Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
erwiderte Franck und unterdrückte ein Gähnen. »Sonntags ist so was schlecht. Da wollen die Leute möglichst nicht gestört werden.«
»Warst du überhaupt dort?«, warf Claudine skeptisch ein.
»Na klar, was denkst du denn!«Franck war empört. »Also, ich fasse mal zusammen. Die Nachbarin, die diese ledige Staatsbeamtin Annie Normand seinerzeit tot aufgefunden hat, ist aus der Gegend weggezogen. Die konnte ich also nicht mehr fragen, ob das Opfer an den Wochenenden in diese Tanzlokale ging. Aber da bleib ich dran und such mir ihre neue Adresse im zentralen Melderegister.«
»Und die anderen Nachbarn?«
»Die wussten es nicht. Bei der Krankenschwester am Montmartre das Gleiche. Da hatte ich Mühe, dass mir überhaupt jemand Auskunft gab. Die Leute sind heutzutage misstrauisch.«
»Vor allem, wenn man selbst wenig vertrauenerweckend aussieht, Franck«, bemerkte Jean-Marc trocken. »Die dachten sicher, dein Polizeiausweis ist gefälscht.«
Franck ignorierte die Bemerkung und fuhr fort.
»Aber dann hatte ich doch noch Glück.« Er grinste. »Ich hab die Nichte angerufen, die die Frau gefunden hatte. Und die bestätigte mir, dass ihre Tante manchmal eines dieser Tanzlokale aufgesucht hat.«
»Sagte sie, welches?«, fragte LaBréa.
»Nein, das wusste sie nicht. Sie wusste nur, dass es in der Nähe der Bastille lag. Die Tante sei immer mit der Metro dorthin gefahren.«
»Dann kann es ja eigentlich nur das Paradis sein, Chef«, meinte Claudine. LaBréa schüttelte den Kopf.
»Nicht unbedingt, Claudine. Rund um die Bastille gibt es zwei oder drei solcher Lokale. Die sehen wir uns eins nach dem anderen an.« Er wandte sich an Jean-Marc. »Haben Sie in den Akten der beiden alten Fälle irgendwas Auffälliges gefunden?«
»Nein. Die Kollegen haben damals gründlich gearbeitet. Sie haben natürlich die Bankangestellten und auch deren Umfeld genau unter die Lupe genommen. Kein Hinweis darauf, dass irgendjemand einen Insidertipp gegeben hat oder selbst in der Sache drinsteckte. Im Fall der Krankenschwester Leonore Foures gab es mal eine heiße Spur, Chef. War aber eine Sackgasse.«
»Was für eine Spur?«
»Sie führte zur Putzfrau des Opfers. Léonore Foures hatte der Frau wenige Wochen zuvor gekündigt, weil sie angeblich was von ihrem Schmuck geklaut hatte - was die Putzfrau seinerzeit vehement bestritt. Die Sache kam zur Anzeige, und als die Frau dann ermordet wurde, geriet die Putzfrau unter Verdacht. Zumal sie für die Tatzeit kein Alibi vorweisen konnte. Aber da das Geld, das die Frau abgehoben hatte, bei ihr nicht gefunden wurde und man ihr rein gar nichts nachweisen konnte, war sie aus dem Schneider.«
»Wenn ich das richtig verstehe, gibt es da nirgendwo einen Punkt, wo wir nachhaken könnten.«
»So ist es, Chef. Leider.«
»Gut. Wir machen Folgendes. Jean-Marc nimmt Kontakt zum Geschäftsführer und zum Barkeeper des Pa radis auf. Bestellen Sie die beiden aufs Präsidium. Wir zeigen ihnen das Foto von Griseldis Geminard, dann sehen wir weiter. Halten Sie auch die Fotos der beiden anderen Frauen bereit, Jean-Marc. Und Sie, Franck, gehen ab Mittwochabend undercover ins Paradis. Montags und dienstags ist das Lokal geschlossen.«
Jean-Marc feixte.
»Das passt ja! So wie Sie dieses Trio von letzter Nacht beschrieben haben, Chef, könnte Franck glatt den vierten Mann spielen. Wie beim Bridge.«
»Ich kann aber nicht tanzen«, wandte Franck ein. Ihm war anzusehen, wie unbehaglich er sich fühlte.
»Das lernt man schnell«, sagte Claudine und zwinkerte Jean-Marc zu. »Ich zeig dir in der Mittagspause ein paar Grundschritte, wenn du willst.«
Genervt winkte Franck ab und schnitt eine Grimasse.
»Kauf dir im Secondhandladen einen Anzug, und von mir kannst du eine Tube Haargel bekommen.« Der Paradiesvogel grinste boshaft.
»Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie sich dort ausgiebig auf der Tanzfläche tummeln«, beruhigte LaBrea seinen Mitarbeiter. »Sie sollen hauptsächlich die Augen offen halten und beobachten, was da so läuft. Welche Männer verkehren dort? Verhält sich jemand
auffällig? Das Übliche eben. Und sehen Sie zu, dass der Geschäftsführer und der Barkeeper Sie nicht zu Gesicht bekommen, wenn wir die beiden vorladen.«
»Keine Sorge, Chef. Bin ja schließlich kein Anfänger.« Die letzte Bemerkung klang beinahe beleidigt.
LaBréa wandte sich an Claudine: »Schon was Neues bezüglich dieser Augustine Geminard?«
»Nicht wirklich. Ich habe meinem Mann von der Sache erzählt. Vor
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