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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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glatt. Wir haben diese Seite der Schambeinfuge, der Symphyse, der Unbekannten genauestens untersucht und eine Vertiefung festgestellt.
Diese Vertiefung ist ein untrügliches Anzeichen dafür, dass die Frau einmal geboren hat. Gäbe es dort zwei Vertiefungen, hätte sie zweimal geboren. Und so weiter. Ich erspare dir die medizinischen Einzelheiten, wie es zu diesen Vertiefungen kommt. Nur so viel: Sie haben mit dem Vorgang der Geburt zu tun.«
    »Ich bin beeindruckt, Brigitte.« LaBréa strich sich mit der Hand übers Kinn.
    »Aber was anderes: Sag, ist es normal, dass ein Leichnam nach solch einem doch relativ kurzen Zeitraum von circa acht bis zehn Jahren völlig skelettiert?«
    Die Gerichtsmedizinerin räusperte sich.
    »Zunächst einmal: Die Faustregel lautet, je flacher die Leiche liegt, desto schneller kommt es zur Skelettierung. Und im Fall der Unbekannten von der Gare de Lyon ist zu sagen, dass sie nur oberflächlich verscharrt wurde. Sie lag in der Nähe eines stillgelegten Stellwerks, bedeckt von einer Schicht Schottersteinen. An den Beckenknochen fanden wir noch Reste von Kleidung. Die werden im Moment zwar noch untersucht, aber es sieht nach Resten von Unterwäsche aus. Ein sehr feines Gewebe, keinesfalls von normaler Oberbekleidung. Im Lauf des Tages weiß ich mehr.«
    »Und Schmuck? Wurde ein Ehering gefunden, andere Schmuckstücke?«
    »Nichts.«
    »Ich würde mir gern die Fotos ansehen, die vom Skelett gemacht wurden.«

    »Kein Problem. Ich schicke sie auf deinen Rechner.«
    »Hast du auch eine Skizze vom Fundort des Skeletts?«
    »Natürlich. Auch die maile ich dir rüber.«
    »Bist du ganz sicher, dass bei den Verletzungen an der Schädeldecke Fremdeinwirkung vorlag, dass es definitiv kein Unfall war?«
    »Absolut sicher, Maurice. Nach den Verletzungen zu urteilen, die das Opfer davongetragen hat, wurde ihm von hinten mehrfach auf den Schädel geschlagen. Wuchtige Schläge. Von jemandem, bei dem Kraft und Wut eine tödlichen Verbindung eingingen. Die Frau wurde, anders lässt es sich nicht beschreiben, wie ein räudiger Hund erschlagen. Wenn die Stoffreste analysiert sind, bekommst du den vollständigen Bericht.«
    »Was meinst du, sind Tatort und Fundort identisch?«
    »Schwer zu sagen. Nach so langer Zeit sind die Spuren kaum noch zu verwerten.«
    Erneut ergriff Gilles das Wort.
    »Unsere Techniker haben den Fundort penibel abgesucht und keine eindeutigen Hinweise nach der einen oder anderen Seite gefunden. Die Frage muss vorerst offenbleiben.«
    Es entstand eine kleine Pause. Dann ergriff Brigitte wieder das Wort.
    »Noch eine Bemerkung zum Gebiss der skelettierten Leiche. Die Frau ist Mitteleuropäerin. Typisch für
Europäer ist nämlich der schmale Gaumenbogen, der zur Engstellung des Gebisses führt. Die Schneidezähne im Oberkiefer sind meißelförmig, nicht schaufelförmig, wie zum Beispiel bei Afrikanern. Ansonsten war das Gebiss in schlechtem Zustand, was für eine Mittdreißigerin ungewöhnlich ist und auf ihren sozialen Status schließen lassen könnte.«
    »Du meinst, dass sie zu wenig Geld hatte, um ihr Gebiss in Ordnung zu halten?«
    »So ist es. Schlechte Zähne sind häufig ein Zeichen für schlechte Ernährung und frühe allgemeine körperliche Vernachlässigung infolge knapper Geldmittel und Nachlässigkeit seitens der Eltern.«
    »Wir recherchieren in den Zahnarztpraxen, ob irgendwo einmal ein Abdruck ihrer Zähne gemacht wurde. Dann hätten wir ihre Identität.«
    »Und wir versuchen, ob wir nach all den Jahren noch DNA isolieren können.«
     
    »Franck, Sie nehmen sich die Vermisstenfälle von damals vor«, ordnete LaBréa an, nachdem Dr. Foucart und Gilles das Büro wieder verlassen hatten. »Und zwar für den Zeitraum 2000 bis 2004. Und ich sehe mich nachher mal am Fundort des Skeletts um.«
    »Ich denke, ich soll diesen Tanzschuppen observieren?«
    »Ja, aber nur abends und erst ab übermorgen. Falls das bis dahin überhaupt noch notwendig sein sollte.
Vielleicht kommen wir schneller ans Ziel, als wir denken.«
    »Hoffentlich«, murmelte Franck.
    »Claudine hilft Ihnen bei den Vermisstenfällen. Die Tote von der Gare de Lyon hatte einen Namen, eine Adresse, kurz: eine Identität, und die gilt es herauszufinden. Und Sie, Jean-Marc, machen weiter mit dem Fall Griseldis Geminard. Bringen Sie mir innerhalb der nächsten Stunden die beiden Herren vom Paradis hierher. Claudine, Sie bleiben an Augustine Geminard dran, bis wir diesbezüglich eine eindeutige Klärung

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