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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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der
Kaffeetasse. Er würde ihnen von den Geheimnissen seiner Klienten berichten.
Dann dürften die Behörden ihn nicht ins Gefängnis stecken, wo er sicher
ermordet würde, und auch nicht frei herumlaufen lassen, wo ihm das gleiche
passieren konnte. Sie würden ihm eine neue Identität verschaffen. Aber Hartmann
war so in seine eigene Identität verliebt, daß das nicht funktionsfähig war.
    Sie sah Peter Koenig hereinkommen. Er trug eine
sehr englisch aussehende Tweedmütze und einen weichen braunen Trenchcoat, dessen
Gürtel fest um die Taille geknotet war. Das betonte seine breiten Schultern.
Ein gutaussehender Mann, keine Frage. An den Tischen nahe der Tür drehten sich
einige Köpfe, als er stehenblieb, um mit der Frau an der Kuchentheke zu
sprechen. Nach einem Laut der Überraschung kam die Frau um die Theke herum und
umarmte ihn.
    »Alte Freundin?« fragte Wetzon, als Peter
endlich zu ihrem Tisch durchkam. Er war an zwei anderen Tischen und von einem
Kellner aufgehalten worden, die ihm alle zu seinem Auftritt in Tacoma
Triptych gratulieren wollten.
    Er zog einen Stuhl heran und setzte sich
strahlend, ganz beglückt von dem Lob. »Dee und ich haben bei Uta studiert...
vor zwanzig Jahren. Meine Güte«, sagte er. »Zwanzig Jahre.«
    Uta Hagen und ihr Mann, Herbert Berghof, hatten
mehreren Generationen amerikanischer Schauspieler im H.B. Studio im Village
Schauspielunterricht gegeben. Vor zwanzig Jahren hatten Uta, Sandy (Meisner),
Stella (Adler) und das Actor’s Studio viel gegolten. Legenden sie alle.
Persönlichkeiten wie sie würde man nie mehr im Theater sehen.
    »Ich nehme Kaffee«, sagte Peter zu dem wartenden
Kellner. »Orangensaft und« — er studierte die Karte — »die Hafergrütze und
einen getoasteten Englischen.«
    »Für mich bloß den getoasteten Englischen«,
sagte Wetzon. Sarabeth stellte seine englischen Muffins selbst her, die viel
größer und besser waren als alle gekauften. »Ich nehme an, die Show läuft gut?«
Ob Peter in diesem Moment eine Waffe bei sich hatte? Wetzon hätte das gern
gewußt. Vielleicht sollte sie ihn unverblümt fragen.
    »Prima. Oliver Stone möchte mich für sein
nächstes...«
    »Hat die Streisand dein Stück gekauft?«
    »Nein. Aber Michael Douglas.«
    »Bedeutet das, er spielt deine Rolle?«
    Peter hob die Schultern. »Danke«, sagte er, als der
Kellner den Orangensaft brachte und seine Kaffeetasse füllte.
    »Muffins und Hafergrütze kommen sofort«,
versprach der Kellner.
    Peter lächelte sie an. »Hast du bei der Suche
nach Terris geheimnisvollem Liebhaber Fortschritte gemacht?«
    »Ein wenig. Leider nicht viel. Wenn wir bei den
Leuten bleiben, die mit Combinations zu tun hatten... Mindestens vier,
darunter Davey, waren schwul. Ich weiß nicht, wie viele bi waren. Es könnte
JoJo gewesen sein.«
    »JoJo? JoJo Diamond? Das bezweifle ich.« Wetzon
hörte die Verachtung aus Peters Stimme heraus. Bestimmt würde er nicht gelten
lassen, daß Terri ihn wegen eines Brechmittels wie JoJo fallengelassen hätte.
Er warf sich eine Pille in den Mund und spülte sie mit Saft hinunter.
»Vitamin«, sagte er.
    »Warum nicht JoJo?«
    »Er war nicht wichtig genug. Mort auch nicht,
aber ich glaube, der war sowieso nicht interessiert. Ich hatte das Gefühl, daß
es jemand mit mehr...«
    »Dann bleibt nur eine Person. Rog Battle.«
    »Rog Battle. Ich nehme an...«, aber er blickte
zweifelnd.
    »Andererseits starb Rog Battle gleich nach der
letzten Vorstellung, vielleicht sogar vor Terri.«
    »Dann ergibt diese Theorie keinen Sinn.«
    »Die Polizei glaubt, sie wurde in der Zeit
zwischen dem Absetzen der Show und dem Auslaufen der Wohnungsmiete getötet —
das waren ungefähr drei Wochen.«
    »Ich habe sie um den zehnten Juni herum zum
letztenmal gesehen.«
    »Hast du eine Waffe bei dir, Peter? Mir ist der
Waffenschein in deiner Brieftasche aufgefallen, als wir im Joe Allen saßen.«
    »Und du hast es dem Detective gesagt. Daher
wußte er es.« Er rückte von ihr ab, ein »Du hast mich verraten« ins Gesicht
geschrieben.
    »Möglich, daß ich es nebenbei erwähnt habe«,
sagte sie leicht verlegen.
    »Seit Jahren habe ich keine Waffe mehr getragen.
Der Waffenschein hängt mit meinem Abschluß in Pharmazie zusammen. Früher habe
ich stundenweise Vertretungen in verschiedenen Apotheken gemacht. Die Waffe
sollte mich davor schützen, bei einem Raubüberfall getötet zu werden. Ich habe
sie vor Jahren weggegeben, bevor ich New York verließ. Die Lizenz ist vor einer
Ewigkeit

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