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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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mit Dick Tracey und seiner Mutter gegessen?« Sie nannte Silvestri
immer Dick Tracey, weil sie wußte, daß Wetzon das ärgerte.
    »Sie war nicht dabei. Er brachte eine
Gerichtsanthropologin und Bilder von einem Skelett mit, das sie in einem Theaterkoffer
gefunden haben. Sie glauben, daß sie vor ungefähr fünfzehn Jahren Tänzerin war
und daß deshalb eine Chance bestünde, daß ich sie gekannt haben könnte.«
    »Ha!« schrie Smith auf. »Gekannt haben könnte —
nach ihren Knochen? Daß ich nicht lache.«
    »Es war deprimierend.«
    »Das kann ich mir denken.« Mit einem
übertriebenen Seufzer sagte Smith: »Die Karten haben mich gewarnt, und ich habe
nicht hingehört. Erst habe ich den Tod aufgedeckt, dann den Turm. Heute abend
lege ich für dich die Karten.«
    »Tu mir den Gefallen, Smith, was auch immer
dabei herauskommt — behalte es für dich.«
    »Wenn du dich bloß den heilsamen Weisungen des
Tarots öffnen würdest, könntest du mit allem, was dir über den Weg läuft,
geistig und seelisch fertig werden.«
    »Wie du, nehme ich an?«
    Smith hob die Schultern. »Ich hoffe, du hast für
das Frühstück morgen nichts geplant?«
    »Nein. Was liegt an?« Sie griff zum Rest der
Nachrichten, die auf ihrem Schreibtisch unter einem Briefbeschwerer lagen,
einem Dankesgeschenk von Laura Lee Day, nachdem Wetzon sie zu Oppenheimer
vermittelt hatte. Verdammt, zwei Anrufe von Marissa Peiser und ein weiterer von
Arthur Margolies, Wetzons Anwalt, der zufällig auch Carlos’ Lebensgefährte war.
    »Wir sind um sieben Uhr dreißig zu einem
Arbeitsfrühstück bei Rosenkind Luwisher bestellt«, verkündete Smith. »Wir
beide.«
    »Klingt bedenklich, aber wahrscheinlich ist es
wieder das gleiche wie immer. Da machen sie eine große Sache daraus, daß wir
runterkommen, und dann ziehen sie eine gekonnte Show vor uns ab, wie man die
Firma verkaufen könnte, also nicht viel Neues.«
    »Ich weiß, aber wenn man bedenkt, was jetzt an
der Wall Street los ist, wo Pru immer noch unter schlechter Publicity leidet
und möglicherweise alles loswerden will oder mit einer anderen Firma fusioniert
und Paine Webber zu einem Schleuderpreis Kidder kauft — keine Barzahlung — ,
werden wir unsere Kunden hätscheln müssen. Sonst könnten wir eines Morgens
aufwachen und nichts mehr haben. Weder Geld noch Kunden.« Sie sah zufrieden die
Knöpfe am Telefon aufleuchten. »Zuckerstück, nimm doch ein Taxi und hole mich
morgen um sieben ab.«
    »Ein Taxi an der West Side um sieben Uhr
morgens? Du machst wohl Witze. Ich nehme öffentliche Verkehrsmittel, besten
Dank.«
    »Öffentliche Verkehrsmittel?« Smith war
entsetzt.
    Wetzon grinste sie an. »Lies es von meinen
Lippen ab, Smith. Die U-Bahn. Ein Ort, wo du noch nie gewesen bist.«
    »Wir lassen einen Mietwagen mit Fahrer kommen.«
    »Schön.« Die Vorstellung einer Smith, die in der
U-Bahn in der Rush-hour — ach was, zu jeder Zeit — von Fabrikarbeitern aus der
dritten Welt angerempelt wurde, war so komisch, daß Wetzon mit einem
Hustenanfall ihren Lachdrang verbergen mußte. Dann, als Smith sie argwöhnisch
betrachtete, wurde Wetzon durch Max’ Klopfen gerettet.
    »Herein, Max, Schatzi!« rief Smith.
    Max öffnete die Tür. Er strahlte. »Dan Buski
wieder für Wetzon. Er hat schon zweimal angerufen.«
    »Nun schau dir diesen entzückenden Mann an,
Wetzon«, sagte Smith, die Hand auf die Hüfte gestützt. »Sieht er heute nicht
einfach toll aus?«
    Wetzon nickte. Smith war unmöglich. Sie machte
immer viel Wesens darum, wie schick Max sei, wo sie doch beide wußten, daß Max
in dem braunen Anzug und den Schuhen mit Gummisohlen kein Modegeck war. Heute
trug er mit den Wappentieren der Spekulanten verzierte Hosenträger, die seine
Hose bis über seine mickrige Brust hochzogen. Nachdem Max die Tür geschlossen
hatte, schüttelte Wetzon den Kopf. »Du bist unverbesserlich.«
    Smith überhörte sie. »Dan Buski, so? Er sitzt im
Vorstand von Smith Barney. Das bedeutet, daß seine Bruttoproduktion auf über
siebenhundertsiebzigtausend kommt.«
    »Ja, ich habe ihn unter >unwahrscheinlich<
abgelegt; ein Makler für Privatkunden, und dort ist er praktisch eine
Institution.« Wetzon lächelte über ihren Scherz.
    Smith sah sie verständnislos an, ohne eine Spur
von Belustigung.
    »Hallo, Erde an Smith, es gibt zwei Arten von
Brokern an der Wall Street, für private und institutionelle Anleger. Wir
befassen uns mit institutionellen. Dan ist Broker für private Anleger.
Verstanden?«
    »Ja, aber ich

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