Der letzte Vorhang
Ihnen
sprechen, Wetzon. Ich habe keine Verkaufsassistentin und mache alles allein.
Meine alte ist für einen Haufen mehr Geld zu Oppie gegangen. Vermutlich hätte
ich sie halten können, wenn ich ein bißchen nachgelegt hätte, aber sollte ich?
Sie haben eine neue für mich eingestellt, die aber erst nächste Woche anfängt.
Rufen Sie bitte in fünfzehn Minuten wieder an. Melden Sie sich als Mrs.
Weinberg; sonst wissen die hier, wer Sie sind.«
»Dann muß ich bis morgen warten, weil ich jetzt
zu einer Besprechung weggehe.«
»Heute abend bin ich bis neun Uhr hier. Ich
treffe mich zum Essen mit einem Kunden und komme dann wieder ins Büro, weil ich
ein Seminar vorbereiten muß und alles allein mache. Rufen Sie nach Ihrer
Besprechung an. So um halb neun.«
»Vielleicht schaffe ich es nicht, Barbie.
Verschieben wir es auf morgen.« Miststück.
»Hören Sie, Wetzon, ich weiß, daß wir mal ein
Problem hatten, aber es war eine geschäftliche Entscheidung, die Sie an meiner Stelle
auch getroffen hätten...«
Wetzon hielt den Hörer vom Ohr weg und starrte
ihn an. Alle in dieser Branche standen auf Rechtfertigung.
»...und ich habe mich geändert. Ich trinke und
rauche nicht mehr, nehme auch keine Drogen mehr. Jetzt bin ich zugelassene
Finanzplanerin und arbeite mit Erfolgshonoraren und sehr finanzstarken
Privatpersonen. Anwälte und Wirtschaftsprüfer schicken mir ihre Kunden.«
»Dan spricht sehr lobend von Ihnen.«
»Dan ist ein guter Freund. Mein bester Freund.
Ich bete für ihn.« Barbie machte eine Pause, dann fuhr sie hastig fort: »Ich
will nicht unbedingt wechseln. Sie behandeln mich hier sehr gut. Sie schicken
mich im Land herum, um mit Brokern zu reden. Nur sehr viel Geld könnte mich zu
einem Wechsel bewegen, aber ich muß wissen, wie es draußen aussieht, was ich
wert bin.«
Wetzon hätte am liebsten gesagt: Scheiße bist
du wert, Barbie, aber sie ließ es bleiben. Statt dessen entgegnete sie:
»Schön, Barbie. Ich rufe Sie später an.« Sie unterbrach die Verbindung. »Mit
dieser Frau zu reden kommt mir vor, als redete man mit einer Faust. Und die
landet in meinem Gesicht.«
Smith grinste. »Wie ich mich erinnere, ist das
der Name, den du ihr vor vier Jahren gegeben hast.«
»Die Faust. Stimmt. Das paßt.« Sie sah auf die
Uhr. »Oje, vier Uhr. Ich muß los.«
»Wo gehst du hin? Ich dachte, wir könnten heute
nach der Arbeit ein Gläschen trinken. Wir haben überhaupt keine Zeit mehr
füreinander, und ich vermisse dich.«
»Heute abend kann ich nicht. Besprechung zur
Benefizvorstellung von Combinations in concert in Mort Hornbergs Büro,
dann Abendessen mit Silvestri.«
Smith verzog das Gesicht. »Er kann Alton Pinkus
nicht das Wasser reichen.«
»Das wünsche ich mir auch nicht von ihm.« Sie
holte ihren Mantel aus dem Schrank, nahm den Hörer ab und rief Marissa Peiser
an. Der Anrufbeantworter war dran — gut — , sie sprach eine Nachricht darauf.
»Ich fürchte«, fuhr Smith hartnäckig fort, »daß
du deinen Entschluß bald bedauern wirst, Schatz. Noch immer begreife ich nicht,
wie du einen erfolgreichen, wohlhabenden, mächtigen Mann wie Alton Pinkus
ausgerechnet wegen eines italienischen Bullen abweisen konntest.«
»Hör auf, Smith. Ich werde meinen Entschluß nie
bedauern. Und an deiner Stelle würde ich mich so schnell wie möglich von
Richard Hartmann distanzieren, bevor sein Prozeß beginnt.« Zwei genügten für
das Spiel Ich verstehe nicht, wass dir an deinem Liebhaber gefällt.
»Pah, es kommt nicht zum Prozeß. Dickie hat zu
viele Beziehungen. Das ist alles Politik. Man hat ihm das angehängt.«
»Angehängt, klar.«
»Aber ich wollte mit dir über etwas Persönliches
sprechen. Ich brauche einen Rat.«
»Auf die Schnelle?« Der Tag müßte erst noch
kommen, an dem Smith von Wetzon einen Rat annähme.
»Es kann warten. Wollen wir morgen abend
zusammen essen?«
»Prima. Also dann.« Wetzon knöpfte den Mantel zu
und verließ den Raum. Max führte ein hinhaltendes Gespräch am Telefon. Auch
Darlene telefonierte, offensichtlich mit einem Makler. Wetzon blieb stehen, um
zuzuhören.
»Natürlich«, sagte Darlene, »wenn Sie unbedingt
wechseln wollten, würden wir glauben, Sie hätten ein Problem. Wir möchten nur
mit zufriedenen Maklern reden.«
Lächelnd dachte Wetzon: Hätte es selbst nicht
besser formulieren können. Harold Alpert hatte Darlene gut dressiert. Wetzon
winkte und verließ das Büro. Ein Schwall kalter Luft traf ihr Gesicht; jeder
Nerv prickelte. Sie liebte
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