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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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seinen Schreibtisch und legte die Beine darauf.
Nancy tauchte hinter Carlos auf; sie drückte immer noch den schwarzen Hefter an
sich. »Oh, da bist du ja«, grunzte Mort. »Bring mir was von meinem Stoff, sei
so gut.«
    Wetzon wandte sich an Nancy: »Kümmere dich nur
um Mort, ich sorge schon für mich.«
    Sie folgte Nancy in die winzige Kompaktküche mit
Wandschränken, Theken, Mikrowelle, zwei Elektroplatten, einem kleinen
Spülbecken und einem großen Kühlschrank mit Eisbereiter.
    »Das Mineralwasser?«
    »Im Kühlschrank.« Nancy goß eine dunkle, zähe
Flüssigkeit in ein Glas.
    »Sag bloß, er trinkt immer noch diesen Dreck —
wie heißt das Zeug noch?«
    Nancy grinste Wetzon an, ohne zu beben. »Fernet
Branca.«
    »Richtig. Er hat das immer seinen
Judenjungen-Stoff genannt.«
    Verschwörerisch lächelnd kehrten sie in Morts
Büro zurück. Mort hatte die Füße immer noch auf seinem
Louis-soundsoviel-Schreibtisch in Blattgold liegen. Carlos lümmelte
ausgestreckt auf dem Sofa.
    Die Frauen nahmen die roten Ledersessel. Nancy
schlug den schwarzen Hefter auf und begann zu schreiben.
    Du lieber Himmel, dachte Wetzon, noch hatte
keiner überhaupt angefangen zu sprechen.
    »Okay, Leute.« Mort nahm einen Schluck von
seinem Fernet Branca, zog eine Grimasse und betastete seine Lippen. »Gehen wir
alles durch. Steht die Truppe?«
    »Alle bis auf Terri Matthews. Keiner weiß, wo
sie steckt«, sagte Wetzon. »Sogar ein paar Tanzschulen in Cincinnati habe ich
angerufen. Keiner kennt sie dort.«
    »Sie wird schon noch auftauchen.« Mort tat es
mit einer Handbewegung ab. »Die Zeitschrift New York bringt eine große
Geschichte über uns. Wollen wir wetten, daß sie dann auftaucht?«
    »Ja, aber jetzt ist es zu spät. Ich habe heute
morgen mit Vicki Howard gesprochen«, sagte Carlos. »Vicki hat die Rolle auf der
Tournee gespielt. Sie war begeistert, wie es jeder wäre, der mit einem
Buchhalter verheiratet ist und mit vier Kindern unter zehn in New Jersey lebt.«
    Mort lachte. »Gut. Die Besetzung ist also
komplett. Nancy wird einen Zeitplan für die Woche, die wir zur Verfügung haben,
ausarbeiten. Ich mache meinen Kalender für sieben Tage frei.«
    »Das will ich hoffen, Mort«, sagte Wetzon. Mort
war bekannt dafür, daß er sagte, er würde etwas tun, sich dann aber doch
drückte. Während der letzten Jahre hatte er die Gewohnheit entwickelt, sich von
der Arbeit an einer Show früh zu verabschieden und seinem Assistenten — wer
immer das gerade sein mochte — den Rest zu überlassen.
    »Sei nicht so ein Klugscheißer, Leslie. Ich
halte immer, was ich verspreche«, verteidigte er sich, während er die Schuppen
von den Schultern seines hellblauen Cashmerepullovers streifte. »Du bleibst an
der Spitze der Truppe, und ich ziehe die richtige Show ab.«
    Wetzon sträubten sich die Haare. Er glaubte
wirklich daran, daß alles, was er tat, wichtiger wäre als alles, was irgendein
anderer tat. Sie bemerkte, daß Nancys Nase praktisch die Seiten des schwarzen
Hefters berührte. Die Zeigefinger der Frau waren ein wenig gelblich.
Wahrscheinlich rauchte sie heimlich.
    »Vielleicht kann Nancy ein herzliches Dankeschön
an jedes Ensemblemitglied schicken und Daten und Probenpläne bestätigen«,
schlug Wetzon vor.
    Nancy nickte. »Das habe ich schon vorbereitet.
Ich dachte, ich schicke alle Briefe gleichzeitig ab.«
    »Nächster Punkt: Joel Baby glaubt, daß bei Gary
Kaminsky ein gewisses Interesse an einer TV-Dokumentation besteht. Was halten
wir davon? Es könnte sehr reizvoll sein.«
    Joel Baby war Joel Kidde, Morts Agent und Carlos
Ex-Agent; er vertrat wahrscheinlich die meisten Gorillas, deren Dschungel der
Broadway war. Carlos hatte Joel nach der Premiere von Hotshot: The Musical im letzten Jahr gefeuert.
    Es war das einzige Mal gewesen, daß Carlos und
Smith übereingestimmt hatten: daß nämlich ein Interessenkonflikt vorlag, wenn
ein Agent mehrere oder sogar alle miteinander streitenden schöpferischen Talente
und sogar Produzenten einer Broadway-Show vertrat. Dennoch kam es immer wieder
vor.
    »Meinst du, reizvoll für uns oder für Show Biz
Shares?« fragte Wetzon.
    Mort antwortete nicht. Er lehnte sich in seinem
Sessel zurück, betrachtete seine Tonys, die auf einem Regal zu seiner Rechten
standen, und sah aus, als zählte er sie. Genau das tat er vermutlich.
    »Ich dachte...«, Carlos setzte sich auf, »ich
dachte, wir machen das nicht für Geld.«
    Mort lächelte einfältig. »Die Fernsehleute
werden Show Biz Shares

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