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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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die Waffe auf
die Theke legte.
    »Ich bin Polizist«, sagte er. »Das ist nun mal
so.«
    Der halbe Gedanke blitzte wieder auf. Sie
versuchte, ihn festzuhalten. Etwas über den Mann, der sie bedroht hatte...
    Silvestri zog sie wieder an sich. »Ich möchte
dich nicht verlieren, Les. Wenn also solche Dinge passieren...«
    Sie schob den Gedanken fort. Was auch immer es
sein mochte, es konnte bis morgen warten.

MEMORANDUM
    An: Carlos Prince und Leslie Wetzon
    Von: Nancy Stein, Assistentin von Mort Hornberg
    Datum: 23. November 1994
    Betr.: Combinations in concert
     
    Ed hat die Frage der Sicherheit angesprochen.
Das Richard Rodgers hat normalerweise einen Wachmann, der von 12-18 Uhr Dienst
tut. Das Budget enthält bereits Mittel für zusätzliche 5 Stunden (von 18-23
Uhr).
     
    Show Biz Shares hat jetzt jedoch einen Empfang
nach der Vorstellung angesetzt, was bedeutet, daß wir wahrscheinlich eine
weitere Stunde für den Sicherheitsdienst hinzufügen müssen. Die Kosten dafür:
35 Dollar plus Nebenkosten.
     
     

28.
Kapitel
     
    Weiches Sonnenlicht drang durch die Holzläden. Wetzon
streckte sich unter der Decke. Ihre Nase war kalt. Sie zog die Decke über den
Kopf und atmete tief ein; Silvestris Geruch.
    Irgendwo in der Ferne pfiff der Kessel, und dann
begann das Geklapper. Silvestri verursachte immer Lärm in der Küche. Eine italienische
Eigenart, behauptete er. Sie konnte ihn mit Izz reden hören. Sieh an, sogar ein
so selbstbeherrschter Mann wie Silvestri führte Gespräche mit Tieren.
    Sie rollte sich zusammen und döste weiter,
während ihr Mantra zu ihrem gleichmäßigen Atem Pirouetten drehte. Eine
unorthodoxe Meditation, aber orthodox war ihr sowieso ein Greuel. Ja. Ja.
Richard Hartmann versuchte, sie daran zu hindern, vor einer Anklagejury gegen
ihn auszusagen. Smith kreiste ausschließlich um sich selbst, da ihr ein
wichtiges menschliches Bezugssystem zu fehlen schien. Terri war von jemandem
getötet worden, den Wetzon kannte, von jemandem, der seit siebzehn Jahren mit
einem Mord auf dem Gewissen lebte. Das Leben mit Silvestri war eine emotionale
Achterbahn, ohne Ende für sie beide, wie sie wußte.
    Herumwirbeln, tauchen, drehen, atmen. Sie schoß
hoch und warf die Decke ab.
    Der Mann, der sie bedroht hatte, war Polizist.
    Deshalb hatte sie ihn nicht in den
Verbrecheralben entdeckt, und deshalb hatte sie instinktiv gewußt, daß sie ihn
dort nicht finden würde. Vielleicht arbeitete Hartmann mit einem Ermittler
zusammen? Natürlich arbeitete er mit einem Ermittler. Wie alle
Strafverteidiger. Oder vielleicht war dies ein korrupter Bulle, den man mieten
konnte...
    Sie roch Kaffee, den scharfgebrannten,
unverwechselbaren Espresso von Starbucks. Silvestri öffnete die Läden, die
Sonne flutete ins Zimmer, die bunten Lichttupfen zerplatzten wie in einem
Kaleidoskop, und Silvestri unterbrach abrupt den wunderschönen Strahl aus
Sonnenstäubchen, indem er ihr einen Becher reichte. Dann setzte er sich aufs
Bett und sah sie an. Er trug Boxershorts und das weiße ärmellose Unterhemd, das
ihm am liebsten war. »Les, wegen gestern...«
    »Ja?«
    »Gib mir ein wenig Zeit...«
    »Nun schlägt’s aber dreizehn...« Sie hielt inne.
Er sah so gequält aus, daß sie mit einer wegwerfenden Bewegung fortfuhr: »Ach,
was soll’s.« Sie atmete den Dampf aus dem Becher ein, dann nahm sie einen
vorsichtigen Schluck. »Weißt du, Silvestri, daß du immer mir die Schuld
gibst, wenn jemand versucht, mir weh zu tun? Liegt es an mir? Oder an dir? Ich
kann einfach nicht glauben, daß es Detective Silvestri ist, der sich so
benimmt, weil ich nie gehört habe, daß du dem Opfer die Schuld gibst.«
    Er hörte zu, ohne sie zu unterbrechen, ohne den
Anflug von Zorn, der sie immer so wütend machte. Als sie schwieg, sagte er: »Du
hast recht. Ich möchte dich beschützen...«
    »Vor der Welt, Silvestri? Das kannst du nicht.
Ich könnte morgens auf dem Weg zur Arbeit von einem Lastwagen überfahren
werden. Das mußt du überwinden.« Sie lächelte, stellte den Becher auf die Truhe
neben dem Bett, beugte sich zu ihm hinüber und küßte ihn. »Aber nicht ganz.«
    Er stöhnte, stellte seinen Becher auf den Boden
und legte die Arme um sie. »Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich liebe.«
    »Du könntest es mir ab und zu sagen«, flüsterte
sie an seinem Hals.
    Sein Piepser aktivierte sich mit einem so
lauten, aufdringlichen Geräusch, daß beide lachen mußten.
    »Am Thanksgiving Day?« sagte sie.
    »Beweg dich nicht«, murmelte er, ging

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