Der letzte Vorhang
abgelaufen.«
»Warum trägst du sie dann immer noch bei dir?«
»Für die Bullen.« Er lachte. »Sie hat
verhindert, daß ich noch mehr Strafzettel wegen schnellen Fahrens bekommen
habe.«
»Besaß Terri eine Waffe?«
»Nicht daß ich wüßte — aber sie hat oft mit mir
geübt und wußte also, wie man damit umgeht.«
Wetzon nahm einen Schluck Kaffee. »Du hast am
Telefon gesagt, es gäbe etwas, das du nicht verstehst?«
»Ja.«
»Im Zusammenhang mit Terris Tod?«
»Eher mit ihrem Leben. Leslie, du hast doch auf
Tourneen das Zimmer mit ihr geteilt. Ihr wart drei Wochen unterwegs — richtig?«
»Richtig.« Worauf wollte er hinaus?
»Dann mußt du etwas über diesen Kerl wissen, mit
dem sie sich eingelassen hatte. Du hältst etwas zurück.«
Sie war empört. »Ich halte nichts zurück. Warum
sollte ich? Ich kann mich an niemand Besonderen erinnern. Wie ungeheuerlich, so
etwas zu behaupten.«
»Ich sage nicht, daß du es absichtlich tust.«
Eine große Schale Hafergrütze, garniert mit Bananenscheiben und Erdbeeren,
wurde vor ihn gestellt, dazu ein englischer Muffin. Der andere Muffin war für
Wetzon.
Das Gespräch stockte, während sie Butter und die
Orangenmarmelade, für die Sarabeth berühmt war, auf die Muffins strichen. Peter
goß Milch in die Schale. »Vielleicht hast du es begraben«, sagte er.
»Begraben? Was begraben?«
»Ich spreche heute nachmittag wieder mit diesem
Detective, und ich möchte ihm mit deiner Erlaubnis etwas vorschlagen.«
Sie musterte ihn mißtrauisch. Wovon zum Kuckuck
redete er? Wollte er einen Test mit dem Lügendetektor vorschlagen? Lächerlich.
»Was zum Teufel soll das, Peter?« Sie biß herzhaft in ihren Muffin.
»Hör zu, ich kann die letzte Person — außer dem
Mörder — gewesen sein, die Terri lebend sah. Ich war in ihrer Wohnung. Sie war
dabei, ihren Schrankkoffer zu packen. Du willst mir doch nicht erzählen, daß
sie nicht irgendwas herumliegen ließ, das mit dem Kerl in Zusammenhang stand?«
»Aber du hast gesagt, du hättest nichts
gesehen.«
»Leslie, ich habe eine Idee. In einer Show habe
ich das mal gespielt. Ich will diesem Detective — wie heißt er noch, Silvestri
— etwas vorschlagen. Aber ich möchte deine Zustimmung, damit ich ihm sagen
kann, wir machen es beide.«
»Was denn?« fragte sie wütend.
»Uns hypnotisieren zu lassen.«
MEMORANDUM
An: Carlos Prince, Medora Battle, Foxy Reynard,
JoJo Diamond und Leslie Wetzon
Von: Nancy Stein, Assistentin von Mort Hornberg
Datum: 23. November 1994
Betr.: Combinations in concert
Bitte vergeßt nicht die Sitzung in Morts Büro am
Montag, 28. November, um 17 Uhr. Mort bittet um pünktliches Erscheinen, da er
einen Flug um 19 Uhr an die Küste gebucht hat.
36.
Kapitel
»Hol ihn der Beelzebub«, sagte Carlos. »Die
ganze Welt muß sich um Morts Fahrplan drehen.«
»Beelzebub?« sagte Wetzon. »In welchem Jahrhundert
leben wir eigentlich ?«
»Ach, egal, ich glaube, wir können uns glücklich
schätzen, daß die Sitzung nicht in der VIP Lounge am Kennedy abgehalten wird.«
Nach zwei Stunden Training im Tanzstudio in der
West 61. Street schlenderten Wetzon und Carlos die Columbus Avenue zu Cooper’s
Coffee-shop hinauf. Es war ein kalter Sonntagmorgen. Das Lokal war leer bis auf
die Frau an der Theke, eine junge Asiatin, die mit sichtlichem Vergnügen
Platons Staat las, und eine korpulente Frau in Radlerhose und kurzer
Skijacke, die sich mit einem Kugelschreiber dem Kreuzworträtsel des
Tfmes-Magazin hingab.
Carlos bezahlte den Kaffee, und sie trugen die
Tassen zu einem Abstellbrett und setzten sich auf die hohen Hocker davor.
»Ich brauche wahrscheinlich noch ein weiteres
Training, aber ich glaube, ich habe es wieder drauf.« Sie beobachtete zwei
Touristen auf dem Bürgersteig, die unschlüssig waren, ob sie das Lokal betreten
sollten.
»Du wirst es wunderbar machen, Häschen.« Er
legte die Hand unter ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich. »Laß dich mal
anschauen.« Sie schnitt ihm ein Gesicht. »Hiiilfe! Sie hat mich in Stein
verwandelt!«
»Ach, Carlos. Du weißt, daß du und ich besser
zusammenpassen würden als Silvestri und ich. Warum ist alles so gekommen?«
Die Touristen kamen herein, sprachen rasend
schnell Deutsch, holten sich Kaffee und setzten sich mit ihren Kameras und
Reiseführern hin, um die vorbeiziehende Parade auf der Columbus zu beobachten.
»Herzallerliebste, die Freuden des Lebens werden
immer ungleichen Paaren zuteil. Es wäre wahnsinnig
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