, die Anlage zu durchsuchen, und den Schlüssel für das Vorhängeschloss am Tor bekommen. Es hatte die Befürchtung gegeben, dass Reyes das Schloss ausgetauscht haben könnte, aber der Schlüssel funktionierte einwandfrei. Arkeley stieß das schwere Tor auf und trat hindurch.
    Reynolds legte den Gang ein und fuhr im Schritttempo, blieb ständig acht Meter hinter Arkeley. Der Fed schlug ein forsches Tempo an, als wüsste er genau, wonach er suchte. Sie passierten einen schmalen Weg, der an beiden Seiten von zwei Reihen hoher Stromwandler gesäumt wurde, die mit ihren aufgeschichteten, runden Isolatoren wie Türme futuristischer Kirchen aussahen. Dahinter ruhten die Transformatoren – dicke, stabile Metallblöcke in perfekten Reihen.
    »Ich dachte, wir wären hinter Vampiren her und nicht hinter Frankensteins Monster«, scherzte DeForrest. Keiner beachtete ihn. »Wozu braucht man den ganzen Mist überhaupt?«
    »Hier wird die Spannung der Elektrizität, die aus den Kraftwerken kommt, transformiert«, erklärte Caxton, »bis man sie sicher an die Haushalte weiterleiten kann.« Sie drückte das Gesicht gegen die Schießscharte in ihrem Fenster und bemühte sich, das zu sehen, was Arkeley sehen musste.
    Abgesehen von ein paar vom Wind aufgewirbelten Blättern rührte sich nichts.
    Weiter vorn, am Ende der Reihe, stand ein altes Umspannhaus. Hier befanden sich ursprünglich die Sicherungen – vielleicht sogar die für die Hochspannung, falls die Anlage alt genug war. Es handelte sich um ein eingeschossiges Gebäude aus dunkelbraunen Ziegeln, mit kleinen Verbundfenstern, die nicht viel Licht hineinließen.
    Das musste der Ort sein. Dahinter lag der Maschendrahtzaun. Jenseits von ihm standen zweieinhalb Meter hohe, gelbe Maispflanzen, üppige Felder, die sich in allen Richtungen erstreckten. Wenn sich Reyes in dem

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