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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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roten Ledersofa
liegen zu sehen, mit offenem Mund in tiefem Schlaf.
    Die Wände um Nancys Schreibtisch waren mit
gerahmten Fotografien bedeckt, die während der vielen verschiedenen Shows
aufgenommen worden waren. Sie sah Bilder von Mort ohne Bart, als er noch Haare
auf dem Kopf hatte, bevor er anfing, die Mütze zu tragen, die sein
Markenzeichen geworden war. Es gab mehrere Schnappschüsse von Proben für Combinations. Eine sehr junge Leslie Wetzon in Trikot und Beinwärmern, mit Rog Battles Arm um
die Schultern. Die Party des Ensembles in Boston, alle mit müden, aber
glücklichen Mienen, weil die Kritiken wunderbar gewesen waren. Terri und Mort,
die für die Kamera die Lippen spitzten. Rog und Medora, Medora mit
gestikulierenden Händen, so daß ihr Armband aus getriebenem Gold das Licht
reflektiert. Foxy am Klavier mit Rog, Davey und einigen aus der Truppe. Andere
im Hintergrund. Carlos bei der Trommelnummer. Ein Ensemblefoto, gestellt, jeder
mit einer Requisite. Rog und Medora, die mit Davey über eine Änderung der
Handlung berieten, Medora mit abgespanntem Gesicht.
    Wetzon setzte sich wieder an den Schreibtisch
und rief Arthur an. Im Rückblick waren es aufregende Zeiten gewesen, aber nach
ihrer Erfahrung gab es solche erregenden Momente nie umsonst.
    »Arthur Margolies.« Arthurs gelassene,
beruhigende Stimme floß durch die Telefonleitung.
    »Arthur, ich bin froh, daß ich dich erwischt
habe.«
    »Erwischt... nein, Leslie. Ich werde mindestens
den halben Abend hier sein.«
    »Gut. Ich bin heute abend ebenfalls verwitwet,
also könnten dein junger Assistent und ich uns an irgendeinem netten Ort
gegenseitig trösten.«
    Arthur lachte, dann machte er eine Pause und
räusperte sich. O weh, dachte sie, jetzt kommt’s.
    »Leslie, in dem Fall Hartmann hat sich etwas
ergeben.«
    »Das dachte ich mir, Arthur. Die Peiser hat
versucht, mich zu erreichen. Worum geht es?« Was sollte die Frage? Wußte sie es
nicht? Spürte sie es nicht in den Knochen? Knochen... Nein, an Knochen wollte
sie jetzt nicht denken. Hartmann hatte sie bedroht. Das genügte als Ursache für
den Schauder, der sie durchlief.
    »Ja, also«, sagte Arthur, »ich fürchte, du wirst
vor einer Anklagejury aussagen müssen.«

MEMORANDUM
    An: Carlos Prince und Leslie Wetzon
    Von: Nancy Stein, Assistentin von Mort Hornberg
    Datum: 15. November 1994
    Betr.: Combinations in concert
     
    Beigefügt ist eine Kopie der Übereinkunft mit
Boomer, Inc., derzufolge sie für eine Woche die Tontechnik zur Verfügung
stellen. Die Mietkosten betragen 8000 Dollar, plus Arbeit 850 Dollar für
jeweils vier Zweimanngruppen, wobei zusätzliche Arbeit mit 10 % netto berechnet
wird.
     
     

8.
Kapitel
     
    »Boomer, Inc.? Was ist das?« grübelte Carlos über dem letzten Kurzbrief.
    »Eine Akustikfirma, nehme ich an. Darüber
müßtest du eigentlich besser als ich Bescheid wissen. Ist es eine neue Firma?«
    »Sehr neu, scheint mir. Ich frage mich, ob es eine
von den Firmen ist, die manche Produzenten mit Inventar gründen, damit sie
ihren eigenen Produktionen die Tontechnik und Beleuchtung vermieten können — um
so an beiden Enden zu verdienen.«
     
    Mort Hornberg setzte sich auf und rieb sich die
Augen. »Leslie, Schatz, wo ist Carlos?« Er griff in die Tasche, zog eine kleine
Spraydose heraus und sprühte sich in den Mund, er stand dann auf und gab ihr
einen Kuß.
    »Wichtige Besprechung, Mort? Darf nicht gestört
werden? Und das Fußvolk kann sich ruhig die Beine in den Bauch stehen.«
    »Ich brauche meinen Schönheitsschlaf«, erklärte
Mort klagend, während er seine Jeans glattstrich und den Inhalt seiner
Unterhose ordnete.
    »Sag bloß nicht, daß die Erbin deines Vermögens
dich so lange wach hält«, sagte Carlos. Mit einem Diätcola in der Hand lehnte
er elegant am Türrahmen, ein Bein über das andere geschlagen. »Hallo,
großartig.« Er zwinkerte Wetzon anzüglich zu.
    »Nein, nicht die kleine Maudie.« Mort schüttelte
den Kopf. Maudie war seine zwei Monate alte Tochter. »Maudie ist wundervoll. Es
ist Poppy. Sie macht mich noch wahnsinnig. Ich dachte, wenn sie ein Kind hätte,
würde sie aufhören, auf mir herumzuhacken, daß ich zu Hause bleiben und mich
mit ihr unterhalten soll.« Er steigerte sich in seine postnatale Depression
hinein, blickte von Wetzon zu Carlos und sagte in vollem Ernst: »Heiratet bloß
nie, meine Freunde.«
    Carlos sah Wetzon an und verdrehte die Augen.
    »Wo ist Nancy?« polterte Mort, um das Thema zu
wechseln. Er setzte sich an

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