Der letzte Vorhang
zum Telefon,
nahm den Hörer ab und rief an. »Silvestri.« Zuhörend schaute er sie an. »Ja?«
Wieder hörte er zu. Sie kannte diesen Ausdruck auf seinem Gesicht. Gleich würde
er weggehen. »Laß mich darüber nachdenken.« Er legte auf und reckte sich.
Seufzend zog Wetzon die DecKe über den Kopf, und
im selben Augenblick kroch er darunter. »So, wo waren wir stehengeblieben?«
Sein Kuß schmeckte nach Colgate und Espresso.
»Erzähl’s du mir.«
»Was? Von diesem Anruf?«
»Hm. Nein.«
Er lachte, fuhr mit seiner Hand langsam ihren
Rücken hinauf, dann zog er ihr das T-Shirt aus. »Wirklich?«
»Na ja, vielleicht später. Sag mir...«
»Ja?«
»Vergiß es«, flüsterte sie erschrocken. Sie
hatte ihn gerade bitten wollen, ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte.
»Ach, Les«, sagte er, als wüßte er es.
Ein Geräusch, wie plätscherndes Wasser, weckte
sie. Sie streckte die Hand nach Silvestri aus. Er war nicht da, doch das Bett
war noch warm, wo er gelegen hatte. Das Wassergeräusch hörte auf. Das
Geplätscher ging weiter. Sie schaute über die Bettkante. Auf dem Boden
schlürfte Izz auf, was von Silvestris Kaffee übrig war.
»Izz!« Wetzon hob die sich wehrende Pelzkugel
hoch. »Das macht dich nur noch aufgekratzter. Welcher Hund wird denn Kaffee
trinken?«
Von Izz’ sabbernder Schnauze und Zunge tropfte
Espresso auf die Decke. »Reizend, reizend«, murmelte Wetzon, während sie den
Kaffee mit einem Papiertuch auftupfte.
Die Dusche wurde aufgedreht. Vom Bad her hörte
sie Silvestri singen. Singen? »Du meine Güte«, sagte sie, indem sie den Hund
wegschob. Sie setzte sich auf; es war nach zehn.
Sie zog sich ihr T-Shirt über und tappte über
den Flur in die Küche. Silvestri hatte genügend Kaffee für eine Armee gekocht.
Die Sonne erfüllte die Küche mit reinem, warmem Licht, wurde von den
französischen Wandkacheln in Streifen aus Blau und Gelb und Gold
zurückgeworfen, blendete ihre Augen. Mitten beim Eingießen erstarrte sie, die
Kaffeekanne in der Hand. Der Mann, der sie gestern abend bedroht hatte... Seine
Augen. Sie stellte die Kanne wieder auf die Warm-halteplatte.
Er hatte zwei verschiedenfarbige Augen gehabt.
Das eine blau, das andere grünlich. Warum war es ihr gestern nicht eingefallen?
»Nina wird in einer Stunde hier sein«, sagte
Silvestri. Er stand in der Tür, sauber rasiert, in Jeans und einen dunkelblauen
Rollkragenpullover gekleidet. »Was schaust du so?«
»Ich möchte dich gern ein bißchen auf Trab
bringen«, sagte sie, »aber jetzt beschäftigt mich etwas.« Sie schlang die Arme
um seine Taille und schnupperte an ihm. »Der Mann, der mich letzte Nacht
bedroht hat...«
»Dir ist etwas eingefallen?«
»Ja. Er ist ein Bulle.«
Silvestri starrte sie mit ungläubiger Miene an.
»Was macht dich so sicher?«
»Intuition, Silvestri. Das ist die eine Sache,
die Frauen euch Männern voraushaben. Außerdem kenne ich ein paar Bullen, und
wenn man ein paar kennt, kann man sie spüren.«
»Stereotypen, hm?« Seine Arme schlossen sich
fester um sie. »Also, was ist mit diesem Bullen?«
»Er hatte zwei unterschiedlich gefärbte Augen.
Ein blaues, ein grünes.«
Silvestri legte seine Hände auf ihre Schultern und
hielt sie von sich weg. »Bist du dir ganz sicher?«
Sie konnte die Aufregung in ihrer Stimme nicht
unterdrücken. »Du kennst ihn, Silvestri?«
»Möglich. Ich rufe gleich an.«
Er war noch am Telefon, als sie aus der Dusche
kam, und sie konnte ihn eine Weile später immer noch hören, bevor sie begann,
ihr Haar zu fönen. Während sie es mit den Fingern durchkämmte, vom Nacken zum
Scheitel, entdeckte sie Silvestri in der Tür. Sie schaltete den Fön aus und
schnickte das Haar zurück.
»Er heißt Joe Daly. Bis letzten Monat war er
beim 7-3. Ein dreckiger
Bulle, Les.«
MEMORANDUM
An: Foxy Reynard, Medora Battle,
Carlos Prince, Leslie Wetzon, JoJo Diamond u. a.
Von: Ed Venderose, Generalintendant
Datum: 23. November 1994
Betr.: Combinations in concert
Die Vorstellungen sind für Donnerstag, 22.
Dezember, und Freitag, 23. Dezember, um 20.00 Uhr angesetzt.
Die Proben beginnen am Freitag, 16. Dezember,
mit einer Pause am Sonntag, 18. Dezember.
Der Probenraum befindet sich im Minskoff, und
Carlos Prince und Mort Hornberg werden bei allen Proben anwesend sein. Am
Mittwoch, 21. Dezember, gibt es eine Kostümprobe von 10 bis 13 Uhr. Für
Garderobe, Frisur und Make-up wird jemand bei der Kostümprobe zur Verfügung
stehen. Rich Berlin hat angeboten,
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