Der letzte Vorhang
für alle Kosten entschädigen.«
»Okay«, sagte Carlos.
»Hört her, Freunde.« Um zu unterstreichen, wie
ernst er es meinte, hob Mort seine Gucci-Slipper vom Schreibtisch und setzte
sich auf. »Sie hätten gern zwei Sendungen gratis. Danach zahlen sie einen
Prozentsatz aller Einnahmen an Show Biz Shares.«
»Einen Prozentsatz? Und wie soll der aussehen?«
fragte Wetzon. Sie wartete auf das dicke Ende. Bei Mort kam immer ein dickes
Ende nach.
»Fifty-fifty. Wir — wir drei hier — bekommen
zusammen zehn Prozent von ihren fünfzig.«
Peng. Da war das dicke Ende. »Das ist ekelhaft,
Mort. Sie sollten zehn oder fünfzehn Prozent nehmen, und der Rest muß an Show
Biz Shares gehen. Wir sollten überhaupt nichts für uns abzweigen. Es geht hier
nicht um Profit.«
»Ich stimme Häschen zu«, sagte Carlos mit einer
Stimme wie Stahl.
Zum Abendessen gingen sie zu Picholine nahe dem
Lincoln Center — wo die Speisekarte mediterran war und die Aufmachung ländlich
französisch mit einem Spritzer Eleganz — , nachdem sie übereingekommen waren,
nicht über Morts empörendes Verhalten zu sprechen, bis der kalifornische
Cabernet Sauvignon genügend geatmet hatte, um gekostet zu werden.
Nach einem langen Schluck schließlich sagte
Carlos gedehnt: »Ich glaube wirklich, Herzallerliebste, daß Mort und deine Partnerin
etwas miteinander gemein haben.«
»Miteinander gemein? Machst du Witze? Mort
gleicht Smith aufs Haar! Wir werden ihn und das Ausrufezeichen — Nancy —
sorgfältig beobachten müssen.« Sie spießte Oliven auf, dann brach sie ein
großes Stück Focaccia ab, tunkte es in die Olivenölmarinade und verdrückte es.
Zum Kellner sagte sie: »Ich nehme sechs Austern, den Heilbutt und einen grünen
Salat.«
»Darauf hätte ich auch Lust«, schloß sich Carlos
an.
Als der Kellner gegangen war, fragte Wetzon: »Was
meinst du, was in dem schwarzen Hefter drin ist?«
»Vielleicht hat sie einen Auftrag vom Observer, eine aufregende Enthüllung über das alles zu schreiben.«
»Jedenfalls schreibt sie gute Memoranden; aber
muß sie uns immerzu mitteilen, daß sie Morts Assistentin ist? Was könnte in dem
schwarzen Hefter sein?«
»Klauen wir ihn doch, dann kriegen wir’s
heraus.« Carlos lieferte eine gute Imitation vom Lachen einer Comicfigur, und
zwei Stunden später im Taxi lachten sie immer noch. Als sie die 86. Straße
erreichten, bezahlte Carlos die Fahrt, und beide stiegen aus. »Den restlichen
Weg laufe ich«, erklärte er. »Ich brauche frische Luft.« Er küßte sie auf die
Wange und drückte sie an sich. »Schlaf gut, Häschen.«
»Moment, Carlos.« Sie blieben vor ihrem Haus
stehen, wo der Nachtportier Mario mit der halbwüchsigen Tochter aus dem
Apartment 2A flirtete. »Hat Terri Matthews nicht im Village gewohnt?«
»Ich weiß nicht.« Er runzelte die Stirn. »Jetzt,
wenn ich nachdenke, fällt mir ein, daß ich Terri häufig bei Balducci’s getroffen
habe.« Obwohl er seit Jahren bei Arthur in der West End Avenue wohnte, besaß
Carlos noch immer seine Dachwohnung in der West 10. Street, die er vermietete.
»Ich erinnere mich, daß ich sie einmal nach Hause begleitet habe, weil sie zwei
riesige Taschen mit Lebensmitteln dabei hatte. Sie wohnte gerade um die Ecke
von mir, irgendwo in der elften Straße.«
MEMORANDUM
An: Carlos Prince und Leslie Wetzon
Von: Nancy Stein, Assistentin von Mort Hornberg
Datum: 16. November 1994
Betr.: Combinations in concert
Ein Coup: Marty Richard überläßt uns die
Kulissen aus der Wiederaufführung von It’s a Bird... It’s a Plane... It’s Superman.
9. Kapitel
» Was hältst du davon, Häschen? Das sind
wirklich phantastische Kulissen.«
»Ich verrate es dir äußerst ungern, Carlos, aber
ich habe die Show nie gesehen. Das war lange vor meiner Zeit. Tatsächlich war
ich noch ein Kind, als sie zum erstenmal am Broadway lief.«
»Ha! Du warst nie ein Kind. Aber laß dir von mir
sagen, daß sie wunderbare Kulissen mit der Skyline der City hatten.«
Sie wußte nicht, was sie geweckt hatte. Der
Aufzug vielleicht oder eine Autoalarmanlage. Eine Sirene. Was auch immer, sie
war hellwach. Sich streckend sah sie auf die Uhr. Halb drei. Silvestri lag auf
der Seite, von ihr abgewandt, Izz zusammengerollt in seinem Kreuz wie eine
Wärmflasche aus Fell.
Die ganze Wohnung roch wie eine italienische
Küche nach Knoblauch und Wurst. Silvestri war spät und viel besser gelaunt mit
einer fettigen Tüte Calzoni von John’s nach Hause
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