Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
Vom Netzwerk:
langweilig, wenn zwei
Verliebte in allem übereinstimmten.«
    »Wirklich?«
    »Denk darüber nach.«
    »Ich werde nachgrübeln.«
    »Dann überlasse ich dich dem Grübeln. Wir haben
einen Brunch in SoHo.«
    »Bevor du flüchtest, nur noch eine Frage. War
Davey Lewin bisexuell?«
    »Davey? Unser Davey? Du lieber Gott!« Carlos
begann zu lachen. Die Frau mit der Radlerhose blickte auf. »Komm, Häschen,
gehen wir raus, bevor ich uns in Verlegenheit bringe.« Er zog sie aus dem
Lokal. »Du denkst, Davey hätte etwas mit Terri gehabt und sie getötet?« Wieder
konnte er vor Lachen nicht weiterreden.
    »Du beantwortest meine Frage nicht«, knurrte
sie.
    »Okay, okay. Hier ist meine Antwort. Davey
bisexuell? Niemals. Auf keinen Fall. Nicht Davey. Er war ein prima Kerl, aber
glaub mir, er war einer von der sanften Sorte.«
    »Vielleicht wollte er kleine Daveys. Das soll es
schon gegeben haben.«
    »Kleine Daveys? Versteh doch, Häschen. Davey
hatte mit Fortpflanzung nichts am Hut. Wenn Davey etwas bestimmt nicht war,
dann war das ein potentieller Vater. Hast du außerdem nicht gesagt, Terri sei
erschossen worden?«
    »Doch.« Plötzlich verschloß sie sich, spürte,
wie sie langsam mißmutig wurde.
    »Hör zu, Daveys Vater war ein Waffennarr — der
versuchte, auch Davey dafür zu begeistern. Deshalb haßte Davey Schußwaffen; er
hätte nie...«
    »Okay, hör auf.« Sie hielt die Hände hoch. »Ich
verstehe.«
    »Ich muß gehen.« Er drückte ihr einen Kuß auf
die Lippen, dann flüsterte er ihr ins Ohr: »Eine kleine Anmerkung noch, Schatz,
da wir von potentiellen Vätern sprechen. Vergiß nicht, daß es nie zu spät ist,
kleine Häschen zu machen.«
    Sie schlug nach ihm, doch er duckte sich und
lief, über die Schulter winkend, die Straße hinunter.
    Kleine Häschen, dachte Wetzon. Ich bringe ihn
um. Sie ging die Columbus hoch zur 76. Straße. Auf der Schulwiese, wo der
ganzjährige sonntägliche Gemüse- und Blumenmarkt sowie der Flohmarkt
stattfanden, herrschte Hochbetrieb.
    Hellgelbe und rote Weihnachtssterne saßen fett in
ihren Töpfen entlang dem Metallzaun, der das Gelände begrenzte. Die Leute
standen an, um welche zu kaufen. Der Duft von heißem, gewürztem Apfelwein stieg
in die kalte, feuchte Luft und ließ Wetzons Augen jucken und die Nase laufen.
Der Himmel war bedeckt. Ein wenig kälter noch, und es würde schneien. Sie zog
die Baskenmütze über die Ohren und schneuzte sich die Nase.
    Dann kaufte sie sechs makellose Northern
Spy-Äpfel an einem Stand, ein paar Mandarinen und zwei Süßkartoffeln an einem
anderen. Auf dem Boden hatte ein Verkäufer auf einer Decke ein Sortiment
handgemachter Kräuterkränze angeordnet. Gebackene Obsttörtchen, Muffins und
deutsche Brezeln aus Pennsylvanien, halb ausgetriebene Narzissenknollen, die
Wetzon einmal ohne Erfolg zu ziehen versucht hatte. Mit Pflanzen hatte sie nie
viel Glück. Sie habe einen schwarzen Daumen, wie Carlos immer sagte. Dennoch
kaufte sie zwei Weihnachtssterne, einen für sich und einen für Marissa Peiser.
Ein Weihnachtsstern hatte eine begrenzte Lebensdauer, also wäre sie nicht für
seinen Tod verantwortlich.
    Kleine Häschen, hm, dachte sie, als sie ihre Tür
aufschloß. Aber auch Leslie Wetzon stand der Sinn nicht nach Kindern.
Vielleicht war das Silvestris Problem.
    Silvestri und Izz lagen auf dem Sofa und
schauten zu, wie die McLaughlin Group sich um Clintons Politik stritt.
    »Hi«, sagte sie, während sie Mantel und Hut auf
einen Stuhl legte. Als weder Izz noch Silvestri sich rührten, fügte sie hinzu:
»Ging’s beim Training gut, Les? Ja, Schatz, danke für dein Interesse.« Sie
packte den Weihnachtsstern mit den blassen Blütenblättern aus und plazierte ihn
auf den Couchtisch.
    Silvestri stellte den Fernseher leise. Warum
nicht, es war sowieso Werbung, dachte sie. »Sehr schön«, sagte er.
    »Es riecht nach Weihnachten, nach Schnee.« Sie
zerzauste Izz’ Fell, strich mit den Fingern über Silvestris Stirn.
    »He!« rief er, indem er ihre Hand packte und sie
zu sich herunterzog. Er schnupperte. »Du riechst wunderbar.«
    »Das ist Schweiß, Silvestri.«
    »Dein Schweiß, vermischt mit deinem Parfüm.«
    »Ich gehe gleich duschen.«
    »Oh, verdammt«, sagte er mit ernstem Gesicht,
während seine Augen aufleuchteten.
    »Oh, verdammt? Na ja, ich könnte es wohl ein
wenig aufschieben.«
    Silvestri setzte den Hund auf den Boden.
»Verzieh dich, Izz«, sagte er.
     
    Marissa Peiser wohnte an der Ecke West 104.
Street und West End Avenue in

Weitere Kostenlose Bücher